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Uri

Urner schreiben Arbeiten über handylose Tage und das Pendeln

Schüler des Berufs- und Weiterbildungszentrums Uri haben sich während mehrerer Monate intensiv mit verschiedenen Themen auseinandergesetzt. Ab Montag, 4. Februar, stellen sie ihre Abschlussarbeiten vor. Zwei Beispiele.
Nina Stadler hat sich in ihrer interdisziplinären Projektarbeit mit den Pendlerströmen im Kanton Uri auseinandergesetzt. (Bild: Remo Infanger, Altdorf, 31. Januar 2019)
Klassische Zeitung statt Online-Nachrichten. Für seine Vertiefungsarbeit verzichtete Lauro Gisler auf elektronische Medien. (Bild: Remo Infanger, Altdorf, 31. Januar 2019)

Remo Infanger

Remo Infanger


Ob mit dem Auto, dem Zug oder dem Tellbus: Die Möglichkeiten, zur Arbeit zu fahren, sind vielseitig. Welche Art zu pendeln den Urnern am liebsten ist und wie weite Strecken sie in Kauf nehmen, hat Nina Stadler aus Flüelen in ihrer interdisziplinären Projektarbeit (IDPA) herausfinden wollen. «Pendlerströme rund um den Kanton Uri» heisst die Abschlussarbeit der 18-jährigen Bankangestellten.

Aller Anfang ist (besonders) schwer

Die grösste Schwierigkeit sei zu Beginn der Arbeit aufgetaucht, erklärt die junge Frau. «Am Anfang sitzt man vor einem leeren Blatt Papier und weiss gar nicht so recht, wo man denn beginnen soll», erinnert sie sich. Was gehört alles in die Untersuchung? Was kann man hingegen weglassen, um den Fokus auf das Forschungsziel nicht zu verlieren? Das seien nur zwei von vielen Fragen gewesen, die sie im Vorfeld genau habe klären müssen.

Auch Arbeitsmarkt und Umweltbelastung

Um Erkenntnisse über die Pendlerströme in Uri zu gewinnen, hat Nina Stadler eine grosse Online-Umfrage durchgeführt. Dazu liess sie rund 50 Personen aus ihrem Umfeld, von denen sie weiss, dass sie mit dem öffentlichen Verkehr oder mit dem Auto zur Arbeit fahren oder zur Schule gehen, verschiedene Fragen beantworten. Wohin wird gependelt? Wie lange dauert die Fahrt? Pendelt man alleine oder in Fahrgemeinschaften? Nina Stadler hat die Antworten zusammengetragen und zudem in einen Zusammenhang mit äusseren Einflüssen wie etwa dem Arbeitsmarkt oder der Umweltbelastung gestellt. Ausserdem hat Stadler Interviews mit Pendlern durchgeführt. Die Idee der Arbeit verdanke sie unter anderem auch ihrem beruflichen Umfeld. «Die Arbeitsstellen im Kanton Uri im KV-Bereich sind beschränkt», weiss die Berufsmaturandin. «Deshalb wird das Pendeln in einen anderen Kanton schnell einmal zum Thema, wenn man sich nach Stellen umschaut.»

Fahrgemeinschaft als Alternative

Laut Definition gehöre man zu den Pendlern, sobald regelmässig die Grenze zur Wohngemeinde überschritten werde. «Ich habe mich jedoch auf jene Personen konzentriert, die den Kanton Uri verlassen», so Stadler. Eine Erkenntnis, die die Autopendler betrifft, sei ihr nach der Auswertung besonders ins Auge gestochen. «Die Besetzung pro Fahrzeug liegt bei den von mir Befragten im Durchschnitt bei 1,1 Personen.» Genau darin sehe sie auch Handlungsbedarf. «Gerade nach Luzern oder Schwyz pendeln sehr viele Urner. Mit Fahrgemeinschaften würde einerseits der Verkehr entlastet, anderseits etwas der Umwelt zugutegemacht. Statt dass zehn Personen mit zehn Autos nach Luzern fahren, könnten auch zehn Personen mit zwei oder drei Fahrzeugen dorthin gelangen», so Stadler.

