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Zug

Die SP will Airbnb stärker regulieren – auch in Zug

Im Kanton Luzern wird der Ruf nach mehr Kontrolle bei Airbnb laut. Wie sieht die Situation im Kanton Zug aus?

Fabian Gubser

Weil eine tageweise Vermietung finanziell lukrativer ist als eine Dauermiete, stellen Vermieter ihre Unterkünfte auf die Übernachtungsplattform Airbnb. Solche Anbieter – auch professionelle – würden der Bevölkerung Wohnraum entziehen. Das ist das Hauptargument der Airbnb-Kritiker. Die Hoteliers hingegen stören sich an ungleichen Spiessen: Sie müssten im Gegensatz zu den Vermietern auf Airbnb diverse Auflagen einhalten – etwa beim Brandschutz.

Erste Schweizer Städte haben reagiert: In Genf beispielsweise dürfen Mieter ihre Wohnung nur noch während 60 Tagen pro Jahr über Plattformen wie Airbnb untervermieten. In Luzern forderte die SP Anfang August vor allem den Stadtrat auf, zu handeln. Ansonsten wolle man eine Volksinitiative lancieren, sagte der Luzerner Kantonsrat David Roth gegenüber der «Luzerner Zeitung».

Und wie sieht die Situation im Kanton Zug aus?

Wir stellen beispielhaft drei verschiedene Typen von Vermietern aus der Stadt Zug vor.

Die Regelmässigen – ein Zimmer

Matthias und seine Freundin, beide Anfang 30, beherbergen im Durchschnitt alle zwei Wochen einen Gast. Sie hätten in ihrer grossen Wohnung ein Zimmer, das sie kaum benutzen würden. Dies kostet bei ihnen 92 Franken pro Nacht. Matthias sagt: «Selbstverständlich ist der finanzielle Aspekt interessant. Mit den Einnahmen können wir uns locker die monatlichen Lebensmitteleinkäufe plus den einen oder anderen Kurzurlaub finanzieren.» Matthias fügt an, dass man interessante Leute aus aller Welt kennen lernen würde – mit einigen Stammgästen pflege man mittlerweile ein freundschaftliches Verhältnis. Eine Regulierung von Airbnb würde er begrüssen: «Ich finde die Lösung aus anderen Städten gut, dass man pro Jahr nur eine bestimmte Anzahl Nächte vermieten kann. So bleibt es ein Nebenverdienst und kein Business. Somit hält sich der Druck auf die professionellen Anbieter wie Hotels in einem verträglichen Rahmen.»

Der Spontane – die ganze Wohnung

Ein junger Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, vermietet seine Wohnung zwei bis drei Mal im Jahr – dann, wenn er in die Ferien geht. Meistens an Firmen. Sie kostet 315 Franken die Nacht und soll bis zu fünf Personen Platz bieten. «Das ist günstiger als jedes Hotelzimmer.» Mittlerweile sei er etwas davon abgekommen. Der Aufwand – zum Beispiel das Putzen – sei zu gross. Doch für das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest habe er sie wieder auf Airbnb gestellt – für zwei Nächte, an Journalisten. Damit habe er die Hälfte der Monatsmiete wieder drin. In dieser Zeit sei es kein Problem, bei der Freundin oder der Mutter zu übernachten. Eine Regulierung wäre ihm egal.

Der Professionelle – viele Appartements

Mit insgesamt 20 schicken Wohnungen im Stadtzentrum ist die Zuger Firma Pierre Sudan Leasing und Finanz AG die grösste Anbieterin im Kanton . Auf Airbnb tritt ein Verantwortlicher der Firma auf. «Weil wir in Zug immer wieder Anfragen für eine Vermietungsdauer von wenigen Monaten erhalten haben, entschieden wir uns letztes Jahr, einige Wohnungen temporär zu vermieten», sagt Robin Tiedemann, Geschäftsführer der Zug Downtown Apartments. Über Airbnb erhalte man etwa fünf bis zehn Prozent der Reservierungen. Die meisten Buchungen erfolgten jedoch über die Plattformen «Booking.com» und «Expedia». Was würde für seine Firma eine Regulierung – etwa wie in Genf – bedeuten? «Wenn sich die 60 Tage im Jahr bei uns durchsetzen, würden wir keine Apartments mehr vermieten», sagt Tiedemann. Seiner Meinung nach sollte es eher eine Regulierung für die Anzahl Wohnungen geben, die pro Eigentümer über Airbnb vermietet werden dürfen. Und was sagt er zu den Kritikern, die ihm vorwerfen, mittels Airbnb Wohnraum für die lokale Bevölkerung zu besetzen?

Dies treffe bei seiner Firma nicht zu, weil sie von schweizweit 1400 Wohnungen nur 20 über solche Buchungsplattformen vermieten würde. «Der Rest steht der lokalen Bevölkerung zur Verfügung.»

Einige Firmen reagierten nicht auf Anfragen unserer Zeitung. Zum Beispiel die Firma «Airhome». Sie ist der zweitgrösste Anbieter von Airbnb-Wohnungen im Kanton Zug. Die Firma, deren Website auf «.ch» endet, bietet in der Stadt Zug zehn Wohnungen an – weitere in Luzern und Zürich. Eine der teuersten Wohnungen ist jene im 23. Stock des Park Towers für 742 Franken pro Nacht.

Zurück zum Vorwurf, dass Airbnb den lokalen Wohnungsmarkt schädige. Eine Airbnb-Sprecherin weicht der Frage aus und verweist darauf, dass 2018 fast alle ganzen Unterkünfte im Kanton Zug weniger als die Hälfte des Jahres vermietet werden.

Daraus schliesst sie, dass diese Wohnungen in der restlichen Zeit von den Gastgebern selbst bewohnt werden. Diese Folgerung scheint zumindest bei professionellen Anbietern fraglich zu sein. Auf der Website von Airbnb steht ausserdem, dass man Menschen ermögliche, ihr Zuhause mit anderen zu teilen und sich so etwas dazuzuverdienen. Gleichzeitig werden aber, wie das Beispiel Zug zeigt, viele Wohnungen über professionelle Vermieter angeboten. Die Sprecherin gibt zu:

«Es nutzen auch traditionelle Übernachtungsbetriebe Airbnb.» Die Frage, ob dies nicht ein Widerspruch zum Grundgedanken ihrer Firma sei, und ob man dagegen was tun wolle, beantwortet sie nicht.

Und was sagt die Zuger SP zu der Recherche unserer Zeitung? Barbara Gysel, Präsidentin SP Kanton Zug, schätzt das Thema Airbnb in Zug als relevant ein. «Zug hat sicher auch mehr Regulierung nötig.» Politische Schritte kläre die SP zurzeit ab. «Mitwohnen statt Leerstehen ist gut, aber ein Business damit zu betreiben, ist im prekären Wohnungsmarkt nicht angebracht.»

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