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Steuereinnahmen: Im Rontal öffnet sich ein Graben

Die Halbierung der Firmensteuern 2011 war für Root und Dierikon einschneidend. Diese haben sich nun weitgehend erholt und wollen sogar die Steuern senken. Anders sieht es in Buchrain und Ebikon aus.
Im D4 Business Village in Root sind viele Firmen – und somit wichtige Steuerzahler – beheimatet. (Bild: Dominik Wunderli (Root, 9. Januar 2014))

Noch vor wenigen Jahren hatten Gemeinden mit einem hohen Firmenanteil wenig Grund zum Lachen. Zuerst serbelten deren Finanzen, weil viele Firmen mit der Wirtschaftskrise zu kämpfen hatten. Dann kamen ab dem Jahr 2011 weitere Ausfälle aufgrund der Halbierung der Firmensteuern im Kanton Luzern hinzu.

Besonders hart traf dies die zwei Rontaler Gemeinden Dierikon und Root: In Dierikon sind mit der Genossenschaft Migros Luzern und der Komax AG zwei grosse Firmen ansässig. Vor allem die international tätige Komax musste 2012 hohe Umsatzeinbussen hinnehmen. Durch die Halbierung der Firmensteuern entfiel Dierikon zudem eine Million Franken Steuersubstrat. Die Gemeinde sah sich gezwungen, den Steuerfuss im Jahr 2014 von 1,65 auf 1,95 Einheiten zu erhöhen.

Root setzte satte Sparmassnahmen um

Root wiederum beheimatet viele kleine und mittlere Firmen, vor allem im D4 Business Village. Ein wichtiger Steuerzahler ist auch die Perlen Papier AG, der es zeitweise ebenfalls schlechter ging. So verzeichnete Root in der Rechnung 2013 ein Defizit von über einer Million Franken. Erhöht wurden die Steuern in der Folge zwar nicht, dafür setzte Root satte Sparmassnahmen um.

Mittlerweile hat sich das Blatt für die zwei Gemeinden gewendet: Root kann für 2017 und 2018 einen Steuerrabatt gewähren und hat somit faktisch einen Steuerfuss von 1,8 Einheiten. Per 2019 plant Root sogar eine Steuersenkung von 1,95 auf 1,75 Einheiten. Auch in Dierikon gibt es für 2018, 2019 und 2020 einen Steuerrabatt. Möglich macht dies ein einmaliger Ertrag aus einem Landverkauf. Bald sollen die Steuern in Dierikon zudem ebenfalls sinken. Der Gemeinderat strebt ab 2020 eine Steuersenkung auf 1,8 Einheiten an, sofern die Stimmbürger den geplanten Entwicklungen zustimmen. Gemeint ist damit vor allem das Rontalzentrum, das den Wohnungsbestand auf einen Schlag um 50 Prozent erhöhen würde. Ein Grund für die angestrebte Steuersenkung ist überdies, dass Steuerrabatte aufgrund des kantonalen Finanzhaushaltsgesetzes künftig verboten sind.

Die positive Entwicklung in den beiden Gemeinden ist auf mehrere Gründe zurückzuführen. So sind die Steuererträge der juristischen Personen wieder gestiegen – zum Beispiel haben sich weitere Firmen im D4 niedergelassen. Der Anteil dieser Steuererträge an den ordentlichen Gemeindesteuern ist in Root gemäss dem Statistikamt Lustat fast wieder auf dem Niveau von 2011, nämlich bei rund 26 Prozent. 2011 waren es knapp 30 Prozent. So weit ist Dierikon hingegen noch nicht: 2011 machten die Steuererträge juristischer Personen beinahe 50 Prozent aus, heute sind es immerhin 32 Prozent.

«Die Investition in die Qualität des Dorfbildes und in das Bildungsangebot hat sich ausbezahlt.»

Positiv ausgewirkt hat sich auf die Gemeindefinanzen zudem das Bevölkerungswachstum, das im Rontal in letzter Zeit beträchtlich war. Die vielen Bauvorhaben werden in Zukunft noch mehr Steuerzahler anziehen. Laut Heinz Schumacher (FDP), Gemeindepräsident von Root, hat sich in diesem Zusammenhang auch die gezielte Investition in die Qualität des Dorfbildes und in das Bildungsangebot ausgezahlt.

