
Woodstock in Schlierbach: Das ist keine Hochstapelei, sondern so heisst die Feier anlässlich des 130-Jahr-Jubiläums der Musikgesellschaft. Beim Motto orientierte sich das OK einerseits am gewaltigen Musik-Festival von 1969 bei New York, noch mehr aber inspirierend ist das Woodstock der Blasmusik, das seit 2011 in Österreich stattfindet und inzwischen über 100'000 Leute anlockt.
Im luzernischen Schlierbach geht es auch eine bis zwei Nummern kleiner. «Dass es aber ein Fest geben muss, war klar. Deshalb verschickten wir Anfragen an Kapellen und Bands, die wir kennen», erklärt Sarah Troxler, OK-Mitglied der Jubiläumsfeier Woodstock@Schlierbach. Die Party wird jetzt aber etwas ausgedehnter als erwartet. «Weil alle Bands zugesagt haben, womit wir nicht rechneten. Also gibt es ein Festival mit einem grösseren Lineup.»
1000 Leute im Publikum und 100 auf der Bühne
Dazu braucht es angemessene Infrastruktur. Rund zehn Tage vor dem Fest bauen zwei Dutzend Vereinsmitglieder Festzelte mit Bühnen beim Schulgelände auf. «Im grossen Woodstock-Zelt und im kleineren ‹Woodstöckli› können insgesamt 1000 Personen feiern. Am Samstag spielen zehn Bands je eine halbe Stunde, es läuft immer Livemusik», sagt OK-Präsident Roland Troxler, der seit vielen Jahren in der MG Schlierbach musiziert.
Der Freitag ist im ersten Teil eine reine Schlierbacher Angelegenheit, jedoch mit internationaler Beteiligung. Die Brass Band aus dem Kanton Luzern pflegt nämlich Freundschaften mit Musikvereinen aus Schlierbach in Deutschland und Schlierbach in Österreich.
Nach der Öffnung des Festgeländes um 18 Uhr spielt die Harmoniemusik aus Österreich ein Kurzkonzert. Highlight des Abends ist dann der zweite Programmpunkt um 19.30 Uhr. Das Stichwort «Schlierbach Hoch3» wird als gemeinsames Spielen des Konzert-Marsches «Oifach Miar» von den drei Vereinen zelebriert. «Da spielen über 100 Personen gleichzeitig auf der Bühne in einem Zelt. Das gibt Gänsehaut», ist Es-Hornistin Sarah Troxler überzeugt. Der Verein aus Deutschland, ebenfalls eine Harmoniemusik, schliesst den Schlierbacher Teil ab, bevor die Luzerner Blaskapelle «Lublaska» um 21 Uhr übernimmt. Der Eintritt am Freitag ist frei.
Vereinsfahne wie ein Puzzle zusammengesetzt
Festlich wird es am Samstag um 13 Uhr mit der Fahnenweihe. Das ist Urban Gassmanns Stunde. Der 75-jährige Musiker ist seit 16 Jahren Mitglied der MG Schlierbach, sein Cornet hat er zur Seite gelegt und dafür das Ehrenamt als Fähnrich übernommen. Neuland betrat er nicht, wie er sagt. «Im Militär war ich Fähnrich, so sprang ich bei der Musikgesellschaft temporär ein, als mein Vorgänger verhindert war, und bin geblieben.» Überzeugt werden musste er nicht. Gassmann, der am Jubiläum bereits von seinem Nachfolger Lukas Küng unterstützt wird, hat eine Schwäche für Fahnen und Geschichte.
Bei Recherchen ist er auf die erste Vereinsfahne gestossen. «Diese befand sich zusammengeknüllt in einem Plastiksack und bestand aus tausend Einzelteilen. Jemand sagte mir, ich solle die wegwerfen», sagt er fast empört und unterstreicht dabei deren Bedeutung als Symbol für Treue, Gemeinschaft und Identität. So setzte er die erste Fahne in akribischer Kleinarbeit wie ein Puzzle wieder zusammen. Dann liess er sie hinter Plexiglas schützen. Am Fest werden sämtliche Vereinsfahnen präsentiert. Der Eintritt am Samstag beträgt 25 Franken im Vorverkauf, an der Abendkasse 30 Franken.
Zur Vereinsgeschichte gibt Gassmann ein Beispiel der ersten Stunde. «Die MG Schlierbach existiert auf dem Papier seit 1895. Die Korporationen Etzelwil und Schlierbach spendeten je 200 Franken für die ersten Instrumente. Beide Korporationen stellten als Bedingung, dass die andere auch zahlt», zitiert er schmunzelnd aus der Chronik.
Apropos Gemeinschaft: Die drei Musikvereine aus Deutschland, Österreich und der Schweiz treffen sich seit über 40 Jahren. Das erste internationale Schlierbacher Treffen fand 1985 im Kanton Luzern zur 90-Jahr-Feier der MG statt. Vereinspräsident Michael Koller betont: «Eine Schlierbacher Einladung schlägt kein anderer Schlierbacher Verein aus, es ist Ehrensache und immer eine Freude, einander zu treffen.»
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