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Kerns

Selbsterntegarten als zweites Standbein auf dem Bio-Hof hat sich bewährt

Nach einem traumhaften Sommer zieht die Kernser Bäuerin Irene Röthlin eine überaus positive Bilanz ihres Projekts Selbsterntegarten.

Es ist ein Tag wie gemalt. Die Fuscheli grunzen zufrieden in der Sonne, Hund Charly tobt ungestüm auf dem Hof umher. Die ersten Selbsternter sind bereits im Chrütergarten. Cornelia Blättler pflückt mit ihren Töchtern Mia und Svea Salbei, Andreas Blättler liest Äpfel auf. Später werden die vier noch Spinat ernten. Sie gehören zu den 23 Abonnenten des Selbsterntegartens auf dem Kernser Rollboden.

Seit vergangenem Herbst hat ihn Bäuerin Irene Röthlin auf 600 Qudratmetern neben der Streuobstwiese unweit vom Haus angelegt. Vorbild sei für sie der Selbsterntegarten in der Summerweid Sarnen gewesen, den Madeleine Michel und Olivia Stafflage betreiben. «Im Herbst schaute ich ihn mir an und war begeistert.» Ehemann Sepp Röthlin zog nicht nur mit, sondern trieb das Projekt voran. «Wenn wir das machen, dann starten wir jetzt im Herbst», habe er ihr gesagt. Für Irene blieb keine lange Bedenkzeit. «Mut brauchte es schon», gesteht sie ein.

Unterstützung erhielt sie von der ausgebildeten Gärtnerin Madeleine Michel. Sie berate sie auch immer noch, wann was gesetzt werden muss und wie viel. Das Ergebnis ist ein Vorzeigegarten mit allem, was sich der Salat- und Gemüse-Fan nur wünschen kann. Zur Zeit gibt es neben den bodenständigen Sorten wie Kabis, Staudensellerie, Wirz, Kohlräbli, Kürbis, Rüebli, Brokkoli, Blumenkohl, Krautstiel, Schnitt-Mangold und Fenchel auch Pak Choi oder Kardi, eine Artischockenart, ausserdem Schnitt- und Asia Salat.

Per Whats App informiert die Bäuerin ihre Abonnenten, was aktuell geerntet werden darf. Kleine Fähnchen im Beet weist das Erntegut aus. Unter den Selbsterntern herrscht nach Angaben von Irene Röthlin Solidarität, niemand hamstere oder bevorteile sich selber. Umgekehrt müsse sie auch nichts wegwerfen, alles sei perfekt berechnet.

Und noch eins hat sie von ihrer Beraterin gelernt: ihren Garten nicht mit Wasser zu verwöhnen. Trotz des trockenen Sommers musste sie ihre Kulturen äusserst selten bewässern, sie entwickelten sich trotzdem prächtig. Irene Röthlin zieht nach genau einem Jahr eine überaus positive Bilanz: «So macht mir mein Garten, den ich sehr liebe, wieder Freude.» Oft genug habe sie sich geärgert, wenn beispielsweise der Brokkoli geschossen sei, weil sie mal wieder aus Zeitmangel den perfekten Erntezeitpunkt verpasst hatte. Die Röthlins betreiben Bio-Landwirtschaft mit 30 Rindern und 20 Kühen auf einem dreistufigen Betrieb.

Und was sagen ihre Kunden? Familie Blättler lebt in Kerns in einer Dachwohnung, da gebe es vielleicht Platz für Tomaten, Himbeeren und Balkonblumen, mehr nicht. «Unsere Familie isst viel Gemüse und Salat», erzählt Cornelia Blättler. «Wir haben sonst auf dem Wochenmarkt eingekauft. Jetzt haben wir es noch näher.» Der Speiseplan richte sich nach dem Angebot im Garten. Die Kinder kochten mehr mit als früher.

«So lernen die Kinder, wie was wächst, und dass es Gemüse gibt, was es in der Migros nicht gibt», ergänzt Ehemann Andreas. Und nicht nur das. Svea sammelte Raupen, nahm sie mit nach Hause in ein Terrarium und durfte miterleben, wie sich diese in Schwalbenschwänze verwandelten.

Mit dem Preis-Leistungsverhältnis sind die Blättlers völlig einverstanden. Im Abo-Preis von rund 1200 Franken sind ein jährlicher Brunch sowie Fleisch und Wurst eines geschlachteten Schweins, das Irene Röthlin unter allen Abonnenten aufteilt. Einmal im Monat gibt es ein Brot und selbst gebackenen Kuchen. Und jede Menge Tipps zum Verwerten. Für die Kernser Familie steht bereits jetzt fest, dass sie im kommenden Jahr wieder dabei sind.

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