Für Fans von Transportflügen gab's am Montag beim KKL Luzern etwas zu sehen: Im Schnitt alle 90 Sekunden schnappt sich ein Helikopter das in der Nähe der Seebar deponierte Material und fliegt es aufs Dach hoch. Nach nur 45 Minuten und insgesamt dreissig Flügen ist der Spuk bereits vorbei – und das benötigte Material für die neue Solaranlage ist vollständig oben platziert, darunter 495 schwarze Module. Spezialistinnen und Spezialisten der BE Netz AG montieren diese in den kommenden sechs bis acht Wochen.
Gut dreizehn Jahre nach den ersten Tests werden auf dem Dach voraussichtlich ab Ende Juni jährlich rund 200'000 Kilowattstunden Strom produziert. Dies entspricht dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von fünfzig Vier-Personen-Haushalten oder rund 10 Prozent des KKL-Jahresverbrauchs. Die restlichen 90 Prozent wird das Kultur- und Kongresszentrum wie bisher mit Naturstrom aus dem öffentlichen Netz decken. Ausserdem sei man hinsichtlich eines Batteriespeichers «aktiv am Prüfen», wie Jürg Schär, Abteilungsleiter Gebäude und Sicherheit, sagt.
Dass ein Helikopter und kein Kran zum Einsatz kommt, hat laut Schär zwei Hauptgründe: Mit dem Helikopter lassen sich die Solarpanels einerseits punktgenau auf dem Dach platzieren, andererseits blockiert dieser die Robert-Zünd-Strasse nicht. Ein Kran hingegen hätte Letztere einige Zeit unpassierbar gemacht, und überhaupt wäre ein grosses Exemplar für die Platzierung der Panels benötigt gewesen. Wobei die beiden Varianten etwa gleich teuer seien. Die Gesamtkosten für das Projekt und die Montage belaufen sich auf rund 350'000 Franken, finanziert durch die KKL-Trägerstiftung.
Ziel sind 4000 Quadratmeter Solarpanels
Vom insgesamt 12'000 Quadratmeter grossen KKL-Dach nimmt die neue Photovoltaik-Anlage rund 1000 ein, konkret den laut Schär hierfür «statisch unproblematischsten Teil» über dem Kunstmuseum. Zusätzlich werden 100 Quadratmeter auf dem Kupferdach daneben für eine Testanlage eingerichtet. «Diese Fläche ist wesentlich grösser als bei bisherigen Tests und liefert uns verlässlichere Erkenntnisse beispielsweise zum Verhalten des Kupferdachs mit einer zusätzlichen Solaranlage als Last», erklärt Schär. Denn Ziel sei es, die Solaranlage auf dem Dach dereinst auf rund 4000 Quadratmeter auszudehnen.
Das KKL-Dach ist für eine Solaranlage grundsätzlich knifflig. Dies aufgrund der hohen Wind- und Soglasten bei dieser exponierten Lage am See mit viel Westwind und der besonderen Eigenschaften des Kupferdachs. So sind herkömmliche Montage- und Klemmsysteme nicht geeignet. Schon gar nicht infrage kommt der über den Europaplatz hinausragende Teil des Kupferdachs, weil die Windkräfte noch höher sind als im restlichen Teil.
Um die eigene Stromproduktion zu erhöhen, klärt das KKL Luzern zudem eine Teilnutzung der Rückfassade Richtung Süden auf der Seite zur Uni hin ab. Dies wäre insbesondere in den Wintermonaten interessant, so Schär. Man stehe deswegen im Austausch mit der Stadt und weiteren involvierten Behörden. Er sagt: «Je mehr Strom wir selbst produzieren, desto weniger abhängig sind wir vom öffentlichen Netz.»
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