Als dritten Grund nennen die Gemeinden schliesslich die Ausgabendisziplin sowie bereits erfolgte Sparmassnahmen. «Wir wollen nicht mehr einnehmen als nötig», sagte gegenüber unserer Zeitung jüngst Patrick Meier, Finanzvorsteher von Root.

Leichtere Zusammenarbeit dank ähnlichem Steuerfuss

Die Ausgabendisziplin wird auch von Gisikon hochgehalten. Von der Halbierung der Firmensteuern war die Gemeinde ebenfalls betroffen, wenn auch weniger stark als Dierikon und Root. Den relativ tiefen Steuerfuss von 1,7 Einheiten konnte die Gemeinde dank Sparmassnahmen halten. «Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht», sagt Gemeindepräsident Alois Muri (parteilos). Zur geplanten Steuersenkung von Root meint er: «Es ist sicher nicht schlecht, wenn sich das Rontal punkto Steuern angleicht. Zum Beispiel kann die Finanzierung gemeinsamer Projekte so einfacher abgewickelt werden.» Ansonsten habe die Steuersenkung aber keine direkten Folgen. Gleich sieht dies Max Hess (CVP), Gemeindepräsident von Dierikon. Ihm zufolge besteht im Rontal in diesem Punkt «keine Konkurrenzsituation».

Weniger gut aufgestellt sind aus finanzieller Sicht Buchrain, Ebikon und Honau. So muss sich Buchrain, eine typische Wohngemeinde mit nur 6 Prozent Firmensteuereinnahmen, derzeit eher mit dem Thema Steuererhöhung beschäftigen. Dies bestätigt Finanzvorsteher Patrick Bieri (FDP). Schon jetzt ist der Steuerfuss mit 2,0 Einheiten dort relativ hoch. Aufgrund der fehlenden Firmen und der folglich tiefen Steuerkraft nimmt Buchrain jährlich über 3 Millionen Franken weniger ein als der Rontaler Durchschnitt. 2018 erhält Buchrain deshalb eine Million aus dem kantonalen Ressourcenausgleich.

«Klar ist unser Ziel, grosse wertschöpfungsintensive Firmen bei uns anzusiedeln.»

«Es ist eine Entwicklung, die mir Sorgen macht», sagt Bieri. «Die Unterschiede der Steuereinnahmen zwischen den Gemeinden haben ein zu grosses Ausmass angenommen. Bei den Kosten sprechen alle von Solidarität unter den Gemeinden, bei den Erträgen wollen dieselben dann nichts mehr davon wissen.» Er prophezeit, dass sich diese Kluft in der Agglomeration noch vergrössern wird. «Klar ist unser Ziel, grosse wertschöpfungsintensive Firmen bei uns anzusiedeln. Trotz Gesprächen mit der Wirtschaftsförderung sind die Chancen auf einen Glücksfall aufgrund fehlendem Industriebauland und aufgrund der Konkurrenz diverser Arealentwicklungen in Zug und Luzern jedoch eher gering», sagt Bieri.

Ebikon steht vor grossen Investitionen

Auch in Ebikon stellen die Finanzen laut Finanzvorsteherin Susanne Troesch-Portmann (CVP) eine «grosse Herausforderung» dar. Grund dafür sind stagnierende Steuererträge bei den natürlichen Personen und viele anstehende Projekte. Beispielsweise müsse in die Infrastruktur investiert werden. Zu den Firmensteuererträgen sei es hingegen schwierig, eine klare Aussage zu machen. «Diese haben in den letzten Jahren geschwankt, zwischen 4,1 Millionen Franken im 2017 und 6,1 Millionen im 2009.» 2016 machten die Firmensteuereinnahmen in Ebikon 16 Prozent aus. Ein wichtiger Steuerzahler ist der Lifthersteller Schindler.

In Honau betragen die Firmensteuereinnahmen rund 21 Prozent – für die kleine Gemeinde ein sehr wichtiger Beitrag. Beispielsweise ist in Honau die Verpackungsfirma Neupack Produkte AG ansässig. «Wir sind schon in einer angespannten finanziellen Lage, versuchen aber, eine Steuererhöhung zu vermeiden», sagt Finanzvorsteher Samuel Wicki (parteilos). Künftig will Honau einen Schritt in die Professionalität machen. Aufgaben, die bislang auf ehrenamtlicher Basis erledigt wurden, sollen entschädigt werden. Eine Fusion ist laut Wicki derzeit kein Thema.

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