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Institut Kulturen der Alpen

«Solarexpress» in Uri beleuchtet

Die Veranstaltungsreihe «Urner Gene» drehte sich um den «Solarexpress» – das politische und planerische Instrument, mit dem der Bau alpiner Photovoltaikanlagen in der Schweiz beschleunigt werden soll.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der «Solarexpress».
Bild: Veronika Studer/zvg

Der Anlass verband drei Perspektiven auf das Thema: die praktische, die kulturwissenschaftliche und die rechtliche. Gleichzeitig fand die Vernissage des neuen Buches «Sonnenstrom. Alpine Energielandschaften im Umbruch» (Hier und Jetzt Verlag) statt, das vom Urner Institut Kulturen der Alpen (IKdA) herausgegeben wurde.

Roland Norer, Mitglied der Institutsleitung, begrüsste die zahlreichen Gäste und erinnerte daran, dass die Reihe Urner Gene darauf abzielt, lokal verankerte Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten. Mit dem Thema «Solarexpress» sei es gelungen, das aktuell entstehende Solarprojekt Sidenplangg oberhalb von Spiringen mit der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Debatte um alpine Energieprojekte zu verknüpfen.

Die Photovoltaikanlage auf der Sidenplangg ist die erste alpine Solaranlage im Kanton Uri, die im Rahmen des «Solarexpress» realisiert wird – und sie geniesst breite Unterstützung: Am 18. August 2025 wurde das Projekt in Spiringen mit knapp 70 Prozent Ja-Stimmen und einer Stimmbeteiligung von über 55 Prozent angenommen. Bereits am Freitag vor der Veranstaltung hatten Interessierte bei einer geführten Exkursion auf die Baustelle die Möglichkeit, das Projekt aus nächster Nähe zu besichtigen.

Scheitern, Lernen, Weiterdenken

Der Landwirt und Älpler Christian Haueter aus Oberwil im Simmental berichtete in seinem Vortrag «Planung ist das Ersetzen des Zufalls durch den Irrtum» über sein eigenes Solarprojekt auf der Alp Morgeten. Entstanden sei die Idee nach einem Stromausfall seines kleinen Wasserkraftwerks – ein Anlass, die Energieversorgung breiter abzustützen. Er sprach von einem «grandiosen Scheitern», da viele ähnliche Projekte in der Schweiz nie realisiert wurden. Haueter beschrieb eindrücklich die Herausforderungen zwischen Innovationsgeist, Landschaftsschutz und lokaler Akzeptanz und plädierte dafür, Fachkompetenz stärker im Wissen um lokale Verhältnisse zu sehen als in abstrakten Verfahren.

Boris Previšić, Institutsdirektor des IKdA, stellte im Anschluss das neu erschienene Buch «Sonnenstrom» vor. Der Band, der auf der Artikelreihe Syntopia Alpina basiert, vereint wissenschaftliche, journalistische und künstlerische Beiträge zu den Chancen und Spannungsfeldern der alpinen Energiewende. Neben theoretischen Reflexionen bietet das Buch konkrete Einblicke in Projekte, die derzeit in den Alpen entstehen oder diskutiert werden – von der Kopplung von Sonne, Wasser und Wind bis hin zu den Auswirkungen auf Biodiversität, Alpwirtschaft und Tourismus.

Recht als Experimentierfeld

Den juristischen Blickwinkel brachte Markus Schreiber, Assistenzprofessor an der Universität Luzern, ein. Er beleuchtete den «Solarexpress» als raumplanungsrechtliches Experiment – eine befristete, dringlich beschlossene Massnahme als Reaktion auf die Energiekrise infolge des Ukrainekriegs. Der eigentliche Wert des Solarexpress, so Schreiber, liege in der Lernkurve, die sich daraus ziehen lasse: Welche Verfahren braucht es künftig, um grosse Infrastrukturprojekte effizient, aber auch demokratisch legitimiert zu planen und zu bewilligen?

In der abschliessenden Diskussion, moderiert von Roland Norer, wurde deutlich, dass alpine Solarenergie weit mehr ist als eine technische Frage. Es geht um Landschaftsbilder, gesellschaftliche Verantwortung und den Umgang mit Veränderung im Gebirge. Mit dem Abend setzte das Urner Institut Kulturen der Alpen erneut ein Zeichen für den inter- und transdisziplinären Dialog zwischen Wissenschaft, Praxis und Öffentlichkeit – und machte zugleich sichtbar, dass Uri mit dem Projekt Sidenplangg eine Vorreiterrolle in der Energiewende übernimmt. (zvg)

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