Dieses Jahr fand zum dritten Mal die Netzwerktagung vom ALPS Alpines Museum der Schweiz statt. Als Gastgeber wirkte dabei das Institut Kulturen der Alpen in Altdorf. Die Netzwerktagung sei eine Plattform, um Brücken zwischen Wissenschaft und Kultur zu schlagen und das Verhältnis zwischen Mensch und Berg aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, beschreibt das Institut in einer Mitteilung. Dieses Jahr widmete sich die Tagung dem Thema Klang und Geräusche der Berge, schreibt das Institut.
Den Auftakt machte Nelly Valsangiacomo, Professorin am Centre des sciences historiques de la culture der Universität Lausanne. Sie gab einen Überblick über alpine Geräuschkulissen und deren mögliche gesellschaftliche Deutungen. Auf diese wissenschaftliche Einleitung folgte ein Praxisbeispiel: Carla Gabrí, Künstlerin und Leiterin des Kulturhuus Schanfigg sowie des bald eröffnenden Viadukt Museums Langwies, stellte ihr begehbares Klangarchiv «tschlfikk» vor, das eine klingende Kulturgeschichte des Schanfigg durch unkonventionelle Klanginstallationen erzählt.
Tätsch Trio lässt Landschaften entstehen
Zur Mittagszeit unternahmen die Teilnehmenden, die aus der ganzen Schweiz angereist waren, einen kurzen Rundgang durch Altdorf. Dabei bot sich ein besonders akustisches Erlebnis: In der Kirche des Kulturklosters erhielten sie einen Einblick in das Programm «Ranggä Ruglä Rodä» des Tätsch Trios (Johanna Schaub, Laura Moser und Christoph Blum). Die verblüffende Klangvielfalt und der seltene Farbenreichtum des experimentierfreudigen Jodeltrios liessen Landschaften aus Klang entstehen.
Nach den künstlerischen Zwischentönen bot ein Projektmarkt am Nachmittag einen lebendigen Einblick in drei aktuelle Forschungs- und Kulturprojekte: Marc-Antoine Camp, Musikethnologe und Stiftungsrat der tragenden Stiftung, präsentierte das Roothuus Gonten und dessen Ansätze zur Archivierung und Vermittlung traditioneller Appenzeller Musik.
Patricia Jäggi bot Einblick in das SNF-Forschungsprojekt «Claiming Folklore» der Universität Zürich. Sie analysierte die mediale Inszenierung von Volksmusik in SRG-Fernsehsendungen der 1960er- bis 1990er-Jahre und deren Einfluss auf das alpine Klangbild.
Philippe Vonnard von der Universität Fribourg thematisierte den Konflikt um Freizeit-Helikopterlärm in Chamonix und Verbier – ein Thema, das zwischen den 1960er- und 1980er-Jahren lokale Protestbewegungen gegen Lärmverschmutzung auslöste.
Performance und Gespräch aufgezeichnet
Zum Abschluss fesselte Leander Albin das Publikum mit seiner Performance «Ich höre etwas, was du nicht siehst – Klanglandschaften in der Val Lumnezia». In einer dichten Collage aus Wetter-, Maschinen- und Tieraufnahmen sowie historischen Tonzeugnissen wurde der Wandel alpiner Klangräume hörbar.
Im anschliessenden Gespräch mit Beat Hächler, Direktor von ALPS, reflektierten sie über das Verschwinden und Wiederaufleben dieser Klanglandschaften – und über die Rolle von Sound als Träger kulturellen Gedächtnisses – oder als Signal künftiger Veränderungen in den Alpen. Die Performance und das Gespräch wurden für einen Podcast der Literaturzeitschrift «Orte» aufgezeichnet, der in Kooperation mit dem Institut entsteht und im Herbst auf allen gängigen Podcast-Plattformen zu hören sein wird. (mka)
Kommentare
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien, die Kommentare werden von uns moderiert.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.