Das Luzerner Nachtleben befindet sich wieder mal im Umbruch: Mehrere Lokale, in denen seit Jahrzehnten lange Clubnächte gefeiert wurden, sind in letzter Zeit verschwunden. Es sind nicht die Ersten. Eine alphabetisch geordnete Übersicht, ohne Anspruch auf Vollständigkeit – und Bars, wo auch mal getanzt wurde, sind nicht berücksichtigt:
ABC Mixx
Der 2001 geschlossene grosse Saal des Kinos ABC wird ab 2002 zum Konzert- und Clublokal. Von Hardrock über Hip-Hop bis zu Schlager ist die musikalische Bandbreite gross. 2006 endet das Experiment. Der Betreiber zieht sich zurück, neue folgen und gründen das Opera.
Adagio
Freddy Burger Management baut die Discothek Flora im Untergeschoss des gleichnamigen Hotels Mitte der 1990er Jahre zum Adagio um. Jetzt ist Ritterschloss-Look angesagt. Ab den Nullerjahren organisieren zunehmend Fremdveranstalter die Partys und die heute noch existierende Afterhour legt los. Seit 2009 neue Betreiber, neuer Name. Das Rok ist inzwischen die dienstälteste Disco der Stadt.
Babilonia
Die Disco im Casino heisst ab 1992 «Babilonia». Lokalradios übertragen live Clubnächte, die Licht- und Soundanlage ist top. Ein Zugpferd ist bald der Sonntagnachmittag: Wer in Luzern jung ist, landet damals hier. 1995 das überraschende Aus. Grund: Platz machen für Spielautomaten.
Black Jack
Vorgängerlokal des Babilonia ab zirka 1977 bis 1992, eingerichtet mit vielen Teppichen und Spiegeln. Ursprünglich ein klassisches Dancing mit Livebands.
Broadway
Mit dem Wandel von Dancings zu Discos verlieren Ü30-Personen ihre Tanzheimat. Quasi als Ersatz geht 1993 das Broadway in Kriens auf. Die Brauerei Eichhof ist Mieterin, eine AG Betreiberin. Geboten wird Livemusik von Hazy Osterwald, Pepe Lienhard oder den Paldauern. Es gibt 550 Sitzplätze und sechs Bars. Ein Megaclub. Nach guten ersten Jahren zeigen die Zahlen dann nach unten. 1997 geben die Betreiber auf.
Capitol-Club
Nach einer Pinselrenovation wird aus dem Soundrace im 1. Stock des Kinos Capitol 1991 der Capitol-Club. Ende 1993 folgt ein «richtiger Umbau» und mit «Piranha» ein neuer Name.
Casineum/The Club
Nach dem Rückbau des Babilonia wird der zweistöckige Theatersaal wieder hergestellt und ab 2004 zum Casineum. Der ehemalige Night-Club Red Rose daneben heisst neu The Club. 2018 ziehen sich die langjährigen Betreiber zurück, das Casino richtet noch eine Weile selber Partys aus. Seit der Pandemie ist der regelmässige Clubbetrieb eingestellt.
Coci-Fabrik
Der legendäre Ort in Sedel-Nähe für House- und Techno-Partys in den 1990er Jahren.
Flora
Als Ersatz für den Flora-Garten und das Dancing werden im Untergeschoss des neuen Flora-Komplexes 1979 gleich zwei Ausgehlokale eröffnet: Der Ländler-Keller und das Dancing Flora. Letzteres wird bald zur Discothek und gilt als «In»-Lokal der 1980er und 90er Jahre. Strenge Türpolitik, kein Einlass für Jeansträger. Legendär ist der farbig leuchtende Tanzboden. Das Flora wird Mitte der 1990er Jahre zum Adagio umgebaut.
Frigorex
Von 1997 bis 2012 wird in dem Gewerbegebäude im Tribschen viel getanzt: Im La Fourmi und im Vasco da Gama. Heute steht dort eine Wohnüberbauung.
Froschkönig
Neben der neu im Untergrund verlaufenden Autobahn im Krienser Schlund-Gebiet geht 2003 der Froschkönig auf. Der Grossclub auf mehreren Etagen mit Platz für 1000 Tanzwütige gleichzeitig hält sich bis 2012 und wird danach vom Vegas abgelöst. Dieser Club startet furios, zuletzt wird es ruhiger. Seit einem Unwetter im letzten Juli ist das Lokal geschlossen. Wann es wieder aufgeht, ist offen.
Garage Club
Für viel Geld machen neue Betreiber 1993 aus dem Hazyland an der Haldenstrasse 21 den Garage-Club. Kühles Ambiente und elektronische Musik soll Metropolen-Club-Feeling nach Luzern bringen. Doch die Kleinstadt ist nicht bereit dafür. 1995 macht die Garage wieder dicht.
Hazyland
Vor dem Garage-Club beheimatet die Haldenstrasse 21 das legendäre Dancing Hazyland von Bandleader Hazy Osterwald (sein grösster Hit: «Kriminaltango»), von dem es mehrere gibt in der Schweiz. Das «Hazy» wird 1968 im alten Flora-Gebäude eröffnet und wechselt – weil das Flora neu gebaut wird – 1977 an die Haldenstrasse, in die früheren Stallungen des Hotels National. In den Achtzigerjahren lösen DJ’s die Live-Bands ab. Die plüschige Dancing-Atmosphäre weicht 1993 dem Garage-Club.
