Dominik Weingartner
Dominik Weingartner
Die Gegner des Windkraftprojekts auf dem Stierenberg in Rickenbach wollen Nägel mit Köpfen machen. Anstatt das Projekt dereinst mit Einsprachen zu versenken, lancieren sie eine Initiative, mit der in der Ortsplanung festgeschrieben werden soll, dass Bauten wie Windräder auf dem Stierenberg zonenplanerisch gar nicht mehr möglich wären.
Mittels einer Gemeindeinitiative wollen die Projektgegner den Gemeinderat auffordern, entsprechende Regulierungen in der Ortsplanung festzulegen. Hinter der Initiative steht ein Komitee aus drei Personen: Pirmin Kammermann, Samuel Hodel und Peter Furrer. Sie sind Anwohner aus dem Rickenbacher Ortsteil Mullwil sowie aus Pfeffikon und fürchten die direkten Auswirkungen der Windkraftanlagen.
Projekt für 20 Millionen Franken
Hinter dem Windkraftprojekt stecken die CVP-Nationalrätin Priska Wismer und ihr Mann Roland, die am Fusse des Stierenbergs einen Hof betreiben. Sie planen einen Park mit drei Windrädern mit einer Maximalhöhe von 180 Metern (Nabenhöhe 120 Meter), der Strom für 4600 Haushalte produzieren soll. Kosten soll das Ganze rund 20 Millionen Franken. Während die CVP-Nationalrätin darin einen Beitrag zur Energiewende sieht, fürchten die Gegner die Beeinträchtigung ihres Naherholungsgebiets oder ihrer Nachbarschaft.
Gegner und Initiant Pirmin Kammermann wohnt im Rickenbacher Weiler Mullwil, etwa 1,2 Kilometer vom Standort entfernt, wo die Windräder dereinst zu stehen kommen sollen. Er sagt:
«Ich bin überzeugt, dass ein grosser Teil der Bevölkerung die Windräder nicht will.»
Die Sammelfrist für die Initiative beginnt am 1. September. Die Gegner haben 60 Tage Zeit, um mindestens 220 Unterschriften zu sammeln. Das entspricht den vorgeschriebenen zehn Prozent der Rickenbacher Stimmberechtigten. Kommt die Initiative zu Stande, kann die Bevölkerung über eine Sonderschutzzone auf dem Stierenberg abstimmen, die Windkraftanlage wäre dann nicht mehr möglich. Der Gemeinderat müsste innert 12 Monaten entsprechende Bestimmungen erlassen.
Priska Wismer spricht auf Anfrage von einer «unnötigen Vorgehensweise» der Gegner. Denn: Die Rickenbacher Bevölkerung muss sowieso einer Umzonung zustimmen, damit die Anlage überhaupt gebaut werden darf. «Wir planen für November die öffentliche Auflage», sagt Wismer. «Dann wird es einen weiteren Informationsanlass für die Bevölkerung geben.» Wismer fürchtet, dass jetzt eine Entscheidung gefällt werden könnte, die «nicht faktenbasiert» sei.
Schreiben an alle Haushalte
Die Gegner sind vom Erfolg der Initiative überzeugt. Am 2. September landet der Unterschriftenbogen für die Unterzeichnung der Initiative in allen Briefkästen der Rickenbacher und Pfeffiker Haushaltungen. Beigelegt sei ein Begleitbrief sowie ein vorfrankiertes Rückantwortcouvert, so Pirmin Kammermann. Minimaler Aufwand für eine Unterschrift. «So können wir die Schutzkonzepte umgehen», sagt Kammermann. Denn die Unterschriftensammlung auf der Strasse gestaltet sich in Zeiten einer weltweiten Pandemie schwierig.
Was die Windkraft-Gegner zusätzlich positiv stimmt: Bereits im vergangenen Dezember haben sie eine Petition gegen das Projekt mit 1610 Unterschriften eingereicht, wovon 337 aus Rickenbach stammten. «Der Wert des Stierenbergs als Naherholungsgebiet hat sich während des Lockdowns gezeigt», sagt Kammermann. Es seien viel mehr Leute auf den Hügel gepilgert. Es komme hinzu, dass sich unter dem Stierenberg Trinkwasserreserven befinden. Die Gegner befürchten, diese würden durch die tonnenschweren Anlagen beeinträchtigt.
Windkraft polarisiert im Dorf
Für CVP-Nationalrätin Wismer hingegen ist klar: «Der Handlungsbedarf bei den erneuerbaren Energien ist gross. Die Mehrheit der Bevölkerung nimmt dieses Problem wahr.» Das Bewusstsein der Menschen für diese Herausforderung wachse. Wismer:
«Wir müssen die nachhaltige Stromversorgung selber an die Hand nehmen.»
Dass die Windräder die Gemüter rund um den Stierenberg bewegen, hat sich bei einer Informationsveranstaltung der Gemeinde Rickenbach im Januar gezeigt. Damals informierten die Initianten in einer proppenvollen Turnhalle über das Projekt. Schon damals äusserten sich viele kritische Stimmen. Doch ist es auch die Mehrheit im Dorf?
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