Es ist ein windiger und kalter vierter Advent in Silenen bei der Ellbogenkapelle. Viele Autos sind vor Ort parkiert und lassen erahnen, dass ein besonderer Anlass stattfindet. Menschen strömen aus der kleinen Kapelle, als die Messe zu Ende geht. Einmal im Monat leitet Pfarrer Hubert Stollsteiner hier eine heilige Messe für die Mitglieder der Personalpfarrei Maria Immaculata. Die Kapelle ist klein, aber fein. Einfach und reduziert, zugleich schmücken schöne Malereien die Decke, die erst vor wenigen Jahren restauriert worden sind.
Der vierte Advent ist für viele Kinder die Zeit, in der das «Christchindli» naht und Geschenke bringt. «Aus christlicher Sicht hat diese Zeit jedoch eine tiefere Bedeutung», erklärte Stollsteiner. Während der Adventszeit tragen Pfarrer violette liturgische Gewänder, ein Zeichen für Busse, Umkehr und innere Vorbereitung. Der Advent sei eine Art Fastenzeit, eine Zeit der Einkehr. Es gehe darum, innezuhalten und sich innerlich auf die Ankunft Christi vorzubereiten. Der Advent sei noch nicht Weihnachten. Weihnachten selbst sei kein einzelnes Fest, das für sich stehe, sondern markiere den Anfang eines Weges. «Weihnachten ist nicht das Ziel, sondern der Beginn», sagte Stollsteiner. Mit der Geburt Jesu werde Gott Mensch, nicht in Macht oder Glanz, sondern in Armut, im Stall.
Geburt im Dunkeln, Licht für die Welt
Diese Geburt habe nicht zufällig in der Nacht stattgefunden. Jesus sei ungefähr um Mitternacht geboren worden, in dem Moment, in dem es am dunkelsten sei. Gerade darin liege eine zentrale Bedeutung. In die grösste Dunkelheit komme das Licht. Weihnachten stehe damit für einen Wendepunkt. Diese Menschwerdung habe einen klaren Sinn. Jesus sei nicht einfach geboren worden, um geboren zu sein. «Er ist gekommen, um zu erlösen», sagte Stollsteiner. Weihnachten lasse sich deshalb nicht von Ostern trennen. Die Geburt verweise auf das Kreuz und auf die Auferstehung. Ohne diesen Zusammenhang verliere Weihnachten seinen inneren Gehalt. Den grössten Teil seines Lebens habe Jesus nicht öffentlich gewirkt, sondern rund dreissig Jahre ein verborgenes, alltägliches Leben in einer Familie mit Maria und Josef geführt. Erst danach sei er öffentlich aufgetreten. Damit werde sichtbar, dass Gott nicht nur aussergewöhnliche Momente teile, sondern auch den Alltag. Auch die Geburt Jesu habe sich innerhalb konkreter historischer Umstände ereignet. Weihnachten habe sich damit nicht ausserhalb der Welt abgespielt, sondern innerhalb menschlicher Wirklichkeiten.
Liebe als innerer Weg
Mit Jesus habe eine neue Ordnung begonnen, nicht als starres Gesetz, sondern als Weg der Liebe, der Barmherzigkeit und der Wahrheit. Diese Botschaft habe sich nicht nur auf das äussere Verhalten gerichtet, sondern auf die innere Haltung des Menschen. «Es geht nicht nur darum, Regeln einzuhalten, sondern das Herz zu verändern», sagte Stollsteiner. Christliche Liebe beginne im Innern des Menschen. Erst wer diese Liebe in sich finde, könne sie weitergeben. «Ohne diese innere Liebe bleibt alles leer», sagte er. Weihnachten erinnere daran, dass diese Liebe nicht aus Pflicht entstehe, sondern aus einer inneren Bewegung heraus. Wenn der Mensch innerlich darauf vorbereitet sei, könne er sich auch an all dem erfreuen, was das Weihnachtsfest mit sich bringe.
So werde Weihnachten aus christlicher Sicht zu mehr als einem kulturellen Brauch. Es erinnere an den Beginn eines Weges, an die Geburt Jesu und an die Liebe, die im Innern beginnt und weitergegeben werden soll.

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