Im Advent werden im Gottesdienst Texte der Propheten vorgetragen. Jesaja z.B. schreibt: «Dann wohnt der Wolf beim Lamm» – Sagen Sie das einem Walliser Schafhirten! – «Der Panther liegt beim Böcklein, Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten… Kuh und Bärin freunden sich an… Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter. Das Kind streckt seine Hand in die Höhle der Schlange…» (Jes 11,6-8).
Utopie nur? Ein Wunschdenken ohne Bezug zur Realität? Gut gemeinte Vertröstung bloss? Was will der Prophet damit sagen? Was er beschreibt, sind paradiesische Zustände: Ein Bild des Friedens und der Harmonie. Es ist die messianische Alternative zur kalten, nackten Wirklichkeit, wo die Macht des Stärkeren das Sagen hat, wo Gewalt herrscht, Hass und Unfriede, wo der Mensch zum Opfer des Menschen wird.
Jesaja will mit seiner Vision Hoffnung wecken. Er will Mut machen und Vertrauen in die Zukunft schenken. Es geht ihm nicht um billige Vertröstung. Aber woher nur nimmt der Prophet seine Zuversicht? Sie erwächst ihm «aus der Erkenntnis des Herrn», wie er selber sagt. Seine Hoffnung, gründet auf dem Vertrauen, dass Gott letztlich alles zum Guten führt.
Hansruedi Kleiber SJ
Präfekt der Jesuitenkirche, Luzern
hansruedi.kleiber@kathluzern.ch
Kommentare
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien, die Kommentare werden von uns moderiert.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.