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Nachtleben

Von Hexenkessel bis Babilonia – in diesen Clubs hat Luzern einst gefeiert und getanzt

Sie hiessen Hexenkessel, Babilonia, Uferlos, Soundrace oder natürlich Hazyland – die Stadt Luzern hat schon einige Clubs, Discotheken und Dancings gesehen. Was gab es da schon wieder alles?

Das Luzerner Nachtleben befindet sich wieder mal im Umbruch: Mehrere Lokale, in denen seit Jahrzehnten lange Clubnächte gefeiert wurden, sind in letzter Zeit verschwunden. Es sind nicht die Ersten. Eine alphabetisch geordnete Übersicht, ohne Anspruch auf Vollständigkeit – und Bars, wo auch mal getanzt wurde, sind nicht berücksichtigt:

ABC Mixx

Der 2001 geschlossene grosse Saal des Kinos ABC wird ab 2002 zum Konzert- und Clublokal. Von Hardrock über Hip-Hop bis zu Schlager ist die musikalische Bandbreite gross. 2006 endet das Experiment. Der Betreiber zieht sich zurück, neue folgen und gründen das Opera.

Die irische Sängerin Shirley Grimes spielt an der Eröffnung des Clubs ABC Mixx.
Bild: Dorothea Müller (Luzern, 15. März 2002)

Adagio

Freddy Burger Management baut die Discothek Flora im Untergeschoss des gleichnamigen Hotels Mitte der 1990er Jahre zum Adagio um. Jetzt ist Ritterschloss-Look angesagt. Ab den Nullerjahren organisieren zunehmend Fremdveranstalter die Partys und die heute noch existierende Afterhour legt los. Seit 2009 neue Betreiber, neuer Name. Das Rok ist inzwischen die dienstälteste Disco der Stadt.

Ritterschloss-Optik im Adagio: Hier singt eine Teilnehmerin am Castingwettbewerb «Luzern sucht den Superstar».
Bild: Esther Michel (Luzern, 17. September 2003)

Babilonia

Die Disco im Casino heisst ab 1992 «Babilonia». Lokalradios übertragen live Clubnächte, die Licht- und Soundanlage ist top. Ein Zugpferd ist bald der Sonntagnachmittag: Wer in Luzern jung ist, landet damals hier. 1995 das überraschende Aus. Grund: Platz machen für Spielautomaten.

Black Jack

Vorgängerlokal des Babilonia ab zirka 1977 bis 1992, eingerichtet mit vielen Teppichen und Spiegeln. Ursprünglich ein klassisches Dancing mit Livebands.

Blick ins Dancing Black Jack in den 1970er Jahren.
Bild: Stadtarchiv Luzern, F2a/HALDENSTRASSE 06
...und so sah es im Black Jack um 1984 aus.
Bild: Stadtarchiv Luzern, F2a/HALDENSTRASSE 06

Broadway

Mit dem Wandel von Dancings zu Discos verlieren Ü30-Personen ihre Tanzheimat. Quasi als Ersatz geht 1993 das Broadway in Kriens auf. Die Brauerei Eichhof ist Mieterin, eine AG Betreiberin. Geboten wird Livemusik von Hazy Osterwald, Pepe Lienhard oder den Paldauern. Es gibt 550 Sitzplätze und sechs Bars. Ein Megaclub. Nach guten ersten Jahren zeigen die Zahlen dann nach unten. 1997 geben die Betreiber auf.

So sah es im Broadway aus.
Bild: PD

Capitol-Club

Nach einer Pinselrenovation wird aus dem Soundrace im 1. Stock des Kinos Capitol 1991 der Capitol-Club. Ende 1993 folgt ein «richtiger Umbau» und mit «Piranha» ein neuer Name.

Casineum/The Club

Nach dem Rückbau des Babilonia wird der zweistöckige Theatersaal wieder hergestellt und ab 2004 zum Casineum. Der ehemalige Night-Club Red Rose daneben heisst neu The Club. 2018 ziehen sich die langjährigen Betreiber zurück, das Casino richtet noch eine Weile selber Partys aus. Seit der Pandemie ist der regelmässige Clubbetrieb eingestellt.

Coci-Fabrik

Der legendäre Ort in Sedel-Nähe für House- und Techno-Partys in den 1990er Jahren.

Flora

Als Ersatz für den Flora-Garten und das Dancing werden im Untergeschoss des neuen Flora-Komplexes 1979 gleich zwei Ausgehlokale eröffnet: Der Ländler-Keller und das Dancing Flora. Letzteres wird bald zur Discothek und gilt als «In»-Lokal der 1980er und 90er Jahre. Strenge Türpolitik, kein Einlass für Jeansträger. Legendär ist der farbig leuchtende Tanzboden. Das Flora wird Mitte der 1990er Jahre zum Adagio umgebaut.

