Markus Zwyssig
Die Regierung bezeichnet eine länger dauernde Strommangellage im Kanton Uri als grosses Risiko, das einschneidende Auswirkungen für die Bevölkerung und die Wirtschaft hätte. Allerdings ist der Einfluss des Kantons auf den Verlauf eines Ereignisses gering, wie sie in ihrer Antwort auf eine Interpellation von Ruedi Wyrsch (CVP, Flüelen) festhält.
Der Kanton Uri ist bei der Energieversorgung von Swissgrid abhängig, der Schweizer Übertragungsnetzbetreiberin. Der Bund hat den Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen beauftragt, die notwendigen Vorbereitungen zur Bewältigung einer Strommangellage zu treffen. Gemäss Swissgrid trägt die enge Vermaschung mit dem europäischen Stromnetz – die Schweiz hat 41 grenzüberschreitende Leitungen – zu einer Netzstabilität bei.
Der Kantonale Führungsstab beurteilt laufend die Risiken in den verschiedenen Bereichen und damit auch die Gefahren eines Strommangels oder eines Blackouts. «Das Szenario Stromausfall wird als erheblich und in der Eintrittswahrscheinlichkeit als mittel eingestuft», schreibt die Regierung. Neben der Sicherstellung der Grundversorgung durch die wirtschaftliche Landesversorgung bestehe bei der Kommunikation mit der Bevölkerung eine grosse Herausforderung. Um in jedem Fall die Kommunikation der Blaulichtorganisationen sicherzustellen, wurden Massnahmen wie die Aufrechterhaltung der Funkverbindung Polycom und der vor kurzem eingeführten Weisung Notalarmierung der Feuerwehr ergriffen. Mit dem Aufbau von Notfalltreffpunkten im Jahr 2021 wird zudem eine Anlaufstelle für die Bevölkerung sichergestellt.
Auch zeitweilige Netzabschaltungen sind möglich
Ein wichtiges Element der Vorbereitung stellt für die Regierung das Training der Krisenbewältigung dar. «Durch Übungen mit dem Kantonalen Führungsstab, den Gemeindeführungsstäben und zusätzlichen Partnern aus der Wirtschaft werden Erkenntnisse gewonnen und Lücken geschlossen», so die Regierung. Das Thema werde durch Absprachen zwischen Kanton und Wirtschaft mit Stromlieferanten und technischen Betrieben laufend vertieft und es würden notwendige Massnahmen besprochen.
Um eine länger dauernde Knappheit bewältigen zu können, muss Strom eingespart werden. Dadurch sollen eine Versorgung über längere Zeit aufrechterhalten und Netzzusammenbrüche vermieden werden. Das soll wie folgt geschehen: Einerseits soll durch eine Kontingentierung bei den Grossverbrauchern Strom so weit eingespart werden, bis Angebot und Nachfrage wieder im Gleichgewicht sind. Andererseits sollen periodische Netzabschaltungen zur Nachfragelenkung erfolgen – dies jedoch nur als letzte Möglichkeit.
Systemrelevante Organisationen sind mit Notstromanlagen ausgerüstet
Für Blaulichtorganisationen oder die Wasserversorgung sind Ausnahmen von den Abschaltungen vorgesehen, ebenso wie für Autobahntunnels. Im Kanton Uri sind Führungsstäbe, Polizei, Feuerwehren, Chemiewehr oder Spital unabhängig von den Verteilnetzbetreibern. Aktuell verfügen der Polizeiposten Altdorf in der Ankenwaage, das Kantonsspital Uri und die Zentralen der Werkhöfe Flüelen und Göschenen über eine Notstromanlage.
In kantonalen Gebäuden sind Brand- und Einbruchmeldeanlagen mit sogenannten Stützbatterien ausgerüstet. Die Rechenzentrumsräume des Amts für Informatik im Siegwarthaus und die Bürogebäude Brickermatte werden durch eine Unterbruchfreie-Stromversorgungsanlage gestützt. In den Rechenzentrumsräumen sind die Daten zusätzlich gesichert. In diesem Jahr ist vorgesehen, dass das Amt für Informatik an die Notstromversorgung der Zivilschutzanlage beim Berufs- und Weiterbildungszentrum Uri angeschlossen wird.
Ruedi Wyrsch fordert, dass weitere Massnahmen geprüft werden
Er nehme grundsätzlich wohlwollend zur Kenntnis, dass dem Regierungsrat, der Sicherheitsdirektion sowie dem Kantonalen Führungsstab das Risiko einer länger andauernden Strommangellage bewusst sei, hält Ruedi Wyrsch auf Anfrage fest. Dieses werde – wie auch vom Bund – als hoch eingeschätzt. Positiv findet Wyrsch, dass bereits einige Massnahmen – wie Notfalltreffpunkte oder Notstromversorgung von wichtigen Infrastrukturen – zur Senkung dieses Risikos getroffen oder geplant seien.
Für Wyrsch ist es zentral, dass die Bevölkerung, die Wirtschaft und die Verwaltung des Kantons weiter sensibilisiert werden. Den Regierungsrat sowie die zuständige Direktion fordert er auf, getreu dem Leitsatz «Vorsorge ist besser als heilen» weitere Massnahmen zu eruieren und gegebenenfalls umzusetzen. Wyrsch dazu:
«Die aktuelle Pandemie hat gezeigt, dass es wohl nicht zweckmässig ist, sich in der Krise nur auf den Bund und auf dessen wirtschaftliche Landesversorgung zu stützen.»
Ereignisse würden bekannterweise vor Ort stattfinden und seien primär auch von den kommunalen und kantonalen Instanzen zu bewältigen.