Seit Mitte Januar wurden auf dem Gelände an der Unterdorfstrasse 6e in Schötz auf einer Fläche von 800 Quadratmetern archäologische Ausgrabungen durchgeführt.
Dabei wurden Spuren entdeckt, die weit ins Frühmittelalter zurückreichen, wie es in einer Mitteilung der Kantonsarchäologie Luzern heisst. Die Funde weisen auf eine über 1000-jährige Siedlung hin und geben «einen faszinierenden Einblick» in das Leben zwischen zirka 600 und 800 im Luzerner Wiggertal.
Die archäologischen Befunde umfassen die Überreste zahlreicher Holzgebäude, darunter Wohn- und Wirtschaftsgebäude, die typischerweise als Pfostenbauten konstruiert wurden: Die hölzernen Ständer der Wände waren direkt im Boden verankert, weshalb von solchen Gebäuden in erster Linie charakteristische Reihen von Pfostenlöchern zeugen.
Auch gut erhaltene Reste von Grubenhäusern wurden entdeckt, die als Keller-, Vorrats- und Arbeitsräume dienten. In Schötz ist die Nutzung dieser Grubenhäuser unter anderem als Webkeller für die Textilproduktion belegt. Dies beweisen die zahlreichen Webgewichte, welche teilweise noch am Standort eines Webstuhls gefunden wurden.
Umfangreiche Schlackenreste weisen zudem auf die intensive Tätigkeit in einer Schmiede hin. Daneben zeugen etwa Fragmente von Keramikgeschirr und Speiseabfälle vom Alltag der Menschen. Auch Bruchstücke von aus dem Alpenraum importierten Speckstein-Gefässen liegen vor. «Die frühmittelalterlichen Menschen in Schötz haben also nicht nur Ackerbau und Viehzucht, sondern auch Handel betrieben», sagt Fabian Küng, Leiter Fachbereich Mittelalter und Neuzeit bei der Kantonsarchäologie, auf Anfrage.
Selbst wenig spektakulär wirkende Funde sind für die Fachleute von grosser Bedeutung. «Wenn man es nicht weiss, würde kaum denken, dass es sich bei solchen Bodenverfärbungen um die Überreste eines 1300-jährigen Weilers handelt», so Küng.
Beweis für Präsenz einer gesellschaftlichen Oberschicht
Herausragend ist laut Küng der Fund eines Fragments einer silbernen Bügelfibel, einer Gewandschliesse, welche im 6. Jahrhundert hergestellt worden ist.
Normalerweise würden solche Gewandschliessen nur in Gräbern gefunden, da die Toten in jenen Jahrhunderten in ihrer Tracht bestattet wurden. Das aus Silber gefertigte Schmuckstück mit Einlagen von rotem Almandin sei der erste Fund dieser Art im Kanton Luzern und belege die Präsenz einer gesellschaftlichen Oberschicht in Schötz.
Eine Lücke in der Geschichte
Da Siedlungen aus dem 7./8. Jahrhundert oft durch spätere Überbauung zerstört worden seien, seien Funde solcher Siedlungsreste äusserst selten und von grosser Bedeutung für die Siedlungsgeschichte des Wiggertals.
«Generell ist das frühmittelalterliche Leben in einer solchen Siedlung nur schwer fassbar, auch weil viele Alltagsgegenstände aus Holz waren – und es keine schriftlichen Quellen gibt», so Küng. «Die Funde leisten einen Beitrag dazu, eine Lücke in der Geschichte unseres Kantons zu schliessen.»
Die Untersuchung in Schötz wurde diese Woche abgeschlossen. Die Überreste, die Küng und sein Team fein säuberlich dokumentiert und für zukünftige Generationen festgehalten haben, müssen nun einem Mehrfamilienhaus weichen. «Wir sind meistens die letzten, die solche Spuren aus der entfernten Vergangenheit zu Gesicht bekommen, bevor sie unwiderruflich zerstört werden.»
Weitere Informationen zu Ausgrabungen im Kanton Luzern gibt es auf der Website der Kantonsarchäologie .






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