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Luzern

Rücktritt aus VR der Kantonalbank: Franz Grüter (SVP) streicht 333 Arbeitsstunden aus seiner Agenda

Seit 2018 war Franz Grüter Mitglied des Verwaltungsrates der Luzerner Kantonalbank. Jetzt hört er dort auf – mit Verweis auf seine politischen Aufgaben.

Franz Grüter, Mitglied des Verwaltungsrates der Luzerner Kantonalbank AG (LUKB), stellt sich an der Generalversammlung vom 17. April 2023 nicht mehr zur Wiederwahl. Der Luzerner SVP-Nationalrat und IT-Unternehmer ist seit 2018 im Rat.

Er begründet seinen Entscheid gemäss Mitteilung der Bank wie folgt: «Seit der Wahl in den LUKB-Verwaltungsrat hat sich mein berufliches und politisches Aufgabenspektrum wesentlich verändert. Nicht zuletzt das Präsidium der Aussenpolitischen Kommission des Nationalrates, das ich Anfang 2022 angetreten habe, beansprucht mich zeitlich sehr stark. Mit dem Rücktritt aus dem LUKB-Verwaltungsrat möchte ich für mich wieder vermehrt zeitliche Freiräume schaffen.»

Grüter muss pro Jahr 10'000 Seiten lesen

Franz Grüter.
Bild: zvg

Auf Anfrage konkretisierte Grüter den zeitlichen Aufwand, den er für die Luzerner Kantonalbank geleistet habe: «Die Sitzungen des Verwaltungsrates und seiner Ausschüsse muss man intensiv vorbereiten. Da bekommt man jeweils zwischen vier- und fünfhundert Seiten an Unterlagen mit Dokumenten, Berichten oder Risiko-Analysen, die man fundiert lesen und studieren muss.» Insgesamt fänden für LUKB-Verwaltungsräte pro Jahr rund 20 Sitzungen statt – Grüter hat also pro Jahr bis zu 10'000 Seiten Bankdokumente studiert. Berechnet man pro Seite – rein theoretisch – zwei Minuten Lektürenaufwand, kommt man auf 20'000 Minuten Vorbereitungszeit. Das sind 333 Stunden oder fast 14 Tage, die Grüter nun aus seinem Kalender freischaufelt.

VR-Mandat wird mit 60'000 Franken vergütet

«Natürlich habe ich das so nicht ausgerechnet», sagt Grüter am Telefon. Er spricht einfach von einem «aufwendigen Mandat», das er nun abgebe, da er zeitlich sehr stark belastet sei; seit dem Ende der Coronamassnahmen sei er auch wieder vermehrt im Ausland, zuletzt etwa im Kosovo und in Japan. Für seine Dienste im VR der LUKB wurde Grüter mit brutto zirka 65’000 Franken plus 4000 Franken Pauschalspesen pro Jahr entschädigt, wobei eine Hälfte ausbezahlt und die andere Hälfte in Aktien vergütet wird. Bei den Aktien besteht eine siebenjährige Sperrfrist.

Eine Frau und ein Mann rücken für Grüter nach

Nun also bekommt Grüter bald keine 500-seitigen Unterlagen der Bank zur Vorbereitung mehr zugeschickt. Auf seine Zeit im Gremium blickt er gerne zurück: «Es war eine extrem gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung und dem Verwaltungsrat, es herrschte ein schöner Spirit. Und die Bank hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt, gerade digital hat die LUKB sehr viel investiert, und das durfte ich mitprägen, was sehr motivierend war.» Den digitalen Banking-Themen werde allgemein bei der LUKB ein hoher Stellenwert beigemessen. Auch künftig warten hier grosse Aufgaben auf die Bank, Grüter erwähnt hierbei insbesondere die Technologie Open Banking.

Erica Dubach.
Bild: zvg

Marc Gläser.
Bild: zvg

Grüter vereinte als IT-Unternehmer zwei Eigenschaften, welche die LUKB nun wiederum im Verwaltungsrat vertreten haben will und dafür zwei neue Personen in dieses Gremium beruft: Das nötige Digitalisierungs-Know-how soll Erica Dubach Spiegler (53) einbringen, eine «promovierte Informatikerin mit breitem Erfahrungsspektrum». Sie arbeitet aktuell als Leiterin der Abteilung Transformation und Interoperabilität bei der Bundeskanzlei in Bern. Als «innovativer Luzerner Unternehmer mit langjähriger Führungserfahrung» holt die Bank Marc Gläser (54) in den VR. Er ist seit 2014 CEO und Mitinhaber des Skiproduzenten Stöckli Swiss Sports AG in Malters.

Die anderen bestehenden Mitglieder des Verwaltungsrates inklusive VR-Präsident Markus Hongler stellen sich an der Generalversammlung zur Wiederwahl. Mit den beantragten personellen Mutationen wird der Verwaltungsrat der LUKB neu aus neun Personen bestehen, der Frauenanteil beträgt neu einen Drittel.

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