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Obwalden

Für den Einzug der Benediktinerinnen aus dem Melchtal und aus Wikon ist in Sarnen alles bereit

In wenigen Tagen leben wieder 25 Nonnen im Frauenkloster Sarnen. Die Schwestern aus dem Melchtal und aus Wikon sehen dem Umzug ins «Benediktinische Zentrum» mit gemischten Gefühlen entgegen.
Ihnen steht das grosse Zügeln bevor: Priorin Margrith Jegerlehner vom Kloster Wikon, Priorin Daniela Bieri vom Kloster Melchtal und Äbtissin Pia Habermacher vom Kloster Sarnen (von links) im neuen Verbindungstrakt zwischen dem Josefshaus und dem Kloster. Bild: Boris Bürgisser (Sarnen, 21. Februar 2019)

Franziska Herger

Äbtissin Pia Habermacher lächelt übers ganze Gesicht, wenn sie zwischen den frisch renovierten Räumen des Frauenklosters in Sarnen hin- und herwuselt. «Danke vielmals, so schön», ruft sie einem Maler zu, der in einem der hellen Zimmer gerade den letzten Anstrich anbringt. Für die Neuankömmlinge ist fast alles bereit, und keinen Tag zu früh. Am Dienstag stossen acht Schwestern vom Kloster Marienburg in Wikon, am 7. März elf vom Kloster Melchtal zu den sechs Sarner Benediktinerinnen. Wo in den 60er-Jahren noch 60 Schwestern lebten, werden es im «Benediktinischen Zentrum» nun immerhin wieder 25 sein.

Alleine bangte jede der Gemeinschaften um ihre Existenz. Die älteste der Schwestern ist 98, die jüngste 45, das Durchschnittsalter liegt über 80. Neueintritte sind sehr selten, die Betreuung pflegebedürftiger Schwestern übersteigt die Kräfte der anderen. Eine Lösung fand Generaloberin Heidi Kälin von der Gemeinschaft St. Anna in Luzern: Auf ihre Initiative wurde die Stiftung Ora et Labora gegründet, mit dem Ziel eines Zentrums, wo Benediktinerinnen ihren Lebensabend in vertrauter Atmosphäre verbringen können. «Das ist in Europa bisher einzigartig», sagt Stiftungspräsident Hanspeter Kiser stolz.

Jede Gemeinschaft bewahrt sich ihre Eigenständigkeit

Für 15 Millionen Franken ist das Kloster in den letzten 14 Monaten umgebaut und renoviert worden. Es ist nun überall rollstuhlgängig, verfügt über Nasszellen und Rufanlagen in allen Zimmern, ein Pflegebad, eine neue Küche und eine neue Wäscherei. «Mir ist wichtig, dass sich von Anfang an alle Schwestern hier wohlfühlen», betont Äbtissin Pia. So wurden auch keine neuen Möbel angeschafft – die Schwestern sollen mit ihren gewohnten Möbeln und Kunstgegenständen ein Stück Heimat nach Sarnen mitnehmen. Was aus den beiden bald leeren Klöstern in Wikon und im Melchtal wird, ist noch offen.

So kurz vor dem Umzug sei sie nervös, sagt Priorin Margrith Jegerlehner aus Wikon. «Es gab bei uns nie Opposition, die einen freuen sich gar richtig. Aber die Weitsicht von der Marienburg werden wir vermissen.» Priorin Daniela Bieri vom Melchtal sieht dagegen aus dem runden Fenster zwischen dem Josefshaus und dem Kloster direkt nach Hause. «Das wird uns bei der Eingewöhnung helfen», meint sie. «Das Loslassen ist für manche sehr schwer. Aber wenn man hierher in das schöne neue Haus kommt, möchte man gleich bleiben.»

Die Melchtaler Benediktinerinnen leben künftig im Josefshaus, die Schwestern aus Wikon im Haus Nazareth und die Sarnerinnen im barocken Kloster. Jedes Haus hat einen Gemeinschaftsraum und eine kleine Küche, damit jede Gruppe etwas Eigenständigkeit bewahren kann. «Wenn uns das Essen nicht passt, können wir Pizza machen», witzelt Priorin Daniela. Um gleich anzufügen, dass sie sich keine Sorgen mache: Alle Mitarbeiter des Klosters Melchtal wurden in Sarnen wieder angestellt, auch die Küchenchefin. Das zehnköpfige Team um Geschäftsleiter Markus Koch ist etwa für Küche und Hauswirtschaft zuständig, die Pflege übernimmt die Spitex.

Tagesablauf ist minutiös geplant

Künftig soll das Zentrum zu einem Ort der Begegnung werden, mit Klosterladen und -café. Langfristig könnten auch Mönchsorden oder andere Gruppierungen einziehen. «Gegen den Willen der Benediktinerinnen geschieht aber nichts», betont Hanspeter Kiser. Daher gibt er auch keinen Zeitrahmen für die nächsten Schritte im Zentrum an. «Die Schwestern müssen sich erst einmal einleben.»

Dass das nicht immer einfach werden dürfte, zeigt die minutiöse Vorbereitung: Über Monate hat eine Arbeitsgruppe den Tagesablauf der Schwestern ausgearbeitet. Essen, Abendgebet und Eucharistiefeier finden gemeinsam statt. Die Priorinnen und die Sarner Äbtissin freuen sich, bald mehr Mitschwestern zu haben. «Besonders das Chorgebet tönt dann hoffentlich besser», meint Priorin Margrith und schmunzelt.

Eröffnung und Tag der offenen Tür am 22. Juni.

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