
Der Skandal ist da, das Kunstwerk zum Skandal wird folgen: Donald Trump soll im Basler Bahnhof absteigen, und zwar als Gekreuzigter. Wie die Zuger Galerie, die den Coup plant, am Mittwoch mitteilte, wird der amerikanische Präsident in Basel nicht nur ans Kreuz geschnallt, er soll auch Häftlingskleider tragen. Der gekreuzigte Trump hat nahezu Lebensgrösse. Die Idee stammt vom britischen Künstler Mason Storm.
Werden religiöse Gefühle verletzt?
International bekannt wurde Storm als ehemaliger Mitarbeiter des mysteriösen Street Art-Künstlers Banksy. Storm wird Banksys skandalöses «Affenparlament» zugeschrieben, eine dystopische Darstellung des britischen Unterhauses mit Schimpansen als Parlamentarier, Er sorgte für Aufsehen, als er 2010 ankündigte, das Gesicht von Banksy auf einem seiner Gemälde enttarnen zu wollen. Seitdem trägt er selber eine Maske.
Seine Skulptur des gekreuzigten Trump mit Namen «The Saint or The Sinner» (Der Heilige oder der Sünder) soll ab 6. September in der ehemaligen Brasserie temporär zu sehen sein. Nach einer ersten Umfrage von «20 Minuten» in Basel sind die Meinungen dazu kontrovers. Religiöse Menschen reagierten verletzt.

Die Aktion veranlasst hat die Galerie Gleis 4, die bereits in Zug am Bahnhof einen Kunstraum als Zwischennutzung betreibt. Als die Inhaber Melanie und Konrad Breznik vom Angebot der SBB erfuhren, auch die leerstehende Brasserie im Westflügel des Basler Bahnhofs für ihre Zwecke mieten zu können, habe man das Angebot zunächst als «Aprilscherz» verstanden, sagen sie. Die Brasserie ist denkmalgeschützt und zählt zu den architektonisch prägnantesten ehemaligen Bahnhofbuffets der Schweiz.
Ist ER der Erlöser oder ein Krimineller?
«The Saint or The Sinner», so die Galeristen, will man in Basel mit der Absicht zeigen, die Öffentlichkeit mit der Frage von Schuld und Verantwortung zu konfrontieren. Die Kunst- und Kulturstadt Basel wird ab 6. September vor eine Probe gestellt.
Dabei ist ein Witz nicht zu übersehen: Man kann das Trump-Double als Erlöser lesen, wenn das Kreuz steht. Wenn das Kreuz allerdings horizontal am Boden placiert wird, wirkt die Figur so, als ob der Gefangene auf die Todesspritze warte.
«Wer hat das Recht, über Gut und Böse zu entscheiden?,» fragen die Galeristen. Darüber befinden wird schliesslich der Käufer. Denn man kann Trump mit nach Hause nehmen. Er soll nicht teurer als rund 20'000 Franken sein.


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