Bei meinem Engagement als Begleiter auf dem kirchlichen Internetportal seelsorge.net bekomme ich oft Verzweiflungsanfragen von Menschen, die an ihrem Leben derart leiden, dass sie sich das Leben nehmen möchten. Das ist in jedem Fall ernst zu nehmen. Hilfreich ist es, die Leidenssituationen zu vermindern oder Lösungen zu finden, wie erträglicher damit umgegangen werden kann. Die Menschen möchten sich nicht aus freien Stücken das Leben nehmen, aber nicht mehr so grauenvoll weiterleiden müssen.
Die Medien spielen bezüglich der Suizidrate eine Rolle. Nachweislich führen explizite Berichterstattungen, die Selbsttötungen als Sensation verkaufen, zur Zunahme von Nachahmungstaten. Man spricht vom «Werther-Effekt» und bezieht sich dabei auf Goethes Briefroman «Die Leiden des jungen Werthers» von 1774, in dem die unglücklich verliebte Hauptfigur sich das Leben nimmt.
Dem gegenüber steht der «Papageno-Effekt», der sich auf den Vogelfänger in Mozarts «Die Zauberflöte» bezieht. Dieser will sich aus Verzweiflung über den vermeintlichen Verlust seiner Geliebten umbringen. Der ermutigende Zuspruch von drei Knaben bringt ihn von dieser Absicht ab.
Eugen Koller
kath. Theologe, Luzern, pensioniert,
Spitalseelsorger in Schwyz
eukol@bluewin.ch
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