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Kolumne Aus dem Campervan

Ronny und Xenia bereisen die Welt im Campervan: «Wir sind nie zufrieden, wo wir sind»

Ronny Arnold und seine Frau berichten von ihren Erlebnissen in einem Van-Konvoi und von den Aussichten auf eine temporäre, feste Bleibe.

Ronny Arnold schreibt über seine Reise mit dem Campervan.
Bild: Bild: PD

Meine Frau Xenia, unser griechischer Hund Thanos und ich sind mit unserem Van seit längerer Zeit in Europa unterwegs. Vieles wird auf dieser Reise zur Routinesache, auch die Arbeitsteilung. Während sich Xenia meistens um die Zubereitung der Mahlzeiten kümmert, verstehe ich es inzwischen sehr gut, das dreckige Geschirr mit geringem Wasserverbrauch zu reinigen. Sie weiss, wann der nächste Waschsalon besucht werden muss, und ich bin fast schon ein Profi, wenn es darum geht, die Wäscheleine möglichst stabil vom Bus an einen Baum und wieder zurück zu spannen.

Xenia übernimmt als Frühaufsteherin die Morgenrunde mit Thanos, ich decke den nächtlichen «Thanos-Dienst» ab – wenn er jaulend vor der Schiebetür steht und seinen nächtlichen 2G-Drang stillen will. Gepi … und Geka …: So umschreiben wir diese zwei natürlichen Bedürfnisse von Thanos scherzhaft.

In Frankreich haben wir interessante Leute kennen gelernt, die ebenfalls im Van leben. Aus der geplanten einen Nacht auf dem Stellplatz sind drei Wochen geworden. Und als wir uns endlich zur Weiterfahrt durchringen konnten, beschlossen unsere Stellplatz-Bekanntschaften, uns zu begleiten.

Xenia Stutz und Ronny Arnold vor ihrem umgebauten Mercedes-Bus.
Bild: Bild: PD

Meine wichtigste Erkenntnis aus dem gemeinsamen Fahren in einer Gruppe mit vier Vans: Wir kommen viel langsamer vorwärts als bisher. Das liegt allerdings nicht nur daran, dass Tim und Hannahs Mercedes «Düdo» Jahrgang 1970 gerade mal 75 km/h schnell fahren kann. Zudem stösst der alte Motor schon bei der leichtesten Steigung an seine Leistungsgrenze. Erschwerend kommt hinzu, dass die Stellplatzsuche mit vier Vans nicht nur mehr Zeit in Anspruch nimmt, sondern natürlich auch mehr Platz voraussetzt.

Für uns bringt es aber auch Vorteile, in einer Gruppe unterwegs zu sein. Thanos hat – nach anfänglichen Hierarchiekämpfen – einen ebenbürtigen Spielpartner beziehungsweise Kampfpartner gefunden. Mit vier Vans kann man sich zudem besser vor der Tramontana schützen. Allein wäre man diesem kalten Nordwind bedeutend stärker ausgeliefert. Ein weiteres Plus: Wir essen, philosophieren, lachen und musizieren gemeinsam. Dabei entstehen Freundschaften, an die wir uns wohl noch lange erinnern werden.

Wir reisen mit Hannah, Tim, Maja, Jannis, Malte und Caro noch einige Tage weiter, bis sich unsere Wege schliesslich trennen, weil drei von vier Autos in die Werkstatt müssen. Tim und Hannahs Van hat Probleme mit der Kupplung, bei Malte und Caro ist es täglich ein Glücksspiel, ob das Fahrzeug überhaupt noch anspringt, und wir selber haben einen Termin bei «Jésus», der in seiner Werkstatt Karosserie- und Lackarbeiten an unserer «Elsa» ausführen wird.

Den Rückweg von der Werkstatt zu unserem temporären Zuhause in einem Airbnb in der Nähe der Stadt Santander treten wir zu Fuss an. Während wir auf einer abgeschiedenen Strasse unterwegs sind, begegnen wir zufällig zwei Schweizern. Paul und Sophia sind vor zwei Tagen mit dem Flugzeug in Bilbao gelandet und wollen von dort aus mit ihren E-Bikes bis nach Gibraltar fahren. Mit einem Anhänger und dem Allernötigsten ausgestattet, legen die beiden Thurgauer täglich zwischen 100 und 120 Kilometer zurück. Sie haben zwar insgesamt fünf Akkus dabei, müssen aber trotzdem stets nach möglichen Ladestationen Ausschau halten. Nach einer kurzen Unterhaltung wollen wir die beiden Reisenden nicht länger aufhalten und verabschieden uns. Bald sind sie nur noch als kleiner Punkt in der nordspanischen Abendsonne zu erkennen.

Xenia, Thanos und ich freuen uns auf die nächsten paar Wochen in einer «richtigen» Wohnung und auf die damit verbundenen Annehmlichkeiten. Auf einmal schätze ich eine warme Dusche wieder als Luxus. Ich geniesse den auf dem Induktionsherd in kürzester Zeit gekochten Kaffee und spüre, wie ich innerlich zur Ruhe komme – wenn auch nicht für lange. Denn wie hat doch Antoine de Saint-Exupery in seinem Buch «Der kleine Prinz» festgehalten: «Waren sie nicht zufrieden, wo sie sich befanden?» – «Wir sind nie zufrieden, wo wir sind», sagte der Weichensteller.

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