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Urner Extremalpinist Dani Arnold greift zu Stift und Papier

«Warum das alles?» – Dieser Frage widmet sich der Spitzenbergsteiger Dani Arnold in seinem gleichnamigen Buch. Der Urner Rekordkletterer erzählt, was ihn antreibt, manchmal zurückhält und wie er damit umgeht, wenn er auf Ueli Steck angesprochen wird.
Dani Arnold, Rekordhalter für die schnellste Durchsteigung der Eiger Nordwand in 2 Stunden und 28 Minuten. (Bild: PD)

Remo Infanger

Höher, schneller, riskanter – Dani Arnold sucht extreme Herausforderungen, findet und meistert sie. Es scheint, als würde der Urner Spitzenkletterer keine Gelegenheit auslassen, an den Felswänden die Grenzen des Möglichen auszuloten. So knackte der 34-jährige Bürgler den Geschwindigkeitsrekord an den drei berühmt-berüchtigten Nordwänden der Alpen – im vergangenen Juli bei den Grandes Jorasses im Mont-Blanc-Massiv, 2015 am Matterhorn und 2011 am Eiger. Bis Ueli Steck vier Jahre später die Spitzenzeit im Speedklettern an der Eiger-Nordwand wieder für sich holte.

Nun hat Arnold ein Buch mit dem Titel «Warum das ganze?» geschrieben, in dem er seine Abenteuer und Gedanken festhält. Gestern stellte der Bergführer sein Werk im Berufs- und Weiterbildungszentrum Uri (BWZ) vor. «Ein Buch zu schreiben braucht definitiv mehr Nerven als das Klettern», scherzt Arnold. Er sei erleichtert gewesen, als er das Gut zum Druck gab. «Schlussendlich bin ich halt doch lieber im Gebirge als am Bürotisch.»

Höhenklima in die Wiege gelegt worden

Aufgewachsen auf dem Biel, einem Urner Bergdorf auf 1700 Metern über Meer, ist Arnold das Höhenklima sozusagen in die Wiege gelegt worden. Erste Erfahrungen im Eisklettern machte er bereits in seiner Kindheit. «An den vereisten Wasserfällen neben dem Elternhaus fühlte ich mich schnell wohl», erinnert sich Arnold. Heute klettert er Eisrouten wie die Bernerische «Crack Baby» in Rekordtempo – ohne Seil und Sicherung. In seinem Buch hält er fest, was ihn antreibt. «Je mehr man um etwas kämpfen muss, desto grösser ist die Zufriedenheit beim Erreichen des gesteckten Ziels», sagt er. Das Buch richte sich aber nicht bloss an angefressene Bergsportler, die es ihm gleich machen wollen.«Es thematisiert den Umgang mit Leistungsdruck, Stresssituationen oder die Angst vor Herausforderungen», verrät Arnold. «Das sind Hürden, mit denen jeder auch im Alltag konfrontiert wird.» Das Bergsteigen diene ihm dazu, die Erfahrungen und Ratschläge in eine Geschichte zu packen und sie den Leuten mit auf den Weg zu geben.

Entstanden seien die Ideen für die Texte hauptsächlich unterwegs auf seinen Expeditionen. «Während man auf Reisen ist, hat man Zeit zum Überlegen», so Arnold. Den grössten Teil seiner Gedanken habe er dann anfangs dieses Jahres in Patagonien niederschreiben können – nicht zuletzt, weil das Wetter während seiner sechswöchigen Expedition oft alles andere als «kletterfreundlich» gewesen sei.

Auf Ueli Steck werde der Urner Speedkletterer seit dessen tödlichen Sturz im vergangenen Jahr oft angesprochen. «Natürlich bleibt ein solcher Todesfall immer irgendwo im Hinterkopf hängen – ob das jetzt Ueli Steck oder ein anderer Kollege ist. Man wird vielleicht ein bisschen vorsichtiger oder überdenkt ein waghalsiges Vorhaben zweimal», räumt Arnold ein. «Meine grösste Leidenschaft werde ich deswegen aber nicht aufgeben.»

«Einsame Wölfe», die aber Rückendeckung brauchen

Extrembergsteiger werden oft als «einsame Wölfe» dargestellt. Arnold betont aber, dass hinter jedem grossen Projekt auch ein kleines Team steht, ohne das Vieles nicht realisierbar wäre – sei es der Fotograf, Leute vom Marketing oder natürlich seine Frau Denise Arnold. «Sie hilft mir nicht nur bei Administrativem, sondern schenkt mir auch Vertrauen und die Freiheit, meiner Leidenschaft nachzugehen.» Entscheidungen fällen würden Alpinisten aber am liebsten nach wie vor alleine.

«Das merkt man dann, wenn vier ‹Alphatiere› miteinander eine Bergtour starten und jeder in eine andere Richtung losläuft», scherzt Arnold. «Schlussendlich sind wir eben doch grösstenteils Einzelkämpfer.»

Die im Titel gestellte Grundfrage werde Dani Arnold nicht beantworten. «‹Warum das alles?› wird der Leser schlussendlich selber für sich entscheiden können.»

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