
Der Mann ist offenbar fleissig unterwegs und er wechselt rasch seinen Wohnsitz. Neuerdings gibt er vor, in Zug daheim zu sein. Am letzten Samstag im September tat er dies in einem Gebäude in der Stadt. Gemeint ist ein englisch sprechender Bursche mit dunklem Haar, der sich in den vergangenen Wochen bei diversen Mietparteien in mindestens drei Mehrfamilienhäusern in Zug und Luzern als Nachbar ausgegeben hatte.
Dass es sich dabei um ein und dieselbe Person handelt, ist zwar nicht eindeutig erwiesen. Anhand eines Fotos, das eine Mieterin bei einer Begegnung in Zug gemacht hat, konnte ein Bewohner einer Luzerner Wohnung, der dem «fremden Nachbarn» ebenfalls gegenübergestanden hat, eine grosse Ähnlichkeit mit diesem erkennen.
Immer gestresst wirkend
Auch die Vorgehensweise ist immer dieselbe, wie drei verschiedene Parteien aus Zug und aus Luzern unabhängig voneinander telefonisch schildern. Der Unbekannte klingelt demnach vermutlich wahllos an Wohnungstüren in verschiedenen Stockwerken und bittet die Leute, immer etwas gestresst wirkend, um Bargeld für den Pizzakurier. Dies, weil dessen Gerät für die elektronische Bezahlung defekt sei. Weil der Pizzabote in Eile sei, brauche er, der Nachbar, sofort Bargeld.
Der Mann versichert dabei immer, in spätestens 30 Minuten beim Geldautomaten «Cash» zu beziehen und seine Schulden zu begleichen. Das berichteten ebenfalls sämtliche betroffenen Leute.
Eine Zugerin meldete sich bei unserer Zeitung, kurz nachdem sie von solchen Vorfällen aus Luzern erfahren hatte. Sie selbst öffnete dem Mann die Türe nicht, eine Freundin, die eine Etage über ihr wohnt, aber schon. «Sie erzählte mir von einem fremden Mann, der bei ihr an der Wohnungstür auftauchte und sich als neuer Mieter vorgestellt hatte», schildert die Mieterin, die anonym bleiben will, die Aussagen ihrer Nachbarin.
Der Mann tischte der Bewohnerin an der Wohnungstür die Geschichte vom Pizzakurier auf, den er jetzt bar bezahlen müsse. Die Frau lieh ihm 30 Franken und gab ihm noch eine Spezialität mit, die sie zuvor gebacken hatte. Das leere Geschirr dazu hinterliess der Fremde im Treppenhaus in einem anderen Stockwerk.
Keine fremden Personen ins Gebäude lassen
Die Verwaltung des Gebäudes in Zug wurde von einer betroffenen Mieterin über die Begegnung unterrichtet und hat umgehend reagiert. «Wir haben bereits vor einiger Zeit zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen, auf die hier nicht näher eingegangen wird», lässt sich ein Sprecher der Verwaltung zitieren. Er geht davon aus, dass sich die unbefugte Person auf irgendeine Weise eingeschlichen hat. «Wir appellieren in erster Linie an das Nutzungsverhalten der befugten Personen. Etwa dass sie es zwingend unterlassen sollen, fremde Personen mitzunehmen, egal aus welchem Grund diese glauben, eintreten zu müssen.»
Bei der Zuger Polizei ist bislang keine Meldung zu den geschilderten Vorkommnissen rapportiert worden, wie Mediensprecherin Melanie Merten auf Anfrage mitteilt. Grundsätzlich könnten derartige Betrugsformen in Wellen auftreten und sich in unterschiedlicher Ausprägung zeigen, fährt sie fort.
Die Zuger Polizei empfiehlt bei Begegnungen dieser Art:- Misstrauisch sein, wenn Unbekannte an der Haustüre Geld verlangen oder ungewöhnliche Geschichten erzählen.
- Nachbarn informieren, falls ähnliche Situationen im Haus auftreten.
- Keine Zahlungen leisten und keine persönlichen Daten herausgeben.
- Umgehend die Polizei via Notruf 117 benachrichtigen, wenn ein solcher Vorfall beobachtet oder erlebt wird.
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