Eine Woche ohne Smartphone und Co.

Eine Woche ohne Smartphone, Computer und TV – für viele ist das heute kaum vorstellbar. Genau dieser Herausforderung hat sich aber der 19-jährige Lauro Gisler aus Altdorf im Rahmen seiner Vertiefungsarbeit «Digitale Abstinenz» gestellt. Eine Woche lang hat der angehende Elektroinstallateur auf elektronische Geräte verzichtet. Auf die Frage, wie er auf das Thema gekommen sei, antwortet er: «Eigentlich verdanke ich die Idee zu dieser Arbeit meiner Mutter. Ich sei viel zu oft am Handy, hat sie mir immer wieder gesagt.» Nachdem der angehende Elektroinstallateur lange an möglichen Themen für die Vertiefungsarbeit herumstudiert und den Wink seiner Mutter zu Herzen genommen hatte, sei ihm schliesslich die Idee zum Selbstexperiment gekommen.

Eigener Konsum stösst auf Interesse

«Anfangs bin ich jedoch noch nicht wirklich begeistert gewesen, da ich die elektronischen Geräte ja doch sehr viel brauche, auch bei der Arbeit», erinnert sich Gisler. «Irgendwann habe ich mir dann aber gesagt: ‹Ich zieh das jetzt durch.› Schliesslich hat es mich auch selber interessiert, wie es eigentlich um meinen Handy-, TV- und Computerkonsum steht.» Lauro Gisler hat seine Untersuchung in drei Schritte gegliedert. In der Woche vor der digitalen Abstinenz hat er an jedem Abend Buch geführt, wie viel Zeit er an den Bildschirmen verbracht hatte. «Dank einer Funktion am Smartphone, welche die effektive Bildschirmzeit aufzeichnet, habe ich die Stunden am Handy gut ermitteln können», so Gisler. Um seine persönlichen Werte vergleichen zu können, hat er eine Online-Umfrage zum Konsum von elektronischen Medien gestartet. Rund 160 Personen haben teilgenommen. «Neben Unterschieden zwischen Alter oder Geschlecht habe ich herausfinden wollen, wofür etwa das Handy in der Freizeit am meisten benutzt wird.»

Einfaches Tastenhandy musste her

Der Kern seiner Arbeit bestand aber im Selbstexperiment. Ganz ohne digitale Geräte ging es jedoch nicht. «Ich habe mir ein simples Tastenhandy zugelegt, mit dem ich zumindest telefonisch erreichbar war», so Gisler. «Sonst wäre mein Chef nicht begeistert gewesen.» Die ersten beiden Abende seien die schwierigsten gewesen, danach habe er sich mehr und mehr an den PC- und handylosen Alltag gewöhnt. «Ich habe über das Festnetz mit der Freundin telefoniert oder bin ins Training gegangen», so Gisler. «Einmal ist mir aber so langweilig gewesen, dass ich angefangen habe, mein Zimmer aufzuräumen.» Den Selbstversuch würde er weiterempfehlen. «Es ist sicher eine Erfahrung wert, da man merkt, wie abhängig man von allem eigentlich ist.»

Die Schüler der Abteilung Handwerk, Technik, Gesundheit präsentieren ihre Vertiefungsarbeiten ab 4. und bis am 12. Februar, jeweils 18.30 bis 21 Uhr, im Trakt D des BWZ Uri. Die Berufsmaturanden der Abteilung Wirtschaft / Verkauf stellen ihre interdisziplinären Arbeiten von Dienstag, 5., bis Donnerstag, 7. Februar, jeweils von 18.30 bis 21 Uhr, im Trakt D des BWZ Uri vor. Weitere Informationen gibt es unter www.bwzuri.ch.

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