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Luzern

Wie ein kleines Schmuckgeschäft am Schwanenplatz überlebt

Der Familienbetrieb Stutz am Luzerner Schwanenplatz existiert seit 41 Jahren. Nun hat die nächste Generation übernommen. Der neue Chef musste dafür mit 32 Jahren nochmals in die Lehre.
Philippe Stutz vor seinem Geschäft am Schwanenplatz. Bild: Boris Bürgisser (Luzern, 10. August 2018)

Jeannette Voltz

Beim Luzerner Goldschmied Stutz am Schwanenplatz hat ein Generationenwechsel stattgefunden. Seit Februar schreibt Philippe Stutz die neuen Kapitel der Firmengeschichte. Es handelt sich um einem kleinen Familienbetrieb an bester Lage, nur einen Steinwurf von Luzerns berühmter Uhrenmeile, dem Grendel, entfernt.

Den Grundstein legten die Schwiegereltern Peter und Irene Stutz vor 41 Jahren, als sie von Peter Stutz’ Lehrmeister das Geschäft übernommen hatten. Als sich bei ihnen dann die Frage der Nachfolge stellte, fanden sie mit Philippe die optimale Lösung. Der Nachname passte bereits, da er kurz zuvor geheiratet und den Namen von Stutz’ Tochter Jasmin übernommen hatte.

Von der Forschung zum Schmuck

Peter Stutz wollte sein Lebenswerk einem Handwerker anvertrauen. Doch Philippe Stutz arbeitete zu diesem Zeitpunkt am renommierten Paul Scherrer Institut, eine Forschungseinrichtung für Natur- und Ingenieurwissenschaften. Also holte er die Lehre nach: «Ich war 32 Jahre alt, als ich 2012 die Lehre begann. Den Berufswechsel bereue ich keine Sekunde.» Zwei der vier Lehrjahre absolvierte er im familieneigenen Betrieb, zwei weitere beim Goldschmied Gamma in Solothurn. Nach dem Abschluss baute er das ehemalige Silberlädeli in der Gerbergasse zur Schmuckmacherei um. «Hier biete ich jetzt auch Workshops an oder halte Vorträge zum Thema Schmuck.»

In der Schmuckmacherei kann mit Modellierton das eigene Schmuckstück viel grösser als im Original gestaltet werden. Danach visualisiert es Stutz digital und setzt es bei Gefallen in Edelmetall um. Einer der ersten war ein junges Paar, die so ihre Eheringe kreierten: «Mit einem Lavastein aus Hawaii, dem Lieblingsort ihrer Weltreise, haben sie die Oberfläche bearbeitet. Ein einmaliges Schmuckstück. Ich hoffe sehr, dass das auf Nachahmer stösst.» Das Ganze hat Stutz auf Video festgehalten und will so noch weitere Kundschaft begeistern. Seine Kunden kommen aus der Mittelschicht aus Luzern und Umgebung: «Wir haben keine Touristen.»

Auf die Frage, was momentan im Trend liege, sagt Stutz: «Anders als etwa vor zehn Jahren, als grosse Ringe gefragt waren, sind es heute eher die feinen, filigranen.» Seinen Standort in der Nähe des Sees und der Kapellbrücke aufzugeben, war nie ein Thema. «Ich bin sehr gut vernetzt und kann vieles selber machen, das kommt mir zugute, vor allem, wenn die Geschäfte wie im Moment nicht optimal laufen.» Reich werden könne er damit nicht, aber er dürfe das tun, wofür er brenne.

«Schmuck ist eine ganz persönliche Angelegenheit»

Stutz habe für alle Anliegen eine Lösung – macht Schatzungen aus Erbschaften, kauft Schmuck an oder repariert auch mal Modeschmuck. Hauptsache, der Kunde ist König, lautet sein Credo. «Denn Schmuck», so der Jungunternehmer «ist eine ganz persönliche Angelegenheit». Unterstützt wird er von seinen Goldschmiedinnen, Iris Chang, Lucia Jacomet und Daniela Schilliger sowie vielen Freunden. Durch den Umbau sei ein Ort entstanden, an dem sich Tradition und Moderne treffen. Und das ist offensichtlich. Neben Biedermeierstühlen und opulentem Kristall Lüster findet sich auch ein Schulpult für die kleinen Kunden. Hier können sie sich mit Malutensilien und Spielsachen beschäftigen. «Es ging uns aber nicht darum die Kinder zu bespassen, sondern ihnen zu zeigen, dass sie bei uns einen Platz haben», sagt Stutz, der selber Vater des acht Monate alten Maxime ist.

Und woher kommt seine Kreativität? Die habe er auch schon als Bühnenbildner im Theater und bei Musicals unter Beweis stellen können. Unter anderem für den Verein Musical Fever, die Theatergesellschaft Meggen sowie für die Musicals «Rent», «Songs For A New World», «Closer Than Ever» oder «Hair». Seinem vielseitigen Talent sei es auch zu verdanken, dass der Umbau einen Bruchteil von dem gekostet habe, was ein Innenarchitekt daran verdient hätte.

Team wird vergrössert

Wer heute als Kleingeschäft überleben will, muss immer wieder etwas Neues wagen, das Wissen weitergeben und auch weiterentwickeln. So werde im Herbst ein weiterer Goldschmied zum Team stossen und eine Auszubildende hat bereits ihre Lehre angefangen. Das Team gewinne damit nicht nur an Manpower, sondern auch an Ideen.

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