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Luzern

Wiedereröffnung der Schulen: Ein Stück Normalität, aber doch anders

Auch im Schulhaus Roggern 2 in Kriens wurde am Montag der Unterricht wiederaufgenommen. An den neuen Schulalltag müssen sich die meisten noch gewöhnen.
Auf Distanz: Die 3. Sekundarklasse von Lehrer Robin Burri im Schulhaus Roggern. (Roger Grütter (Kriens, 11. Mai 2020))

Pascal Linder

Nach sechs Wochen öffneten am Montag die obligatorischen Schulen schweizweit wieder ihre Türen. Auch im Schulhaus Roggern 2 in Kriens erschienen die Schüler wieder zum Unterricht. Ein grosser Schritt in Richtung Normalität – dennoch ist der Schulalltag anders als zuvor. Ein Besuch vor Ort.

Die Schüler aus der dritten Oberstufe erscheinen motiviert zum Unterricht. «Ich freue mich, die anderen wiederzusehen. Es ist aber auch gewöhnungsbedürftig, denn normalerweise umarmen wir uns zur Begrüssung», sagt Luzia Borner, Schülerin der Klasse 3v. Ihre Kollegin Simona Zuberbühler meint: «Es war schön, dass wir uns endlich wiedersehen konnten.» Über mehrere Wochen hinweg mussten die Schüler zu Hause büffeln, nicht allen ist das leicht gefallen: «Es war nicht immer einfach, sich nicht vom Handy ablenken zu lassen», erzählt etwa Klassenkamerad Alexander Stofer. Bei Luzia Borner seien es bellende Hunde gewesen, die ihr zwischendurch die Konzentration raubten.

Digitalisierung vorangetrieben

Robin Burri ist der Klassenlehrer der Klasse 3v. Auch er freute sich auf den Schulbeginn. «Es ist schön, wenn man die Schüler wieder persönlich in Fleisch und Blut vor sich sieht.» Er zieht durchaus eine positive Bilanz aus dem Fernunterricht:

«Es ist erstaunlich, wie gut ich den Schulstoff online voranbringen konnte. Wir haben nicht nur repetiert, sondern konnten auch Themen weiterführen.»

Im Fernunterricht waren die Schüler mehr auf sich allein gestellt als in der Schule. Dies sei ein gutes Training für die Selbständigkeit im späteren Berufsleben, sagt Burri.

Robin Burri zieht auch positive Aspekte aus der Coronakrise. Dabei spricht er die Digitalisierung an: Während des Heimunterrichts war die Schule auf eine funktionierende digitale Infrastruktur angewiesen. Diese hätte die Schule ohnehin in den nächsten Jahren einführen wollen. «In Kriens redete man von einem mehrjährigen Zeithorizont, schliesslich hat man das Ganze innert wenigen Tagen auf die Beine gestellt.» Es habe sich gezeigt, dass man viel flexibler und kreativer sei, als man manchmal denke.

Hände waschen vor dem Unterricht

Das Schulhaus Roggern 2 muss diverse hygienische Massnahmen einhalten. Für Burri gilt: «Ich lüfte das Klassenzimmer regelmässig und desinfiziere die Flächen häufig.» Türklinken oder Computertastaturen müssten besonders oft desinfiziert werden. Die Schüler seien zudem angehalten, regelmässig die Hände zu waschen - etwa immer dann, wenn sie das Klassenzimmer betreten. Die Pulte der Schüler wurden auseinander gestellt, sodass die nötigen Abstände eingehalten werden. Vor dem Lehrerpult ist eine Bodenmarkierung angebracht.

Die Sicherheitsmassnahmen müssen auch im Sportunterricht umgesetzt werden. «Nach dem Turnen desinfizieren die Schüler alle benutzten Geräte, und sie dürfen nur gestaffelt duschen gehen», erklärt Burri. Er ist der Meinung, dass die Schulöffnung gerade rechtzeitig kam. «Aufgrund der veröffentlichten Studien denke ich, dass die heutige Schulöffnung durchaus vertretbar ist.» Ob es aber wirklich der richtige Schritt war, werde man erst in zehn Tagen sehen – dann könne man beurteilen, wie sich die Lage entwickelt hat.

Schüler halten sich mehrheitlich gut an die Massnahmen

Robin Burri ist nach dem ersten Morgen zufrieden mit seinen Schülern. Sie würden sich mehrheitlich gut an die vorgeschriebenen Massnahmen halten. «Vielleicht werden sie mit der Zeit etwas nachlassen», sagt der 31-jährige Lehrer. Er mache sich aber nicht gross Sorgen, dass es nicht klappen wird. Wenn man sehe, dass etwas nicht funktioniert, dann müsse man die eine oder andere Anpassung machen.

Auch unter den Lehrern änderten sich ein paar Dinge. Zum Beispiel nehme man beim gemeinsamen Mittagessen im Lehrerzimmer aufgrund der begrenzten Platzverhältnisse aufeinander Rücksicht und teilt sich seine Essenszeit ein. Sitzungen im Lehrerzimmer gibt’s keine mehr, sie finden zurzeit via «Teams» statt.

Faktor Lehrstellensuche

Was viele Schulabgänger aktuell beunruhigt, ist die Lehrstellensuche. Gerade während der Coronakrise gestaltet sie sich besonders schwierig. Da kann der Grossteil von Burris Schülern aufatmen. Auch er ist erleichtert: Er habe das Glück gehabt, dass 11 von 13 Schüler in seiner Klasse bereits vor der Krise eine Lehrstelle hatten. «Dies ist eine ziemlich privilegierte Lage für mich als Lehrer. Dadurch ist mir viel Stress entfallen.» Burri weist aber auch daraufhin, dass sich aufgrund der Wirtschaftslage erst noch zeigen müsse, ob die bereits vergebenen Lehrstellen auch tatsächlich angetreten werden können.

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