«Seitenblick»: Mein Motto ist «Girl Power»

Letztens bin ich zufällig auf eine dreiteilige Doku über die legendäre Pop-Girlband Spice Girls aus England gestossen. Welches Kind oder welcher Teenager, welche Teenagerin aus den 1990er-Jahren kennt sie nicht? «Girl Power» war ihr Motto, und somit wurde es damals auch zu meinem.

Sie waren wild, laut, schräg und mutig. Sie liessen sich in der damals sehr männerdominierten britischen Musikszene nicht viel von Männern sagen, feuerten ihre Manager nach den ersten Erfolgsschritten und kniffen den damaligen Prinz Charles bei einem offiziellen Anlass vor Kameras in den Po.

Doch nicht nur ihre charmante Unverschämtheit bewunderte ich an ihnen. Was mich am meisten faszinierte, war die enge Freundschaft und Solidarität unter den fünf jungen Frauen, aber auch zu Frauen auf der ganzen Welt.

Bald schon wurden sie als «Weichspüler-Feministinnen» von den Klatschblättern der Welt betitelt. Für sie konnten Frauen, die so viel nackte Haut zeigten, unmöglich emanzipiert und Vorbilder für junge Mädchen sein. Doch genau das waren sie für mich. Wollten irgendwelche Regisseure oder Werbepartner, dass die Gruppe mehr Haut zeigte, wurden sie sehr lautstark in die Mangel genommen. Denn niemand anderes hatte über ihre Körper zu bestimmen. Und das war es, was mich an ihnen so begeisterte. Jede Frau kann auf ihre eigene Weise eine Feministin sein, egal, wie sie von aussen gelesen wird.

Ausserdem standen sie einander bei. Sie gönnten sich gegenseitig den Erfolg aus Freundschaft und eben aus Solidarität. Sie haben mich als damals 8-Jährige geprägt und trugen dazu bei, dass ich mich mehr traute, für mich einzustehen als Person und besonders als Mädchen.

Dann wurden zwei von ihnen schwanger und die Medien lästerten, ob denn schlussendlich doch «nur» ein Mann und Kinder das Ziel der «Möchtegern-Emanzen» seien. Obwohl die Band weiterhin auftrat und Alben rausbrachte. Für mich war und ist sie heute noch der Inbegriff von Emanzipation. Zu machen, was ich will, und mir vom Leben zu nehmen, was ich will, egal was andere von mir als weiblich gelesene Person erwarten. Girl Power eben.