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Kolumne

«Ürner Asichtä»: «Se bastasse una bella canzone»

Kolumnistin Regula Waldmeier über italienische Lieder, Positives, Tollpatschigkeit und die Alpentöne.

«Se bastasse una bella canzone» – Das vielleicht bekannteste, wunderbar poetische Lied von Eros Ramazzotti aus dem Jahr 1990 lässt in uns die Möglichkeit aufkeimen, dass ein einziges gutes Lied ausreichen könnte, um die Welt positiv zu verändern. Mit Liebe und Musik würden die Herzen der Menschen erreicht, so der Text. «Se bastasse una canzone per convincere gli altri. Se bastasse una grande canzone per parlare di pace.»

Italo-Songs erleben aktuell ein Revival. Möglicherweise deshalb, weil wir uns genau das am meisten wünschen: Liebe, einander zuzuhören und Frieden. Leider lassen sich Tyrannen, Massenmörder und notorische, selbstverliebte Lügner nicht von solchen Attributen leiten.

Ich nehme mir am Morgen oft bewusst vor, heute alles gerne zu tun und Negatives in Positives umzudenken. Damit kann ich die Welt zwar nicht verbessern, aber es ist ein Anfang und mir tut das gut.

Kolumnistin Regula Waldmeier.
Bild: Philipp Zurfluh

Und wie ging das schon wieder mit dem Schmetterling? Eine winzige Veränderung, wie der Flügelschlag des Schmetterlings, könne zu unvorhersehbaren und weitreichenden Folgen führen.

Natürlich ist es auch für mich nicht immer einfach, alles gerne zu tun und im Negativen das Positive zu entdecken. Ganz besonders, wenn ich mich über mich selbst ärgere.

Neulich habe ich beim Entsorgen von Karton doch tatsächlich meinen Autoschlüssel mitentsorgt. Die ganze Crew des Recycling-Centers war super bemüht, den Schlüssel zu finden. Keine Chance. Aber doch ein Punkt auf der positiven Scala, wegen der Hilfe. Drei negative Vorzeichen erhielt die Dame, die mich belehrte, sie hänge sich ihren Schlüssel halt immer um den Hals. «Und ich halt nicht», entfuhr es mir ziemlich säuerlich.

Für eine ausgeglichene Bilanz sorgte schliesslich die Flüelerin, die sich anerbot, mich mit ihrem Auto zum Ersatzschlüssel – und wieder zu meinem Auto zurückzufahren. Fragen Sie jetzt bitte nicht, was ein neuer Autoschlüssel kostet und wann er lieferbar ist.

Kennen Sie die Bücher von Marc-Uwe Kling, zum Beispiel «Der Tag, an dem die Oma das Internet kaputt gemacht hat»? Genau so kam ich mir am Samstag spät in der Nacht nach den «Alpentönen» vor. Wieder zu Hause, hundemüde und doch hellwach, drückte ich etwas an der TV-Fernbedienung herum. Und schon ging nichts mehr.

Ich bin technisch eine Analphabetin und schimpfte über meine Ungeschicktheit. Dann kam die Meldung der Swisscom, es gäbe eine Störung in Flüelen. Der Profi, der den Defekt dann am nächsten Tag bei sengender Hitze behob, verdiente meinen allergrössten Respekt.

Übrigens, das lange Anstehen bei den «Alpentönen» am Samstagabend war letztendlich positiv: Ich unterhielt mich ungemein gut mit einer Bekannten, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Und doch: Ich hätte Stefan Eicher gerne noch etwas länger gehört und natürlich auch angesehen.

Daher stammt der Titel dieser Kolumne von Ramazotti – Pech gehabt, Stephan Eicher.

Regula Waldmeier aus Flüelen äussert sich abwechselnd mit anderen Autorinnen und Autoren zu einem selbst gewählten Thema.

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