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Luzern

Ufhusen steht wohl bald ohne Beiz da: Hier heisst's Austrinkete nach 32 Jahren Eintracht

Mit der Pension im Juli endet in Ufhusen für Wirt Hugo Steinmann und Gattin Hedy eine Ära: Sie schliessen das 1987 übernommene Restaurant Eintracht. Auch ihre Kegelklubs müssen nach einer neuen Bahn Ausschau halten.
Die Gaststube ist ihr Zuhause: Hugo und Hedy Steinmann schliessen die «Eintracht» in Ufhusen im Sommer. (Bild: Boris Bürgisser, 15. Februar 2019)

Evelyne Fischer

In der Vitrine im «Eintracht»-Säli stellen Turner und Schützen ihre Erfolge zur Schau, an der Wand der Gaststube hat sich die Trachtengruppe Ufhusen verewigt. Hier prangt ein Jassspruch auf einem Villiger-Kiel-Schild, dort listet die Braugold-Tafel die Hits des Tages (Rossentrecôte, Poulet-Flügeli, Älplerröschti). Eine Dorfbeiz wie aus dem Bilderbuch.

Doch nicht mehr lange: Wirt Hugo Steinmann wird im Juli 65. «Grund genug, einen Schlussstrich zu ziehen.» Zumal Gattin Hedy (67) längst pensioniert wäre und die drei Söhne andere Pläne haben. Ihr Kegelklub Eintracht, jener ihres Mannes, der KK Busch, und der dritte Ufhuser Verein, der KK 90, werden damit nach einem neuen Vereinslokal, oder zumindest nach einer neuen Kegelbahn Ausschau halten müssen.

Mit der Schliessung der «Eintracht» wird Ufhusen nach dem «Kreuz», dem Gasthaus der Liberalen, innert weniger Jahre auch die einstige Stammbeiz der Konservativen verlieren. Übrig bleibt: die Kaffeeecke des Dorfladens. «Wir würden uns über Nachfolger freuen, vor allem für die Vereine», sagt Hugo Steinmann. Doch die Interessenten für das 8-Zimmer-Haus, Baujahr 1923, zum Preis von knapp 780'000 Franken blieben seit der Ausschreibung vor drei Jahren spärlich. «Den einen ist der Saal mit 120 Plätzen zu gross, den anderen fehlt es am Finanziellen», sagt Hedy Steinmann, macht dazu die klassische Zeigefinger-Daumen-Geste. «Wir hoffen noch immer, dass sich zwei finden lassen, die die ‹Eintracht› weiterführen. Vielleicht mit einem neuen Nutzungskonzept.»

Gemeinderat hat finanzielle Beteiligung verworfen

Die Gemeinde würde die Schliessung bedauern, sagt Gemeindepräsidentin Claudia Bernet (CVP): «Für die Dorfgemeinschaft ginge sehr viel verloren.» Im Wissen um die Bedeutung der «Eintracht» habe der Gemeinderat über eine finanzielle Beteiligung diskutiert. So wie etwa in Schenkon, wo die Stimmbürger 2013 der Gewährung einer Bürgschaft zugestimmt haben, um das «Zellfeld» aufrechtzuerhalten. Auch in Buttisholz beteiligte sich die Gemeinde 2016 am Kauf des «Hirschen». Gemeindepräsidentin Bernet sagt aber:

«Letztlich kamen wir zum Schluss, dass es nicht Aufgabe der öffentlichen Hand ist, in einen Gastrobetrieb zu investieren. Ein solches Zeichen könnte bei anderen Gewerbezweigen Gelüste wecken.»

Nach wie vor sei der Gemeinderat aber im Austausch und versuche zu vermitteln, sagt Claudia Bernet. «Interessenten würden wir aus Sicht der Gemeinde sicher keine Steine in den Weg legen.»

Neue Gesetze erschweren dem Beizerpaar das Leben

Zum Restaurant kamen Steinmanns 1987 fast wie die Jungfrau zum Kinde. Der damalige Eintracht»-Besitzer, Hugo Steinmanns Vater, machte dem Paar den Betrieb schmackhaft. Hedy Steinmann hatte kurz zuvor die Wirteprüfung abgelegt. Anfänglich schmiss sie den Betrieb mit einigen Serviertöchtern allein, derweil ihr Mann als Chauffeur arbeitete. Später übernahm er den Posten am Herd. Kochlehre? Fehlanzeige. Hugo Steinmann sagt schmunzelnd:

«Ich war ein Autodidakt.»

Beim Besuch schwelgt das Wirtepaar in Erinnerungen: Anfänglich habe es vier Maskenbälle in der «Eintracht» gegeben. «Jeder zählte über 400 Eintritte», sagt Hugo Steinmann. Jetzt gebe es noch einen Ball in der Mehrzweckhalle. Lange hätten sich Angestellte bei ihnen verköstigt – über den Lunch-Check, ein bargeldloses Verpflegungssystem. In den letzten Jahren wurde es zusehends schwierig, den Betrieb rentabel zu führen. «Investitionen lagen nicht mehr drin», sagt Hedy Steinmann. Der erste Einbruch erfolgte mit der 0,5-Promille-Grenze, ein zweiter mit dem Rauchverbot. Parallel dazu entstanden immer mehr Partyräume. Hugo Steinmann ärgert sich:

«Heute wird jeder Pfarrsaal, jedes Jagdhaus dank Caterer zum Gastrolokal, ohne dass diese dafür Patentgebühren zahlen. Hier müsste man den Hebel ansetzen.»

Mittags lebt die «Eintracht» heute vor allem von Jakobsweg-Pilgern und Wandern, die auf dem nahen Grenzpfad Napfbergland unterwegs sind. Abends sind es Vereinsmitglieder, die hier einkehren. «Der Kontakt mit den Leuten wird uns fehlen», so Hedy Steinmann. Wohl speziell dann, wenn sie in der Restaurantküche für zwei kochen. Denn einen Herd sucht man in der Wohnung im Obergeschoss vergebens.

Hinweis: Gutscheine können noch bis zum 30. Juni eingelöst werden.

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