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Luzern

Der PH Luzern fehlen 2,3 Millionen Franken – der Rektor bangt um die Qualität der Lehrerausbildung

Die Pädagogische Hochschule Luzern weist 2018 ein noch grösseres Defizit aus als ein Jahr zuvor. Erhöht der Kanton den Trägerschaftsbeitrag nicht, könnte die Ausbildung massiv schlechter werden.
Hans-Rudolf Schärer, Rektor der PH Luzern, ist besorgt um die Qualität der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung. (Bild: Boris Bürgisser, Luzern, 11. Juni 2019)

Yasmin Kunz

Die gute Nachricht zuerst: Die Pädagogische Hochschule (PH) Luzern kann für das Semester 2019/20 erneut hohe Anmeldezahlen von Studenten verzeichnen, die im Herbst die Ausbildung zur Lehrerin oder zum Lehrer starten. Die 578 Anmeldungen liegen im Bereich des Vorjahres (576), als die PH um 18 Prozent zulegen konnte, wie die Hochschule gestern mitteilte.

Die schlechte Nachricht: Die Institution weist für das Jahr 2018 nun zum zweiten Mal in Folge ein Defizit aus – und zwar ein happiges. 2,3 Millionen Franken fehlen der PH Luzern. Im Jahr zuvor lag das Minus bei 1,9 Millionen, dies bei einem Gesamtaufwand von gegen 70 Millionen Franken. Deshalb hat die PH Luzern diverse Sparmassnahmen wie eine Arbeitszeiterhöhung sowie eine Erhöhung der Lerngruppengrösse umgesetzt und auch Massnahmen wie etwa die Reduktion der Praxiszeit beschlossen (wir berichteten). Insgesamt konnte die Institution so allein im letzten Jahr rund eine Million Franken sparen. Und nun ist klar: Trotz dieser Massnahmen schreibt die PH für das Jahr 2018 ein noch grösseres Defizit als 2017.

Kanton halbierte seinen Beitrag

Für die roten Zahlen gibt es zwei Gründe: Zum einen die reduzierten jährlichen Pro-Kopf-Beiträge der Vereinbarung über die Fachhochschulen (FHV). Diese wurden schweizweit für die Lehrerbildung von 25 500 auf 24000 Franken gekürzt. Grund dafür waren neue Berechnungen. Über den Daumen gepeilt hat die PH Luzern im Jahr 2018 mit dem reduzierten FHV-Beiträgen bei 2000 Studenten knapp drei Millionen Franken Einbusse hinnehmen müssen. Zum anderen reduzierte der Kanton Luzern als Träger der Hochschule von 2017 auf 2018 erneut die Beiträge um fast eine Million Franken. Beliefen sich diese im Jahr 2014 noch auf 8,1 Millionen Franken, lagen sie 2018 bei 4,4 Millionen – das kommt fast einer Halbierung gleich. Die Einnahmen aus Studiengebühren beliefen im Jahr 2018 auf 5,2 Millionen Franken.

Dass die PH aktuell ein negatives Ergebnis vorweisen muss, beschäftigt Hans-Rudolf Schärer. Er ist seit 2001 Rektor der Pädagogischen Hochschule Luzern und seit 2014 Präsident der Rektorenkonferenz der Pädagogischen Hochschulen der Schweiz. «Mit den Sparmassnahmen, die wir beschlossen haben, wird bereits heute die Qualität der Ausbildung tangiert», sagt er und fügt an:

«Der heutige kantonale Trägerbeitrag deckt einen immer geringer werdenden Teil der Infrastrukturkosten – doch dafür und für die Forschung wäre er eigentlich vorgesehen.»

Dies führe dazu, dass die PH andere Erträge in Mietzinsen und Gebäudeunterhalt investieren müsse statt in die Ausbildung von Lehrpersonen. «Momentan sind wir strukturell unterfinanziert.»

Die PH Luzern ist bereits heute die kostengünstigste aller 16 Pädagogischen Hochschulen der Schweiz, wie ein Blick in die Auswertung des Bundesamtes für Statistik (BFS) zeigt. Im Schnitt betragen die Kosten bei den Institutionen, die Lehrerinnen und Lehrer ausbilden, jährlich über 44'000 Franken pro Student. An der PH Luzern sind es im Schnitt 36'000 Franken. Gemäss BFS gibt beispielsweise die PH Zürich 49'000 Franken pro Student und Jahr aus.

