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Betruf Obwalden

Veranstaltungsreihe im Herrenhaus Grafenort: Musik und Spiritualität in neuer Harmonie

Die Stiftung Lebensraum Gebirge belebt das Herrenhaus Grafenort mit neuen Veranstaltungen in Wort und Musik. Auftaktthema: der Betruf.

«Zio, Lobä! Zio Lobä! I Gotts Namä Lobä … !» Mit diesen Worten beginnt im Obwaldner Gebiet der Betruf. Die monotone Melodie des Sprechgesangs lässt einen, wenn man sie an ruhigen Sommerabenden unvermittelt zu hören bekommt, innehalten und nachdenklich werden. Volkskundler Karl Imfeld sagte: «Sinn und Absicht des Betrufs ist es, Seel, Lyb, Ehr, Hab und Guäd und alles, was zu diser Alp gehören tuäd, unter den Schutz Gottes und der Heiligen zu stellen.» Am nächsten Sonntag nun wird der bekannte Betrufer Hansruedi Ming diesen Ring- und Bannsegen in der Kapelle gegenüber dem klösterlichen Herrenhaus in Grafenort rufen. Für einmal ist er dabei nicht allein.

Unter der Regie der Chorleiterin Silvia Windlin soll das Publikum die Tiefe und den Sinn dieses Gebets kennen und verstehen lernen. Erläuterungen kommen vom Volkskundler Marius Risi (Kulturbeauftragter des Kantons Obwalden), einem profunden Kenner dieses Brauchs. Gespannt sein darf man, wie das eigenwillig innovative Tätsch-Trio mit Johanna Schaub, Melanie Dörig und Christoph Blum darauf reagieren wird.

Mit dabei das Tätsch-Trio mit Johanna Schaub, Melanie Dörig und Christoph Blum.
Bild: Bild: Romano Cuonz (Flüeli-Ranft, 4. Oktober 2022)

Die jungen Luzerner und Appenzeller Musikerinnen und der Obwaldner Cellist haben sich einen Namen gemacht, indem sie ganz neue Ausdrucksmöglichkeiten des traditionellen Jodelgesangs ausloteten. Erstmals aber werden sie in Grafenort mit ihren bald harmonischen, bald dissonanten Tönen dem Betruf begegnen. «In den klösterlichen Bauten in Grafenort bringen wir christliche Spiritualitätstradition und moderne Musik zusammen», erklärt Franz Enderli. Er ist Stiftungsrat der Stiftung Lebensraum Gebirge und Präsident ihrer Kommission Musik und Spiritualität.

Ein ganz neues Angebot

«Wir wollen im Herrenhaus künftig etwas Neues anbieten, etwas, das man andernorts so kaum je zu hören bekommt», verspricht der frühere Obwaldner Kulturdirektor und Theologe Franz Enderli. Gemeinsam mit Silvia Windlin (Kerns), Vreni Völkle (Beckenried), Martina Theler-Syfrig und Pater Guido Muff (Engelberg) hat er die Idee entwickelt.

Franz Enderli, Betrufer Hansruedi Ming und Regisseurin Silvia Windlin bei Proben fürs neue Programm.
Bild: Bild: Romano Cuonz (Flüeli-Ranft, 4. Oktober 2022)

Jedes Jahr möchte das Quartett drei bis vier Anlässe organisieren, bei denen es Musik, Texte, Bilder und Erklärungen eng miteinander verbindet. «Nicht einfach Konzerte, wie sie überall stattfinden, sollten es sein», verspricht Enderli. «Ziel ist es, uns mit Konzerten spirituellen und kulturgeschichtlichen Themen anzunähern.» Dazu sei kaum ein anderer Ort so geeignet wie das Herrenhaus Grafenort mit seiner Nähe zum Kloster Engelberg. Weil man bei diesem Vorhaben kaum auf vorhandene Beispiele zurückgreifen kann, setzt die Kommission – immer aufgrund der Erfahrungen ihrer Mitglieder – einen fortlaufenden, dynamischen Prozess in Gang.

Schon gibt es viele Ideen

«Mit der Veranstaltung ‹Bätruef auf den Alpen› machen wir den Auftakt zur neuen Reihe, aber auch für die Zeit danach haben wir schon viele Ideen», erklärt Franz Enderli. Anfang Advent organisiert die bekannte Engelberger Flötistin Martina Theler-Syfrig einen besinnlichen Anlass. Die Flöte als typisch weihnachtliches Instrument wird im Mittelpunkt stehen, dazu werden vier ganz verschiedene Leute persönliche Statements zum Advent abgeben: ein Künstler, eine Hebamme, eine Gastgeberin und eine Person, die Flüchtlinge betreut.

Im nächsten Frühjahr betreut Präsident Franz Enderli zur Passionszeit einen Anlass. Hintergrund bildet das «Markus-Evangeli» von Pfarrer Karl Imfeld. Für die Musik wird Hans Blum sorgen, Texte lesen wird Laienschauspieler Ueli Zutter. Im Herbst 2023 will dann der Engelberger Pater Guido Muff auf die benediktinischen Regeln eingehen. «Musikalisch soll diesen Anlass ein gregorianischer Chor begleiten», stellt Franz Enderli in Aussicht. Eine Veranstaltungsidee, die neugierig macht und auch Vorfreude weckt.

Stiftung Lebensraum Gebirge: «Bätruef auf den Alpen – sein Klang und seine Worte». Veranstaltung mit dem Betrufer Hansruedi Ming und dem Tätsch-Trio. Sonntag, 9. Oktober, um 10.30 Uhr in der Kapelle Grafenort. www.lebensraum-gebirge.ch.

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