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Luzern

Sie ist in der Sammlung Rosengart zwischen Picasso und Klee zuhause

Kuratorin Martina Kral verlässt die Sammlung Rosengart – mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Martina Kral am Vierwaldstättersee in Luzern. (Bild: Philipp Schmidli, Luzern 27. September 2019)
Martina Kral (links) und Angela Rosengart hatten auch manche heitere Stunde zwischen Picasso und Klee. (Bild: Nadia Schärli, Luzern 14. März 2012)

Sandra Monika Ziegler

Sandra Monika Ziegler

Arbeiten umgeben von Pablo Picasso, Paul Klee, Paul Cézanne, Marc Chagall, Georges Braque, Fernand Léger, Amedeo Modigliani und Juan Miró: Für die Kunsthistorikerin Martina Kral war das Alltag. Über 17 Jahre war sie Kuratorin im Museum Sammlung Rosengart in Luzern. Allen Unkenrufen zum Trotz sei hier angemerkt: Die beiden Frauen Martina Kral und Angela Rosengart gehen im Guten, wenn auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge auseinander.

Lachend deshalb, weil Kral Luzern aus Liebe verlässt. Ein Widerspruch? Keineswegs. Denn ihr Lebenspartner wohnt in der Lenzerheide. Zudem habe ihr Sohn sich entschieden, die nächsten Jahre bei seinem Vater zu leben. «Nach acht Jahren Pendeln ist jetzt der ideale Zeitpunkt gekommen, fix auf die Lenzerheide zu ziehen - ein Raumwechsel», so Kral. Hier wie dort habe sie zudem See und Berge. Mit auf die Lenzerheide kommt Kater Paladin, eine stolze reinrassige Katze der Züchtung Bombay, schwarz mit gelben Augen.

Die Kunst werde nicht zu kurz kommen, auch ausserhalb der Sammlung Rosengart. So wird Kral weiterhin als Dozentin, Autorin und Referentin tätig sein und kehrt für Führungen immer wieder zur Sammlung Rosengart zurück. «Auch behalte ich mein Engagement in der Kunstkommission der Luzerner Kantonalbank und an der Seniorenuniversität» sagt Kral.

«Luzern kommt mir vor wie eine Filmkulisse»

Einst folgte die frisch promovierte Kunsthistorikerin ihrem Mann nach Luzern. Das war vor 20 Jahren, an einem trüben Novembertag. «Luzern kommt mir bis heute wie eine Filmkulisse vor. Eine ideale Stadt, in der alles zu Fuss oder mit dem Velo erreichbar ist. Damals fühlte ich mich bereits nach einer Woche hier zu Hause.» Alles habe geklappt, der Umgang mit den Behörden, den Nachbarn, den Leuten allgemein.

«Wahrscheinlich konnte ich mit meinem Schwäbisch eine Brücke schlagen. Fremdenfeindliches oder Deutschfeindliches habe ich nie erlebt. Im Gegenteil.» Vor zwei Jahren ist Martina Kral dann Luzernerin geworden. «Ich habe den Test bestanden und war innert 13 Minuten mit allem durch», erzählt sie amüsiert.

Erstmals kam sie mit Angela Rosengart vor 18 Jahren beim Vorstellungsgespräch auf Gschwellti, Chäs und Apfelstrudel zu sprechen. «Mit diesem Essen haben wir uns übrigens auch voneinander verabschiedet,» erzählt sie weiter. Spricht Kral über Rosengart, kommt sie ins Strahlen: «Für mich ist sie ein wandelndes Lexikon, das ich immer anzapfen kann.»

Sie habe durch sie ein enormes Wissen vermittelt bekommen. Doch nicht nur mit ihrem Kunstwissen begeistere Rosengart, ihr «spannender Humor» gepaart mit Spitzfindigkeit für spezielle Wortkreationen, hätten ihnen manch heitere Stunde beschert. Die beiden Frauen verstehen und schätzen sich, und Angela Rosengart liess sie ziehen und sie gehe in Frieden.

Unter Martina Kral kam unter anderem auch die Kinderführung ins Museum. Das war erstmals 2003 und wird bis heute gepflegt. «Das war für die Stiftung sehr innovativ und zukunftsweisend. All die Kinder inmitten von Millionen Franken teurer Kunst. Es hat Furore gemacht, und andere Museen haben das Konzept übernommen.» Die Nachfolge von Martina Kral wird die Kunsthistorikerin Kerstin Bitar antreten.

Damit die von der Stifterin Angela Rosengart überlassene Kunstsammlung erhalten und in Luzern dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich bleibt, gründete sie 1992 die Stiftung Rosengart. Für die Zukunft sei das Museum gut gerüstet, ist Martina Kral überzeugt: «Es ist eine Oase in dieser digitalen Zeit, ein Ort der Entschleunigung.»

Denn anders als etwa beim Kunstmuseum Luzern hat die Sammlung Rosengart keine wechselnden Ausstellungen; und die Angst, man könnte eine Ausstellung verpassen, gibt es in diesem Haus nicht. Das Konzept sei erfolgreich und ziehe regelmässig pro Jahr an die 40 000 Besucherinnen und Besucher an: «Die gezeigte Kunst ist einfach Weltspitze.»

Dinieren umgeben von Kunst-Werken

Dann erzählt Martina Kral vom Dinieren für Gruppen umgeben von Picasso-Werken aus den 1950er Jahren: «Im Erdgeschoss hat es dazu einen Saal, in dem bis zu 50 Gäste speisen können.» Zuerst gebe es dort eine chronologische Führung durch die Werke des Jahrhundertkünstlers. Danach geht es weiter in die anderen Räume.

Nach gut einer Stunde kehrt die Gruppe zurück in den Saal im Erdgeschoss, wo jetzt weiss gedeckte Tische und mit Haussen überzogene Stühle stehen: «Das überrascht jeden und ist ein unvergesslicher Anlass.»

Es gäbe noch vieles zu Berichten über Kunst, Kulinarik und das Leben. Doch jetzt steht der Fototermin an. Kral wählt – wie könnte es anders sein – die Kulisse der Stadt im Hintergrund und posiert am Ufer des Vierwaldstättersees.

Hinweis: Mehr Infos zur Sammlung Rosengart unter www.rosengart.ch

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