Salome Erni
Der Luzerner Rapperin Loredana und ihrem Bruder wird vorgeworfen, ein Walliser Ehepaar zwischen 2016 und 2018 ausgenutzt und um rund 700'000 Franken erleichtert zu haben. Die betrogene Petra Z. und ihr Ehemann Hans wandten sich 2019 an das Nachrichtenportal 20 Minuten, das ein Video veröffentlichte. Darin schilderten die beiden eine schwierige persönliche und finanzielle Situation. Bei der Staatsanwaltschaft Luzern ist das Verfahren gegen die Rapperin noch hängig.
Auf Twitter entbrannte nun einen Shitstorm gegen die Rapperin. Auslöser war die kürzlich getätigte Aussage von Petra Z. gegenüber 20 Minuten, dass sie durch den Betrug nun nicht in der Lage sei, die Beerdigung ihrer Mutter zu bezahlen. Nutzer und Nutzerinnen empören sich auf Twitter über die mutmassliche Ungerechtigkeit und fordern, dass Loredanas Musik boykottiert wird.
Spendenaufruf auf Facebook und Unterstützung von Bushido
Auch wenn das Ehepaar Z. vor Gericht recht bekommen sollte, wird es noch länger dauern, bis es sein Geld wieder sieht. Deshalb wurde ein Crowdfunding initiiert, um die Beerdigung der Mutter zu bezahlen und «ein Stück Lebensfreude zurückzubringen», wie auf der Plattform gofundme steht.
Der deutsche Rapper Bushido erklärt gegenüber 20 Minuten in einem Video, er wolle das Walliser Ehepaar finanziell unterstützen. Dafür wird er auf Twitter als «Ehrenmann» gefeiert.
Männliche Rapper werden für ihre Verfehlungen weniger kritisiert
Es werden aber auch Stimmen laut, die besagen, dass der Shitstorm gegen Loredana viel stärker ausfalle als gegen männliche Rapper, die sich Ähnliches oder Schlimmeres leisteten. So kritisiert die Journalistin Salwa Benz auf Twitter, dass männliche Rapper für ihre Straftaten gefeiert werden, Loredana als Frau aber sofort einen Shitstorm ernte.
Im Tagesanzeiger schreibt Tim Wirth dazu, dass die Kritik an Loredana eine Doppelmoral zeige: «Dass Rapper Drogen verticken, Frauen belästigen, und Schlägereien anzetteln, ist gangsterhaft, bringt Akzeptanz und hohe Klickzahlen. Dass eine Rapperin eine alte Frau betrügt, ist hingegen ein Skandal und legitimiert Vergleiche mit Müll und die Forderung, ihre Musik aus allen Playlists zu verbannen.»
Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.