Schild an der Hausfassade des Hotels Flora um 1979.
Bild: Stadtarchiv Luzern/F2a/Strasse/Seidenhofstrasse 03/0
Das waren noch Zeiten (von links): DJ Bobo, Haddaway («What is love?») und ganz rechts der damalige Flora-Disco-Chef Mark Wyss 1993 in der Flora-Brasserie
Bild: PD/privat

Frigorex

Von 1997 bis 2012 wird in dem Gewerbegebäude im Tribschen viel getanzt: Im La Fourmi und im Vasco da Gama. Heute steht dort eine Wohnüberbauung.

An einer Salsa-Party im Frigorex-Gebäude.
Bild: Dorothea Müller (Luzern, 14. Juni 2002)

Froschkönig

Neben der neu im Untergrund verlaufenden Autobahn im Krienser Schlund-Gebiet geht 2003 der Froschkönig auf. Der Grossclub auf mehreren Etagen mit Platz für 1000 Tanzwütige gleichzeitig hält sich bis 2012 und wird danach vom Vegas abgelöst. Dieser Club startet furios, zuletzt wird es ruhiger. Seit einem Unwetter im letzten Juli ist das Lokal geschlossen. Wann es wieder aufgeht, ist offen.

Radio-Pilatus-Party im Froschkönig.
Bild: Nadia Schärli (Kriens, 22. April 2007)

Garage Club

Für viel Geld machen neue Betreiber 1993 aus dem Hazyland an der Haldenstrasse 21 den Garage-Club. Kühles Ambiente und elektronische Musik soll Metropolen-Club-Feeling nach Luzern bringen. Doch die Kleinstadt ist nicht bereit dafür. 1995 macht die Garage wieder dicht.

Hazyland

Vor dem Garage-Club beheimatet die Haldenstrasse 21 das legendäre Dancing Hazyland von Bandleader Hazy Osterwald (sein grösster Hit: «Kriminaltango»), von dem es mehrere gibt in der Schweiz. Das «Hazy» wird 1968 im alten Flora-Gebäude eröffnet und wechselt – weil das Flora neu gebaut wird – 1977 an die Haldenstrasse, in die früheren Stallungen des Hotels National. In den Achtzigerjahren lösen DJ’s die Live-Bands ab. Die plüschige Dancing-Atmosphäre weicht 1993 dem Garage-Club.

Bandleader Hazy Osterwald (mit Schlüssel) eröffnet nach Zürich und Basel in Luzern das dritte Hazyland, damals noch im alten Flora.
Bild: Keystone (Luzern, 9. Mai 1968)
Der Eingang zum ersten Hazyland befand sich an der Seidenhofstrasse – ungefähr dort, wo im Flora-Neubau (und auch heute noch) der Eingang zur Disco zu finden ist.
Bild: Stadtarchiv Luzern/F2a/Strasse/Seidenhofstrasse 03/0

Hexenkessel

Neue Betreiber eröffnen 1995 an der Haldenstrasse 21 den Hexenkessel. Statt coole Grossstadtatmosphäre heisst es jetzt Stimmungsmusik an 365 Tagen im Jahr. 2013 muss das Alphüttenambiente wieder der Grossstadtatmosphäre Platz machen. Die gleichen Betreiber bauen das zweistöckige Lokal zur Disco The Loft um.

Der Hexenkessel im Eröffnungsjahr 1995. Alle sind lustig und man trinkt Barbara- oder Okay- Bier.
Bild: Stadtarchiv Luzern, F2 PA 17/1021, Appius Peter

Klangfabrik

Nachfolger-Club des «Tunnels» im Lakefront-Center ab 2014, stark technoid ausgerichtet. Zuletzt nur noch unregelmässiger Betrieb. Ab 2019 kommt «El Cartel» von der Haldenstrasse 21 hier her. Im März 2022 zieht der Club nach Emmen weiter. Die Zukunft des Lokals ist offen.

Das Logo der Klangfabrik im Jahr 2019.
Bild: hor

Knast

Der Club im ehemaligen Gefängnis am Löwengraben wird zusammen mit dem Jailhotel 1999 eröffnet. In den folgenden 18 Jahren erlebt dieser turbulente Zeiten, mehrfach wechselt die Ausrichtung und der Name: Alcatraz, Knast, Strichpunkt, Prison, Lion. Immer wieder gibt es Reklamationen wegen Lärm und Littering. Zeitweise schliessen die Behörden den Club. Nachdem der letzte, langjährige Betreiber 2017 Konkurs geht, hat es sich definitiv ausgetanzt.

Modenacht im Knast.
Bild: Peter Appius (30. April 1999)

Kursaal Malters

Der «Kursaal» in einem Gewerbegebiet von Malters ist Anfang der Nullerjahre die Heimat der Techno-Szene. Offiziell ist es ein Verein, entsprechend dauern die Partys länger, als in den Clubs erlaubt ist, oft bis am Sonntagmittag. Die Behörden zeigen sich lange gnädig.

