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Nidwalden

Zwei Frauen beleben mit herausfordernden Bildern und Skulpturen die Galerie Stans

Nadja Iselis Steinskulpturen korrespondieren mit Grafitzeichnungen von Gabriela Schoenenberger.
Nadja Iseli (links) und Gabriela Schoenenberger mit ihren Werken in der Galerie Stans. (Bild: Romano Cuonz (Stans, 8.3.2022))
Eine Basaltskulptur von Nadja Iseli im Garten der Stanser Galerie. (Bild: Romano Cuonz (Stans, 8.3.2022))
Unbestimmte, unverfestigte Landschaften von Gabriela Schoenenberger. (Bild: Romano Cuonz (Stans, 8.3.2022))

Romano Cuonz

Romano Cuonz

Romano Cuonz

«Ich kenne Gabriela Schoenenberger schon seit 40 Jahren, sie ist eine Freundin von mir», sagt die Luzernerin Nadja Iseli. Gabriela Schoenenberger aus Willisau bestätigt: «Wir passen zusammen, da gibt es eine Art Seelenverwandtschaft.» In der Galerie Stans finden sich die beiden Frauen erstmals zu einer gemeinsamen Ausstellung. Und in der Tat: Man braucht bloss über die Schwelle ins kellerähnliche Erdgeschoss zu treten, um zu erkennen, wie die zwei Künstlerinnen miteinander in einen Dialog treten. Auf eine ebenso geheimnisvolle wie faszinierende Weise.

Nadja Iselis Liebe zum Basalt

In den beiden Kellerräumen, im angrenzenden Innenhof und im Aussenbereich begegnen wir kleineren und grösseren Skulpturen von Nadja Iseli. Die Steinbildhauerin arbeitet sie mit Hammer, Meissel und Säge aus dem Lavagestein Basalt heraus. Einzelne Teile ihrer Figuren – sie tragen Titel wie «Birkenblatt», «Basalthaus», «Twist» oder «Knospe» – poliert und schleift sie. Sie tut dies so lange, bis der Basalt sein glänzend schwarzes Innenleben zeigt und da und dort als «Hauszeichen» sichtbar wird. An andern Stellen, etwa am Sockel, belässt sie dem Urgestein seine wilde Rauheit, die es beim Abbau aufweist. Dazwischen greift sie mit Säge und Meissel eher sachte in den rohen Stein ein. Drei verschiedene Arbeitsprozesse, drei verschiedene Erscheinungsformen in Iselis Skulpturen!

Basalt ist ein eruptives Lavagestein, das sich die Künstlerin in Hessen, einem der grössten Basaltgebiete Europas, beschafft. «Der erste Stein, den ich bearbeitet habe, war aus Basalt», sagt die Künstlerin. Seither habe sie die Liebe zu diesem Lavagestein nie mehr verloren. «Mich faszinieren die grosse Tiefe, die Farbe, ja die Schwärze, die dieser Stein hervorbringt.» Ein Grundthema all ihrer Arbeiten ist der Gegensatz zwischen in der Natur Gefundenem oder Gebrochenem und dem gezielten Eingriff, den sie daran vornimmt. Das Haus-Thema, dem man in zig Varianten begegnet, passt ins denkmalgeschützte Handwerkerhaus von 1874, in dem sich die Galerie befindet.

Gabriela Schoenenberger zeichnet mit Grafit

Wie Nadja Iseli sich mit Basalt beschäftigt und dabei viele Geheimnisse dieses Urgesteins offenlegt, so lässt Gabriela Schoenenberger das kristalline Mineral Grafit auf ihren Papierbögen kreativ werden. Zu den grauen Linien kommen malerische Momente, vom Ölstift gesetztes Weiss und zurückhaltend beigegebene Farbtöne. Es entstehen Wechselspiele zwischen Hell und Dunkel. Auf den ersten Blick hat man als Besucher das Gefühl, hier unbestimmten, nicht verortbaren Landschaften gegenüberzustehen. Landschaften aber, die mit den Skulpturen und Häusern ihrer Freundin im Einklang stehen. Man ist versucht zu sagen: Da haut die eine der Frauen Steine aus ihren eigenen Landschaften heraus, um sie zu bearbeiten.

Die andere aber baut für die herausgelösten Skulpturen kunstvolle innere, fast marmorartig wirkende Landschaften auf. Solche Gedanken sind möglich. Jedenfalls wenn die beiden ihre Werke gemeinsam ausstellen. Indessen: Schoenenbergers Landschaften, in denen graue Grafittöne vorherrschen, machen einen ratlos. Was wir auf den ersten Blick als Landschaften zu erkennen glauben, kommt uns keineswegs bekannt vor. Ja, sind es denn wirklich Landschaften? Je mehr wir uns aus unseren eigenen Vorstellungen lösen, desto mehr Neues und vielsagend Anderes entdecken wir darin. Die Bilder sind auf jeden Fall einen zweiten und auch dritten Blick wert. Mit der Zeit spüren und sehen wir, wie hier eine statische graue Welt in Bewegung gerät. Wie diese uns die Vielfalt der oft verkannten Farbe Grau in all ihren Schattierungen vor Augen führt.

Die Idee, das alte Haus am Dorfplatz 11 von zwei «seelenverwandten» Frauen innen und aussen bespielen zu lassen, hatte Giorgio Späni, der Präsident des Galerieteams. A propos neue Galerie: Deren besondere Idee, eine fürs breite Publikum erschwingliche «Edition 11» anzubieten, wird von den beiden Künstlerinnen fortgesetzt. Gabriela Schoenenberger geht in kleinen Bildern von den Farbschichten aus, die im früheren Wohnraum des alten Hauses freigelegt wurden. Diese überarbeitet sie. Elfmal verschieden. Nadja Iseli hat aus einem Jurakalkbrocken gleich elf Flury-Häuser gefräst und geschliffen.

Nicht umsonst bezeichnet Kunstvermittler Urs Sibler diese Ausstellung als herausfordernd, aber auch als «ein beglückendes Ereignis».

Galerie Stans, Dorfplatz 11: Nadja Iseli und Gabriela Schoenenberger – Steinskulpturen/Zeichnungen. 12. März bis 10. April 2022. Öffnungszeiten: Donnerstag/Freitag 15–18 Uhr. Samstag/Sonntag 13–16 Uhr.

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