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Kolumne «Schnee von gestern»

Und es hat Zoom gemacht: Was Klaus Lage mit Computer-Passwörtern zu tun hat

Aus Sicherheitsgründen müssen Passwörter immer komplizierter sein. Unser Autor hat einen speziellen Umgang damit.

Computer und Internet halte ich eigentlich für segensreiche Erfindungen. Zunehmend habe ich aber so meine Zweifel daran, dass sie das Leben wirklich einfacher machen. Das Internet ist anfällig für Schurkereien, fast täglich hört man von Hackerangriffen. Deshalb werden die Sicherheitsmassnahmen laufend verschärft und verändert. Auch für kleine Fische wie mich, bei denen doch kaum was zu holen ist, und die leider auch nichts Anrüchiges und Delikates zu verbergen haben.

Am schlimmsten sind diese Passwörter. Möglichst kompliziert und lang soll das Passwort sein, mit Ziffern und Sonderzeichen drin. Zudem sollte man es regelmässig wechseln, empfehlen IT-Fachkräfte. In diese habe ich allerdings wenig Vertrauen, schliesslich leben sie davon, dass der Computer nicht oder nicht mehr so tut, wie er sollte. Selbst ein vermeintlich harmloser Passwortwechsel kann der Anfang vom Ende sein und letztlich zur Überweisung in eine geschlossene Anstalt führen.

Lang und kompliziert müssen Passwörter sein – mitunter eine Herausforderung.
Bild: Symbolbild: Patrick Hürlimann

In jüngerer Zeit setzte ich meine Passwörter aus den Anfangsbuchstaben von Zeilen aus Liedern zusammen. Zum Beispiel so: «Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei» ergibt als Passwort Ah1EndWh2. Noch besser, wenn man zusätzlich ein Sonderzeichen darunter hat, etwa mit diesem «1000 Mal berührt …»-Lied der Klaus Lage Band. Ideal ist der zweite Refrain-Teil: «1001 Nacht und es hat Zoom gemacht.» Ergibt als Passwort 1001N&ehZg.

Musiker Klaus Lage.
Bild: Bild: PD/Wolfgang Hoffmann

Da man nicht überall dasselbe Passwort verwenden sollte, habe ich ein kleineres Lieder-Repertoire beisammen. Welches Passwort wo zum Einsatz kommt, schreibe ich auf. Von Hand, weil mir die PC-internen Passwort-Manager nicht geheuer sind. Da die Notizen einem Einbrecher in die Hand fallen könnten, notiere ich nicht das eigentliche Passwort, sondern nur eine Art Eselsbrücke dazu, etwa so: «Postcheck-Konto: Klaus Lage». Dann weiss ich sofort, aha, Zoom.

So weit, so gut. Weil man aber öfter zu Passwortwechseln genötigt wird, muss man variieren. Ich gehe auch hier gerne den Weg des geringsten Widerstandes und mache aus den 2 Würsten 3. Oder aus den 1001 Nächten 1002. Das neue Passwort: 1002N&ehZg. Auf dem Notizblatt schreibe ich dann «Postcheck-Konto: Klaus Lage, aber 1002». Oder ich mache aus dem & ein + und notiere «Klaus Lage+».

Klingt simpel, ist es aber nicht, zumal manchmal alles Bisherige über den Haufen geworfen wird. Für den Zugang zu meinem Bankkonto ist neuerdings ein mehrstufiges Prozedere nötig, sowohl PC als auch Smartphone müssen eingesetzt werden, inklusive Gesichtserkennung. In der Übergangsphase gab’s Probleme, der «Zugangscode» war noch per Post unterwegs.

Ich bin deshalb wieder mal selber auf meine Bank im Heimatstädtchen gegangen, um dort zwei fällige Überweisungen zu veranlassen. Gesamtbetrag etwa 40 Franken. Ich wurde sehr höflich bedient, bin ja auch langjähriger Kunde. «Ja, das machen wir doch gerne», sagte der steil frisierte Schaltermann, um dann aber zu ergänzen: «Ich möchte Sie nur noch darauf hinweisen, dass das pro Überweisung 15 Franken kostet.»

In mir drin hat es ziemlich heftig Zoom gemacht. Ich konnte mich aber voll beherrschen, entschied mich jedoch spontan dazu, in diesem Fall die 30 Franken doch lieber in die Gastronomie zu investieren und am Beizentisch schon mal ein völlig neues Lieder-Passwort auszuhecken. «Mues immer de plogeti Hansli sii» (MidpHs)? Ach woher, hat ja nicht mal eine Zahl und auch kein Sonderzeichen drin. Besser: «So ein Tag, so wunderschön wie heute» (S1T,swwh). Das passt doch irgendwie immer. Fast immer.

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