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Pro-Kontra

Sollen Frauen nach der Spitalgeburt schon nach zwei Tagen nach Hause gehen? 

Das Luzerner Kantonsspital plant, die Spitalaufenthaltsdauer zu verkürzen. Vorerst soll es eine Option bleiben, doch das emotionale Thema bewegt schon jetzt – auch unsere Redaktion.

Pro: Die vorzeitige Entlassung darf nicht zur Regel werden

Die Frage, ob ein Spital Mütter nach der Geburt ihres Kindes einen Tag früher nach Hause schicken soll, ist emotional – auch für mich. Bei keiner meiner Geburten hätte ich früher entlassen werden wollen. Doch nicht alle Frauen sehen das gleich.

Zoe Gwerder.
Bild: Bild: zvg

Es gibt auch jene, die der Entlassung entgegenfiebern und sich nach ihren eigenen vier Wänden sehnen. Für viele von ihnen bietet die Möglichkeit der ambulanten Geburt eine optimale Lösung – aber nicht für alle. Für Letztere wäre eine Entlassung nach zwei Tagen eine gute Option. Denn anders als bei anderen verfrühten Spitalaustritten sind Frauen nach der Geburt zu Hause gut betreut.

In Zeiten, in denen die Gesundheitskosten explodieren, muss es für solche Frauen die Möglichkeit eines frühzeitigen Austritts aus dem Wochenbett geben. Und: Sie müssen frühzeitig über diese Option informiert werden, um sich entsprechend vorbereiten und organisieren zu können.

Bei einer unproblematischen Geburt und einem gesunden Kind ist auch die Betreuung zu Hause durch die Hebamme ausreichend. Wenn die zusätzliche Unterstützung des Partners oder der Partnerin sowie aus dem nahen Umfeld vorhanden ist, steht einem Wochenbett in den eigenen vier Wänden – ohne die Stressfaktoren, aber auch ohne die Annehmlichkeiten des Spitals – nichts im Weg.

Doch die Frauen sollen selbst wählen können, in welchem Umfeld sie sich am besten erholen können. Ein verfrühter Austritt nach nur zwei Tagen darf nicht zur Regel werden – er muss eine von mehreren Optionen sein.

Kontra: Das Wochenbett heisst nicht umsonst Wochenbett

Gönnt den Müttern ihr Wochenbett! Das nicht umsonst so heisst, denn zur Regeneration der schwangerschafts- und geburtsbedingten Veränderungen benötigt der mütterliche Organismus sogar bis zu acht Wochen. Drei Kinder durfte ich persönlich zur Welt bringen, und bei jedem Kind verbrachte ich nach der Geburt eine Woche im Spital. Und ich hätte nicht früher entlassen werden wollen.

Susanne Holz.
Bild: Bild: zvg

Es ist ja nicht so, dass man kurz nach einer Geburt schon wieder fit für den aufrechten Gang ist. Nein, es wird einem schnell schwindlig, man verliert tagelang sehr viel Blut – hier sind die hygienischen Voraussetzungen im Spital auch oft besser als zu Hause – und oft rebelliert die Brust gegen das ungewohnte Stillen.

Bei zwei Kindern bekam ich gleich mal eine Brustentzündung – im Spital wird diese sofort behandelt. Auch wird einem gezeigt, wenn nötig wiederholt, wie Stillen überhaupt geht. Man lernt das Wickeln, beim ersten Kind meist dringend nötig. Beim ersten Kind hilft das Spital über viel Unsicherheit hinweg, bei allen weiteren Kindern ist man als Mutter froh, noch ein paar Tage Erholung allein mit dem Säugling zu haben.

Bessere Erholung und besseres Kennenlernen des Babys in den eigenen vier Wänden? Hier würde auch mein drittes Kind, könnte es sich an die Zeit kurz nach seiner Geburt erinnern, vehement widersprechen. Ruhig und zufrieden war es die Woche im Spital. Kaum zu Hause, fing es an zu jammern – vermutlich war der Trubel mit den älteren Geschwistern zu viel und Mama hatte nicht mehr so viel Milch wie unbelastet von Hausarbeit im Spital.

In Zeiten, in denen auf allen Ebenen für das Wohl der Frau gekämpft wird, verstehe ich es überhaupt nicht, ausgerechnet bei frischgebackenen Müttern sparen zu wollen.

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