Geschenke erfreuen die Menschen – doch nicht jedes Geschenk ist passend. Es prüfen oder gar daran herumnörgeln sollte man aber nicht. Zumindest, wenn es nach einer bekannten Redewendung geht: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.
Seinen Ursprung hat die Redewendung im Pferdehandel. Das ungefähre Alter eines Pferdes lässt sich nämlich an den Veränderungen des Gebisses über die Jahre ablesen. Wer also ein Pferd kauft, schaut einem Gaul ins Maul – und wer eines geschenkt kriegt, der tut das nicht.
Manchmal taucht das Wort auch im gegenteiligen Sinne auf, zum Beispiel im Sport oder in der Politik. Wenn sich die Kontrahentinnen und Kontrahenten in einem Wettkampf besonders erbittert bekämpfen, dann schenken sie sich nichts , genauso wie Politikerinnen und Politiker während einer harten Diskussion.
Eine passende Formulierung gibt es auch, wenn jemand ein strenges Leben hat oder eine schwierige Lebensphase durchläuft: Ihm oder ihr wird nichts geschenkt. Oder allgemeiner formuliert: Man bekommt im Leben nichts geschenkt . Die betroffene Person, meinen wir damit, muss sich alles hart erarbeiten und ihre Schwierigkeiten allein meistern – ohne das «Geschenk» einer unerwarteten glücklichen Fügung.
Wenn schenken verzichten heisst
In unserer Sprache schenken wir oft im übertragenen Sinne: I schänke dr mis Härz , sang die Berner Mundart-Band Züri West einst, und natürlich denkt Sänger Kuno Lauener nicht ans Herz mit seinen Muskeln, Venen und Arterien, sondern ans Herz als den Ort, an dem unsere Gefühle zu Hause sind.
Wir schenken unserem Gegenüber auch andere Dinge: Aufmerksamkeit, Vertrauen, Gehör oder Glauben. Wer ein Kind gebärt, schenkt sogar Leben. Und wenn diese in jungen Jahren Frösche und Insekten in Gläser gefangen nehmen und anschliessend wieder freilassen, schenken sie nichts weniger als Freiheit.
Dann wiederum bedeutet schenken auch, auf etwas zu verzichten, Das kannst du dir schenken, sagen wir zum Beispiel. Und meinen damit: Darum musst du dich nicht bemühen, das ist nicht nötig, das kannst du dir sparen.
So sind wir eigentlich ständig am Schenken, und das längst nicht nur an Weihnachten und auch nicht bloss Gegenstände. Achtet man ein wenig auf die eigene Sprache, finden sich darin ganz viele Bescherungen versteckt – geschenkt sozusagen.
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