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Meiers Meinung

Warum man sich selbst als Weltstar pensionieren lassen darf

Man braucht dafür noch nicht einmal einer zu sein, findet Chefredaktor Meier.

Zwei Personalien sind mir diese Woche besonders aufgefallen.

Die erste: Sabine Meyer, die sich von den Bühnen dieser Welt verabschiedet. Plakativ könnte man behaupten, die deutsche Solistin sei die Anne-Sophie Mutter (um nicht zu sagen der Marco Odermatt) der Klarinette. Auf alle Fälle gehört sie zu den ganz Grossen ihres Fachs. Diesen Sonntag sagt sie im Rahmen einer Abschiedstournee unserer Region adieu. Zusammen mit dem ihr besonders verbundenen Hagen-Quartett präsentiert sie Kammermusik – selbstredend standesgemäss im KKL.

Im KKL trat Sabine Meyer schon früher auf: hier mit dem Kammerorchester Basel.
Bild: Roger Grütter (Luzern, 12. 05. 2019)

Besonders ist an Meyers Abschied, dass er im Umfeld ihres 65. Geburtstages stattfindet. Ein Weltstar lässt sich also ordentlich pensionieren, was in diesen Sphären nicht unbedingt der Regel entspricht. Dass sie den Entscheid zu einem Zeitpunkt fällt, an dem vielleicht erst sie selbst realisiert, den Zenit ihrer Meisterschaft möglicherweise überschritten zu haben, verdient Respekt. Überdies ihre Erkenntnis, dass auch Enkelkinder oder etwa Haustiere und der Garten einen wertvollen Lebensinhalt bilden können.

Auch die zweite Personalie betrifft einen Abgang: Nach 15 Jahren im Amt tritt Cony Grünenfelder als Luzerner Denkmalpflegerin zurück. Die nunmehr 61-Jährige will etwas kürzertreten, aber noch freiberuflich im bisherigen Bereich tätig bleiben. Man darf gespannt sein, wie sehr sie sich dabei in bester denkmalpflegerischer Tradition noch in die aktuelle Politik einbringen wird.

Christian Peter Meier.
Bild: zvg

Ich wette allerdings einen handgeformten Biberschwanzziegel, dass sie dies – wenn überhaupt – nur zurückhaltend tun wird. Denn Cony Grünenfelder ist eine Frau. Und gemäss meinen Erfahrungen als Chefredaktor dieser Zeitung sind es ausschliesslich (!) Männer, die sich in einem gewissen Alter gegen den sich abzeichnenden Bedeutungsverlust auflehnen. Mit Blick auf die Weltbühne können wir da ja alle mitreden: Es sind vorwiegend ältere Herren, die uns aktuell derart auf Trab halten.

Ich weiss: Über dieses Phänomen habe ich hier schon einmal sinniert. Mein Rückkommen auf das Thema hat nicht zuletzt damit zu tun, dass meine empirische Forschung in diesem Bereich gerade jüngst wieder um mehrere Fallbeispiele ergänzt wurde …

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