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Sempachersee

Deshalb ist der Uferweg noch immer überschwemmt

Der Pegel des Sempachersees ist seit Anfang August erst wenig gesunken, obwohl das Wehr in Oberkirch vollständig geöffnet ist. Der Grund dafür ist die Sure.
In Sempach verursachte das Hochwasser erhebliche Schäden am Uferweg. (Bild: Pius Amrein (Sempach, 25. August 2021))
Bevor die Reparaturarbeiten am Sempacher Seeuferweg starten, müssen zukünftige Schutzmassnahmen diskutiert werden. (Bild: Pius Amrein (Sempach, 25. August 2021))

Salome Erni

25 Zentimeter – so viel ist der Sempachersee seit dem Höchststand Anfang August gesunken. 70 Zentimeter hat er bis zum Normalzustand noch vor sich, sagt Marcel Hurschler, Stadtrat von Sempach. Rund um den See sind Uferwege nach wie vor überflutet, wurden Grünflächen zerstört und stehen Gebäude unter Wasser, so etwa bei der Sempacher Festhalle oder auch beim Surseer Triechter.

Hurschler sagt: «Nach den starken Regenfällen im Sommer Anfang Juli dachten wir, dass sich der Seespiegel innert zwei Monaten normalisiert. Aber jetzt wissen wir, dass es noch Wochen dauern wird.»

504,35 Meter über Meer liegt der Pegel des Sempachersees aktuell. Das bedeutet gemäss dem Bund Gefahrenstufe drei oder «grosse Gefahr» und kommt etwa alle 100 Jahre vor. Stadtrat Hurschler kann sich nicht erinnern, dass der See jemals so lange und so stark über die Ufer trat. Für die Gemeinde Sempach droht eine besondere Gefahr, denn über den See weht meist ein Westwind Richtung Städtchen. Dadurch werde der Uferbereich stärker unterspült, was das Ufer zusätzlich beeinträchtige, sagt Hurschler. In diesem Zusammenhang kommt es zu Schäden am Uferbereich, weggespülten Wegen und zu umgestürzten Bäumen.

So sah es am 29. Juli in Sempach aus ...

.... und so am 5. August 2021.

Am Mittwoch gab die Stadt Sempach Entwarnung für die Seeallee bei der Festhalle, die nun wieder zugänglich ist. Der Seeuferweg zwischen der Festhalle und dem Campingplatz bleibt hingegen geschlossen. Im September finden Gespräche statt, um den zukünftigen Uferschutz und die Wegführung zu diskutieren.

Maximale Abflusskapazität ist erreicht

Grund dafür, dass das Hochwasser am Sempachersee im Gegensatz zu beispielsweise dem Vierwaldstättersee so lange anhält, ist die Abflusskapazität der Sure, dem einzigen Seeauslauf. «Aktuell fliessen rund vier Kubikmeter pro Sekunde aus dem Sempachersee ab», sagt Sylvia Durrer, Projektleiterin Naturgefahren beim Kanton Luzern. Besonders das kleine Gefälle limitiere den Abfluss:

«Das Wehr steht seit dem 22. Juni 2020 so weit offen wie möglich. Technisch kann nichts weiter unternommen werden.»

Die Differenz zwischen Zuflüssen und Abfluss sei zu klein, um den Seepegel schneller absenken zu lassen, sagt sie. Zudem fehle eine längere Trockenwetterperiode. Die Revitalisierungsarbeiten an der Sure im Jahr 2020 hatten keinen Einfluss auf die Abflusskapazität, da insbesondere das Gefälle nicht verändert wurde, sagt Sylvia Durrer.

Wehr ist über hundertjährig

Roman von Matt, Leiter Bauamt der Gemeinde Oberkirch, erklärt: «Das über hundertjährige Wehr besteht aus zwei Schütztafeln aus Holz, die, je nach Pegelstand, im Auftrag des Kantons vom Werkdienst der Gemeinde gehoben oder gesenkt werden. Sind sie oben, ist die maximale Abflusskapazität erreicht. Dann kann einfach nicht mehr abfliessen.»

Ab welchem Seepegel das Wehr zu öffnen ist, wurde im Wehrreglement von 1919 vorgeschrieben. Auch ist es bundesweit reglementiert, welchen Pegel die Seen im Normalzustand haben sollen. «Wir halten uns strikt an diese Vorgaben», sagt von Matt. Grundsätzlich habe sich die Hochwassersituation in den beiden letzten Wochen aber entspannt und entlang der Sure gibt es in Oberkirch keine überschwemmten Wege mehr.

Hohe Wasserstände lassen sich nicht vermeiden

Um Überschwemmungen in Zukunft zu vermeiden, soll laut Sylvia Durrer mit raumplanerischen Massnahmen verhindert werden, dass in betroffenen Zonen überhaupt Bauten und Anlagen erstellt werden, so die Projektleiterin Naturgefahren. Auch seien Grundeigentümer dafür verantwortlich, in gefährdeten Gebieten Objektschutzmassnahmen zu treffen. Denn hohe Wasserstände traten in der Vergangenheit immer wieder auf, sagt Durrer. Dass dies auch in Zukunft passiere, könne nicht verhindert werden.

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