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Luzern

Von wegen pflegebedürftige Alte: Das Stück «Mumien» von Martin Suter begeistert

Die Theatergesellschaft Adligenswil zeigt eine Komödie, die mit viel schwarzem Humor den Alltag eines betagten Ehepaars in den Fokus stellt. Das Pflegepersonal hat wenig zu lachen, dafür das Publikum umso mehr.
Haben genug vom tristen Alltag im Krankenbett: Lisa Schwarz (links, gespielt von Sonja Zimmermann) und Erwin Schwarz (rechts, Sepp Mühlebach). In der Mitte die Fachangestellte Gesundheit Barbara Hug (Gianna Peduzzi). (Bild: Pius Amrein (Adligenswil, 3. März 2022))
Weitere Szene aus dem Theater Mumien. (Bild: Pius Amrein (Adligenswil, 3. März 2022))
(Bild: Pius Amrein (Adligenswil, 3. März 2022))

Yvonne Imbach

Yvonne Imbach

Yvonne Imbach

Die Bühne zeigt ein grosses Zimmer des Ehepaars Schwarz. Beide sind über achtzig, pflegebedürftig, und ihre Welt beschränkt sich auf das Krankenbett. So bilden die beiden Pflegebetten den Mittelpunkt der Bühne. Die paar persönlichen Gegenstände wie Gemälde, Porzellan und Pokale helfen nicht, die sterile Atmosphäre aufzulockern.

Das Ehepaar Schwarz langweilt sich offensichtlich bald zu Tode, denn sie streiten den ganzen Tag. Auch die täglich vorbeikommende Krankenschwester, die Physiotherapeutin und der Helfer vom Mahl­zeitendienst werden herum dirigiert und angeschnauzt: «Man hat beschlossen, dass wir den Rest unseres Lebens im Nachthemd verbringen!» Die Themen ihres Alltags beschränken sich auf Inkontinenzeinlagen, Einläufe und die zunehmende Vergesslichkeit.

Doch der Spiess beginnt sich zu drehen: Denn so pflegebedürftig und bettlägerig, wie die beiden Alten es vorgeben, sind sie gar nicht. Vielmehr haben sie genug von diesem tristen Alltag, wo man als Patient nur in «Ihr-Form» und überlaut angesprochen wird.

Eheleute mutieren zu Unschuldslämmern

Wenn das Pflegepersonal abends verschwunden ist, kommt die angestaute Energie zu Tage und bei einem heftigen Ehestreit fliegen die Teller. Aber wie soll das Chaos am nächsten Tag erklärt werden? Spontan wird ein Einbruch vorgetäuscht. Der am «Tatort» eingetroffene Kommissar wird angeschwindelt. Da man ja schon leicht dement ist, kann man sich an die Details nicht mehr erinnern. Das Ehepaar Schwarz mutiert zu Unschuldslämmern, was zu grotesken Situationen führt.

Das Theaterstück «Mumien» stammt aus der Feder von Martin Suter. In Adligenswil führt Hans Peter Widmer zum vierten Mal Regie. Bei einer der letzten Proben blickte er auf die letzten Monate zurück: «Alle sechs Spielerinnen und Spieler sind erfahren. Es lief sehr gut. Nun muss noch ein bisschen mehr Tempo kommen, dann sind wir reif für die Premiere am kommenden Wochenende!» Den sechs Spielerinnen und Spielern gelingt es gut, die Persönlichkeiten ihrer starken Figuren herauszustreichen. Das Ensemble agiert mit viel Spiellust.

Mobiliarsuche endete am Bodensee

Das Stück habe besondere Herausforderungen an die Requisiten gestellt. «Die echten Pflegebetten bekamen wir von einem Spital zur Verfügung gestellt. Die Suche nach den verstellbaren Nachttischen war aufwendiger. Wir mussten dafür bis an den Bodensee fahren», verriet Widmer.

Andere Hilfe kam dafür von nah: Erstmals für Licht und Ton sind die beiden Adligenswiler Nelio Schnieper und Eldin Gashi, beide 12, am Mischpult verantwortlich. «Wir wollten die Jugend bei uns einbinden und fanden mit den Beiden grossartige Helfer», lobt der Regisseur.

Hinweis: Sechs Aufführungen vom 12. bis 26. März. Zentrum «Teufmatt» in Adligenswil. Reservationen unter www.theateradligenswil.ch.

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