Vanessa Varisco
Vom Camping am Ägerisee bekommt Susi Staub einfach nicht genug: Seit über 20 Jahren kehrt die Schaffhauserin im Sommer immer wieder an den Campingplatz in Unterägeri zurück und geniesst dort See, Wetter und Velotouren. «Für mich gibt es nichts Schöneres als die sommerlichen Ferien im Ägerital. Ich möchte das auf keinen Fall missen», sagt Susi Staub und lässt den Blick durch ihr Wohnmobil mit Vorzelt schweifen. 34 Jahre hat es schon auf dem Buckel und funktioniert dennoch nach wie vor einwandfrei.
Eingerichtet ist es gleich einer kleinen Wohnung; ein Wohnzimmer mit Fernseher, eine Küche mit Mikrowelle und ein Schlafzimmer, das genügend Platz für Gäste bietet. Auf den Kommoden stehen Familienfotos, die Böden sind mit bunten Teppichen ausgelegt und an den Wänden gewähren die vielen Fenster Lichteinlass, ohne dass es zu sehr aufheizt. «Morgens scheint die Sonne hinein und abends ist der Camper vom Mondlicht durchflutet – das ist einfach traumhaft», so Susi Staub.
Vor dem Sonnenaufgang schwimmt die rüstige Rentnerin eine Runde oder fährt mit dem Velo um den See. «Den See direkt vor der Türe zu haben, ist etwas ganz besonderes und das geniesse ich sehr», so Susi Staub. Rund alle 14 Tage reist sie in ihre Wohnung nach Schaffhausen, um Post zu sortieren und nach dem Rechten zu sehen. Dort verbringt sie auch den Winter, um nach einem Urlaub im Frühling zurück an ihren Campingplatz am Ägerisee zu kehren.
30 Prozent mehr Besucher in Unterägeri
Auf dem Campingplatz in Unterägeri ist stets viel los. Neben dem Fest am 1. August und dem Campingfest mit Musik organisieren die Verantwortlichen ein Jass- und Bocciaturnier. «So wird es nie langweilig», sagt die Schaffhauserin. In ihrer Campingstrasse findet zudem alljährlich ein «Weglifest» statt, bei dem gemeinsam gekocht und gelacht wird. «Es ist wie ein kleines Dorf, hier kennt man sich», erzählt Susi Staub. Ab und an bekommt sie Besuch von ihren Kindern und Grosskindern. Doch so richtig gepackt hat das Campingfieber nur sie.
Allgemein erlebt die Campingszene einen Aufschwung. Laut dem Urlaubsportal «Camping.Info» konnte die Branche in der Schweiz 2017 einen starken Anstieg verbuchen. Die Logiernächte stiegen um 13,9 Prozent, wie das Portal kürzlich mitteilte.
Auch im Kanton Zug spürt man diese Entwicklung. So verzeichnet der Campingplatz Unterägeri im Vergleich zum letzten Jahr 30 Prozent mehr Schweizer Besucher. «Besonders bei jungen Familien ist campen wieder sehr beliebt; ganz nach dem Motto ‹Zurück zur Natur›», weiss Martin Mätzler vom Campingplatz Unterägeri. Dazu gehört das Schlafen im Freien und das Kochen mit dem Gasgrill. Bestechend sei auf dem Platz besonders die Lage am See, die Ruhe und das umliegende Naturschutzgebiet. Auch das Wetter spielt eine entscheidende Rolle – bei sommerlichen Temperaturen ist das Zelten beliebt. «Zelten kann man spontan und kurzfristig; und da es seit Frühling schönes Wetter ist, kommen mehr Besucher», berichtet Martin Mätzler.
Auch die Logiernächte im TCS-Camping Zug im Brüggli haben im Vergleich zum Vorjahr um rund 34 Prozent zugenommen. Yves Gerber, Leiter Kommunikation vom TCS Schweiz, gibt als Grund dafür an: «Der Platz imponiert durch seine Lage direkt am See mit herrlichem Blick auf die nahen Berge.» Doch wie lange noch, ist unklar: Der beliebte Zuger Campingplatz soll nämlich geschlossen werden (siehe Box).
Trotz dem Aufschwung auf den Schweizer Campingplätzen: Eine derart leidenschaftliche Camperin wie Susi Staub, die mit Leib und Seele dem Leben im Wohnwagen verfallen ist, wird wohl aus den wenigsten.

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