Loft/New Loft/El Cartel

Der Hexenkessel-Nachfolger The Loft setzt ab 2001 schwergewichtig auf House. Mit eigenem Lovemobile geht^s an die Street Parade. Ab 2013 steigen bisherige Veranstalter mit ein, der Club wird aufgehübscht und zu «New Loft». Nun Fokus auf Hip-Hop, Latin, Soul. Nach einem Facelifting wird daraus 2016 El Cartel. Dieser Club zieht 2019 weiter in die Klangfabrik. An der Haldenstrasse 21 entstehen Businessapartments.

Party Party Party im El Cartel.
Bild: PD

Mad Wallstreet

Der 1000-plätzige Club im ehemaligen Broadway macht ab 1998 Kasse mit günstigen Drinks und Partysound. Das Ende 2012 ist ein ziemlicher Kater: Wegen Besuchermangels schliesst der Club und geht Konkurs. Zu den Schuldigern gehört aufgrund nicht bezahlter Billettsteuern die Gemeinde Kriens. Heute befindet sich dort der Avalon Club.

Mascotte

1962 wird die «Music Hall» mit Restaurant im Erd- und Konzertlokal im Untergeschoss der Moosstrasse 15 eröffnet. Konzerte junger Bands ziehen in den 1960er Jahren ein ebenso junges Publikum an. Heute logiert hier das Restaurant El Rincon.

Nautilus

Der Club im Erdgeschoss des Lakefront-Centers startet 2006 und richtet sich mit gelegentlichen Livekonzerten an ein älteres Publikum. Ende der Nullerjahre wird es ruhig um den Club und der «Tunnel» übernimmt.

Afterhour-Party im Nautilus Luzern.
Bild: Corinne Glanzmann (Luzern, 25. Mai 2008)

Opera

Das Nachfolge-Lokal des ABC Mixx öffnet nach einem Umbau 2006 und zieht dank Gratis-Eintritts vor allem sehr junges Partyvolk an. 2013 ist Schluss. Denn nach wiederholten Klagen aus der Nachbarschaft wegen Lärms verfügen die Behörden, dass der Club jeweils um 0.30 statt um 5 oder 8 Uhr schliessen muss. Der Betreiber wehrt sich dagegen vergeblich bis vor Bundesgericht. Heute befindet sich darin der Princesse-Club.

Warteschlange kurz nach Mitternacht vor dem Opera in Luzern.
Bild: Philipp Schmidli (Luzern, 5. Dezember 2009)

Perosa-Club

In den Nuller- und Zehnerjahren ist das Lokal im Littauer Gewerbegebiet Grossmatte the place to be für Schlager-, Schaum- und andere Partys.

Schaumparty im Perosa-Club in Littau.
Bild: Esther Michel (30. Juli 2005)

Piranha-Club

Der letzte Club im Capitol-Haus ab 1994. Täglich andere Musik, legendär der Spaghettiplausch vor der Party. Der Betreiber investiert viel in den Schallschutz, der Laden läuft wie geschmiert. Dennoch folgt wegen Reklamationen von Anwohnern 1996 die Umnutzung zu Büroräumen. Die Bar im Erdgeschoss gibt’s immer noch.

Pravda

Im Untergeschoss des Astoria trifft sich ab 1997 alles, was etwa in Sachen House-Musik Rang und Namen hat. Der Club gilt über lange Zeit als angesagt. 2014 muss er der Hotel-Parkgarage weichen.

DJ Antoine brachte das Partyvolk im Pravda regelmässig zum Tanzen.
Bild: Esther Michel (28. Februar 2004)

Soundrace

So heisst der Club im ersten Stock des Kinos Capitol ab den Achtzigerjahren bis 1992.

Tunnel

Nachdem dem Nautilus die Luft ausgegangen ist, sorgt ab 2011 eine neue Crew für Partys im Club am Inseliquai. Musikalisch ist man breit aufgestellt. Das Ablaufdatum kommt dennoch bald, 2014 wird aus dem «Tunnel» die Klangfabrik.

Der Name war Programm: Im «Tunnel» gab's tatsächlich einen Tunnel.
Bild: Alexandra Wey

Uferlos

1995 als Schwul-lesbisches Zentrum mit gelegentlichen Partys am Geissensteinring ins Leben gerufen. Ab 2014 neue Betreiber. Das «Ufi» mausert sich zu einer bekannten Adresse für Electro-Partys mit (inter-)nationalen Acts. Das Gewerbegebäude wird 2020 rückgebaut und macht Wohnungen Platz. Einige «Ufi»-Betreiber sind heute im Neubad-Club engagiert.

Das «Ufi» wird umgebaut.
Bild: Eveline Beerkircher (Luzern, 11. September 2014)

Hinweis: Sie finden, ein Club fehlt auf dieser Liste zwingend? Dann melden Sie sich mit ein paar Zeilen via redaktion.online@luzernerzeitung.ch.

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