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Zug

Zu wenig Schwimmunterricht? Die betroffenen Gemeinden finden: «Nein»

Risch, Neuheim und Walchwil sind überzeugt, dass sie auch mit deutlich weniger Lektionen Schwimmunterricht als in anderen Gemeinden die Ziele des Lehrplans 21 erreichen. Bei der Wasserknappheit ist mit weiter ansteigenden Schülerzahlen jedoch keine Entspannung in Sicht.
Michael Fuchs. (Bild: Werner Schelbert)
Die Gemeinde Risch will seine Primarschulkinder nach der Sanierung des Freibads Rotkreuz dank geheiztem Wasser acht Wochen länger in diesem unterrichten. (Bild: Stefan Kaiser (29. Juni 2021))
Der Neuheimer Rektor Dominik Lehner. (Bild: Werner Schelbert (Neuheim, 8. April 2016))
Der Walchwiler Rektor Beat Schäli. (Bild: Stefan Kaiser (Cham, 10. Mai 2017))

Zoe Gwerder

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Zoe Gwerder

Im Kanton Zug werden die Anforderungen des Lehrplans 21 beim Schwimmunterricht von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich bewertet. Die Schulen Menzingen und Steinhausen rechnen mit 150 Lektionen während der gesamten Primarschulzeit, um die Vorgaben zu erfüllen. Steinhausen mit 76 Lektionen reichte deshalb beim Kanton Zug ein Gesuch um Reduktion der Anforderungen ein. Die Gemeinde ist hierbei allerdings die einzige, obwohl Risch (55), Neuheim (60) und Walchwil (72) ihren Schulkindern noch weniger Lektionen Schwimmunterricht bieten können. Doch der Kanton überlässt das Urteil den Gemeinden.

In Risch begründet Rektor Michael Fuchs den Entscheid folgendermassen:

«Es braucht nach unserer Auslegung kein Gesuch um Reduktion der Ziele bei der Zuger Bildungsdirektion.»

Er gibt zu bedenken, dass die Umsetzung solcher Lehrpläne einen mehrjährigen Prozess darstelle – auch im Bereich Schwimmen.

Und den Lehrplan 21 könne seine Gemeinde ganz sicher spätestens ab 2024 auch im Bereich Bewegung im Wasser umsetzen, sobald das Freibad saniert und an die Fernwärme angeschlossen ist. «Dies ermöglicht uns die aktuellen je sechs Wochen vor und nach den Sommerferien um vier auf je zehn Wochen mit Schwimmunterricht im Freibad zu erhöhen.» So wird Risch insgesamt 79 Lektionen Wasserzeit während der Primarschulzeit bieten. Fuchs weist zudem darauf hin, dass ein Teil der Unterrichtsziele des Lehrplans 21 im Bereich Wasser auch im Schulzimmer erfüllt werden können.

Wassersicherheitscheck in der dritten Klasse

In der Gemeinde Risch erhalten die Schulkinder in der dritten Klasse während eines Semesters intensiven Schwimmunterricht. «Für diesen konnten wir uns bis voraussichtlich 2027 Wasserfläche im Hallenbad Röhrliberg sichern», so Fuchs. Dort unterrichte eine Schwimmlehrperson die Kinder. Das Semester werde mit dem Wassersicherheitscheck abgeschlossen. «Wenn ein Kind diesen nicht besteht, muss er wiederholt werden.» Ab der vierten Klasse erhalten die Kinder über die wärmeren Monate Schwimmunterricht im Freibad.

In Neuheim sind die Schulkinder während 60 Lektionen im Hallenbad Lättich in Baar, wo sie von einer Schwimmlehrperson – gemeinsam mit der Klassenlehrperson – unterrichtet werden. Auf die Frage, ob dies für die Ziele des Lehrplans 21 reiche, weist der Neuheimer Rektor Dominik Lehner darauf hin, dass es sich nicht um ein geeichtes System handle:

«Jede Schule muss selbst beurteilen, was reicht, um die Ziele des Lehrplans zu erreichen.»

Da es sich bei der von den Schulen angegebenen Anzahl Lektionen nur um jene handelt, die fix eingeplant sind, gibt es nach oben jeweils Spielraum, wie die Rektoren aller drei Gemeinden erklären. Dominik Lehner führt für Neuheim aus: «Es gibt immer wieder Anlässe – bei Schulreisen, in Klassenlagern oder anderen Ausflügen – bei welchen wir uns mit den Klassen am und im Wasser bewegen.» Am Ende zählten dann auch diese Lektionen.

Auch der Walchwiler Rektor Beat Schäli ist der Ansicht, dass seine Gemeinde mit 72 Lektionen die Ziele erreicht. «Die Nähe zum See gibt uns zudem die Möglichkeit, an warmen Tagen während der Sportlektionen Schwimmen zu gehen.» Gemäss Schäli erhalten die Schulkinder in Walchwil in der dritten und vierten Klasse Schwimmunterricht. «Wir ziehen die Lektionen des ganzen Schuljahres zusammen und gehen während zweier Wochen nach Brunnen ins Hallenbad, wo zwei professionelle Schwimmlehrpersonen die Kinder gemeinsam mit den Lehrpersonen unterrichten.»

Da Walchwil seine Schulkinder während der Schwyzer Schulferien in Brunnen unterrichtet, sei die Kapazität dort weiter ausbaubar, sollte dies nötig werden. Anders als in der Gemeinde Walchwil, deren Wachstum grösstenteils ausgeschöpft ist, müssen die Gemeinden Neuheim, Risch, aber auch Steinhausen in den nächsten Jahren mit einem weiteren Bevölkerungswachstum rechnen.

Herausforderung Zukunft

Entsprechend werden die bestehenden Wasserflächen noch knapper. Bereits heute bewegen sich Hallenbäder in Baar und Cham, welche von den drei Gemeinden mitbenutzt werden, an ihrer Kapazitätsgrenze. So musste die Gemeinde Cham den Schwimmunterricht der eigenen Kindergartenkinder kürzen, weil die Fläche im Nichtschwimmerbereich fehlt.

Gemäss dem Rischer Rektor Fuchs ist man in seiner Gemeinde daran, neue Möglichkeiten zu prüfen. «Auch ausserhalb des Kantons Zug.» Dasselbe gilt für Neuheim, wie Rektor Lehner sagt: «Bis hin zu Überlegungen, ob es in Zukunft in Neuheim möglich wäre, im Verbund mit anderen Gemeinden Wasserfläche zu erstellen» – sprich, ein Hallenbad zu bauen. «Wir würden gerne mehr im Wasser unterrichten.»

Auch in Steinhausen, wo ein Grossteil der Wasserfläche bereits heute mit einem privaten Hallenbad abgedeckt wird, arbeitet die Schule derzeit daran, mehr Lektionen Schwimmunterricht anbieten zu können. Es werde derzeit versucht, mehr Wasserfläche zu erhalten, sagt Rektor Peter Meier. Auch die umliegenden Gemeinden würden auf der Suche nach mehr Wasserfläche angeschrieben. Meier:

«Wir wollen die Lücke schliessen.»

Ein erstes Ziel hierzu sei, dass man dank zusätzlicher Zeitfenster ab dem Sommer eine weitere Schulstufe in den Schwimmunterricht schicken könne – hoffentlich, wie er sagt.

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