Es drohen einschneidende Sparmassnahmen

Für Hans-Rudolf Schärer ist klar: «Wenn wir weiterhin mit einem Trägerschaftsbeitrag von 4,4 Millionen Franken wirtschaften müssen, dann sind weitere Sparmassnahmen nicht zu vermeiden.» Und diese würden deutlich einschneidender ausfallen, als die bereits beschlossenen. Der Rektor sagt:

«Die Qualität der Ausbildung würde damit nicht mehr nur tangiert, sondern beschädigt.»

Und er fügt an: «Das wäre sehr bedauerlich, zumal die PH Luzern über die Kantonsgrenze hinweg einen sehr guten Ruf geniesst. Diesen wollen wir beibehalten, dafür brauchen wir jedoch die nötige Unterstützung vom Kanton.» Die Beliebtheit der PH widerspiegelt sich neben der wachsenden Zahl der Studierenden auch in der Tatsache, dass über 50 Prozent der Studenten aus umliegenden Kantonen stammen.

Aktuell ist die PH Luzern damit beschäftigt, den Studienplan zu reformieren. Diese Reform wird neben inhaltlichen Weiterentwicklungen zu Einsparungen von zwei Millionen Franken führen. Diese sind nötig, um Ausfälle bei den Beiträgen aus der Vereinbarung über die Fachhochschulen zu kompensieren. Für Schärer war indes immer klar, dass in finanziell schwierigen Zeiten auch seine Institution «verpflichtet ist, ihren Sparbeitrag zu leisten». Nun sei man jedoch an einem Punkt angelangt, an dem das Defizit nicht mehr nur mit weiteren Einsparungen ausgeglichen werden könne.

Im aktuellen Aufgaben- und Finanzplan (AFP) sind für die Jahre 2020 bis 2022 höhere Trägerschaftsbeiträge von 5,1 Millionen Franken pro Jahr vorgesehen – fast gleich viel wie 2017 (siehe Grafik). Doch das reicht gemäss Schärer nicht aus, um künftig ausgeglichene Rechnungen zu präsentieren. «Diesen Umstand konnten wir auch dem Regierungsrat darlegen und hoffen nun auf eine zusätzliche Erhöhung des Trägerschaftsbeitrags, um zumindest die Infrastrukturkosten damit decken zu können.»

Bildungsdirektor: «Müssen zur PH Sorge tragen»

Der Luzerner Bildungsdirektor und PH-Ratspräsident Reto Wyss bestätigt einen entsprechenden Antrag auf Erhöhung des Trägerbeitrags. Der Regierungsrat werde diesen «im Rahmen der Hochrechnungen und der finanziellen Gesamtsituation mit Blick auf den Aufgaben- und Finanzplan 2020-23 prüfen». Aufgrund der Einnahmenausfälle hat Wyss mit einem Defizit der PH gerechnet. Allerdings sei dieses «höher ausgefallen als erwartet».

Der PH Luzern sei es trotz konsequenter Kostensenkung jedoch gelungen, die Qualität der Ausbildung zu halten, ist sich Wyss sicher und fügt an: «Nicht jede Sparmassnahme führt zu einer Qualitätseinbusse.» Die PH-Leitung analysiere aktuell weitere Möglichkeiten zur Kostensenkung, sagt Wyss mit Blick auf die erwähnte Studienreform. Für ihn ist klar:

«Wir müssen zur PH und ihren guten Leistungen Sorge tragen. Denn wir brauchen jetzt und in Zukunft gut ausgebildete Lehrpersonen.»

Dem stimmt Alex Messerli, Präsident des Luzerner Lehrerinnen- und Lehrerverbands, zu: «Nur gut ausgebildete Lehrpersonen garantieren, dass die Luzerner Schülerinnen und Schüler eine gute Bildung erhalten». Für ihn war die Kürzung der praktischen Ausbildung der «grösste Verlust für die Studierenden und die Qualität der Ausbildung». Bei der Ausbildung von angehenden Lehrpersonen dürfe es keinen weiteren Leistungsabbau geben.

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