Hexenkessel
Neue Betreiber eröffnen 1995 an der Haldenstrasse 21 den Hexenkessel. Statt coole Grossstadtatmosphäre heisst es jetzt Stimmungsmusik an 365 Tagen im Jahr. 2013 muss das Alphüttenambiente wieder der Grossstadtatmosphäre Platz machen. Die gleichen Betreiber bauen das zweistöckige Lokal zur Disco The Loft um.
Klangfabrik
Nachfolger-Club des «Tunnels» im Lakefront-Center ab 2014, stark technoid ausgerichtet. Zuletzt nur noch unregelmässiger Betrieb. Ab 2019 kommt «El Cartel» von der Haldenstrasse 21 hier her. Im März 2022 zieht der Club nach Emmen weiter. Die Zukunft des Lokals ist offen.
Knast
Der Club im ehemaligen Gefängnis am Löwengraben wird zusammen mit dem Jailhotel 1999 eröffnet. In den folgenden 18 Jahren erlebt dieser turbulente Zeiten, mehrfach wechselt die Ausrichtung und der Name: Alcatraz, Knast, Strichpunkt, Prison, Lion. Immer wieder gibt es Reklamationen wegen Lärm und Littering. Zeitweise schliessen die Behörden den Club. Nachdem der letzte, langjährige Betreiber 2017 Konkurs geht, hat es sich definitiv ausgetanzt.
Kursaal Malters
Der «Kursaal» in einem Gewerbegebiet von Malters ist Anfang der Nullerjahre die Heimat der Techno-Szene. Offiziell ist es ein Verein, entsprechend dauern die Partys länger, als in den Clubs erlaubt ist, oft bis am Sonntagmittag. Die Behörden zeigen sich lange gnädig.
Loft/New Loft/El Cartel
Der Hexenkessel-Nachfolger The Loft setzt ab 2001 schwergewichtig auf House. Mit eigenem Lovemobile geht^s an die Street Parade. Ab 2013 steigen bisherige Veranstalter mit ein, der Club wird aufgehübscht und zu «New Loft». Nun Fokus auf Hip-Hop, Latin, Soul. Nach einem Facelifting wird daraus 2016 El Cartel. Dieser Club zieht 2019 weiter in die Klangfabrik. An der Haldenstrasse 21 entstehen Businessapartments.
Mad Wallstreet
Der 1000-plätzige Club im ehemaligen Broadway macht ab 1998 Kasse mit günstigen Drinks und Partysound. Das Ende 2012 ist ein ziemlicher Kater: Wegen Besuchermangels schliesst der Club und geht Konkurs. Zu den Schuldigern gehört aufgrund nicht bezahlter Billettsteuern die Gemeinde Kriens. Heute befindet sich dort der Avalon Club.
Mascotte
1962 wird die «Music Hall» mit Restaurant im Erd- und Konzertlokal im Untergeschoss der Moosstrasse 15 eröffnet. Konzerte junger Bands ziehen in den 1960er Jahren ein ebenso junges Publikum an. Heute logiert hier das Restaurant El Rincon.
Nautilus
Der Club im Erdgeschoss des Lakefront-Centers startet 2006 und richtet sich mit gelegentlichen Livekonzerten an ein älteres Publikum. Ende der Nullerjahre wird es ruhig um den Club und der «Tunnel» übernimmt.
Opera
Das Nachfolge-Lokal des ABC Mixx öffnet nach einem Umbau 2006 und zieht dank Gratis-Eintritts vor allem sehr junges Partyvolk an. 2013 ist Schluss. Denn nach wiederholten Klagen aus der Nachbarschaft wegen Lärms verfügen die Behörden, dass der Club jeweils um 0.30 statt um 5 oder 8 Uhr schliessen muss. Der Betreiber wehrt sich dagegen vergeblich bis vor Bundesgericht. Heute befindet sich darin der Princesse-Club.
Perosa-Club
In den Nuller- und Zehnerjahren ist das Lokal im Littauer Gewerbegebiet Grossmatte the place to be für Schlager-, Schaum- und andere Partys.
Piranha-Club
Der letzte Club im Capitol-Haus ab 1994. Täglich andere Musik, legendär der Spaghettiplausch vor der Party. Der Betreiber investiert viel in den Schallschutz, der Laden läuft wie geschmiert. Dennoch folgt wegen Reklamationen von Anwohnern 1996 die Umnutzung zu Büroräumen. Die Bar im Erdgeschoss gibt’s immer noch.
Pravda
Im Untergeschoss des Astoria trifft sich ab 1997 alles, was etwa in Sachen House-Musik Rang und Namen hat. Der Club gilt über lange Zeit als angesagt. 2014 muss er der Hotel-Parkgarage weichen.
Soundrace
So heisst der Club im ersten Stock des Kinos Capitol ab den Achtzigerjahren bis 1992.
Tunnel
Nachdem dem Nautilus die Luft ausgegangen ist, sorgt ab 2011 eine neue Crew für Partys im Club am Inseliquai. Musikalisch ist man breit aufgestellt. Das Ablaufdatum kommt dennoch bald, 2014 wird aus dem «Tunnel» die Klangfabrik.
Uferlos
1995 als Schwul-lesbisches Zentrum mit gelegentlichen Partys am Geissensteinring ins Leben gerufen. Ab 2014 neue Betreiber. Das «Ufi» mausert sich zu einer bekannten Adresse für Electro-Partys mit (inter-)nationalen Acts. Das Gewerbegebäude wird 2020 rückgebaut und macht Wohnungen Platz. Einige «Ufi»-Betreiber sind heute im Neubad-Club engagiert.
Hinweis: Sie finden, ein Club fehlt auf dieser Liste zwingend? Dann melden Sie sich mit ein paar Zeilen via redaktion.online@luzernerzeitung.ch.
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