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Nidwalden

Rockabilly-Night: Ein neuer Besucherrekord zum Jubiläum

Mehr als 600 Rockabilly-Fans trafen sich am vergangenen Samstag zur 30. Rockabilly-Night im alten Schützenhaus in Beckenried.
Seit 30 Jahren dabei: The Five. (Bild: André A. Niederberger (Beckenried, 26. März 2022))
Es wurde getanzt, dass der Boden knarrte. (Bild: André A. Niederberger (Beckenried 26. März 2022))
Pure Spielfreude: The B-Shakers. (Bild: André A. Niederberger (Beckenried, 26. März 2022))

Christian Hug

Christian Hug

Christian Hug

Das gab’s noch nie in der Geschichte der Rockabilly-Night: Schon um 18 Uhr am vergangenen Samstag begann das Publikum herbeizuströmen, bald bildete sich eine Dutzende Meter lange Schlange vor dem Eingang zum alten Schützenhaus in Beckenried. Und noch bevor um 20 Uhr die erste Band aufspielte, mussten die Organisatoren viele Fans wieder nach Hause schicken – beziehungsweise in die Bar im Erdgeschoss, denn dort gab's immerhin Musik aus der Konserve und um 23 Uhr ein Extra-Live-Konzert der Nidwaldner Kombo Rusty Waves.

Mit insgesamt weit über 600 Leuten aus der ganzen Schweiz war die 30. Rockabilly-Night ausverkauft. Ein Triumph. Auch wenn man in Betracht zieht, dass dieser Anlass jedes Jahr und zuverlässig so gut wie ausverkauft ist.

Punkt 20 Uhr. Wie sich das gehört, eröffnete Josef Niederberger, Sprecher des organisierenden Vereins Team Eintracht, den Abend mit einer kurzen Jubiläumsansprache: «Willkommen zur 30. Rockabilly-Night. Danke an den Verein, der seit seiner Gründung aus praktische denselben Mitgliedern besteht. Und danke an das Publikum, das der Rockabilly-Night so eisern die Treue hält.» Applaus im Publikum: «Gern geschehen! Danke umgekehrt fürs Organisieren! Und schön, kann sich die national hervorragend vernetzte Szene nach zwei Jahren Coronapause endlich wieder treffen.»

Im Publikum befanden sich dieses Jahr denn auch bemerkenswert viele Mitglieder verschiedener Rock- und Rockabilly-Gangs, die stolz ihre beschrifteten Jacken zur Schau trugen (für Kenner: die Kutten). Ebenfalls im Saal waren erfreulich viele Jugendliche, die sich von einer Musik begeistern liessen, die einst ihre Urgrosseltern erfanden. Was leicht zu verstehen ist, denn dieser Sound hat in all den Jahrzehnten nichts von seiner Frische verloren, wie die aufspielenden Bands bald beweisen sollten.

Und es geht ja im Rockabilly nicht nur um Musik. Es geht auch um Stil. Um schöne Kleider, aufwendige Frisuren, Tanz, Balz, Oldtimer-Autos und Tätowierungen, kurz: um ein Lebensgefühl. Und das groovt.

Ist das Pop?

Einen kleinen Wermutstropfen gab’s dann allerdings doch: Die Band Eddy & The Backfires aus Deutschland musste ihren Auftritt sehr kurzfristig absagen, wegen der Covid-19-Erkrankung eines Mitglieds. In diesen Tagen ist Planungssicherheit immer noch relativ.

Aber mit den B-Shakers fanden die Organisatoren ebenso kurzfristig einen Ersatz: Das Solothurner Quartett spielte erst am Vortag in Kriens und freute sich in Beckenried ganz offensichtlich über das Bonus-Konzert. Sängerin Martina Vogel, stilecht die Konterfeis von Elvis, Johnny Cash und James Dean auf die Arme tätowiert, begeisterte zwar mit einer herrlich kratzigen Gesangsstimme, und die Band spielte ordentlich, aber richtig ins Swingen kamen sie nicht wirklich. Da standen sich die Musiker ein bisschen selber im Weg. Erstaunlich, denn letztes Jahr erschien bereits ihr drittes Album, die Band hat also durchaus Übung.

Geradezu überwältigend war hingegen der Auftritt der Lokalmatadoren The Five, ehemals Rockabilly Five, die seit 30 Jahren an jeder Rockabilly-Night auftreten. The Five, neu mit Eric Ott am Schlagzeug, dem Sohn von Sänger Thomas Ott, rockten das Haus wie immer ebenso routiniert wie begeistert. Über die Jahre hat es diese Band geschafft, ihre Musik so zu komprimieren und abzumischen, dass sie klingt wie grossartiger Pop. Das ist eine überaus gute Leistung. Wie sie das geschafft haben, konnte sich Thomas Ott nach dem Auftritt selber nicht erklären: «Wir haben einfach Freude an unserer Musik», sagte er und lachte fröhlich. Das lassen wir gerne so gelten.

Oldtimer in Bestform

Auch die letzte Band des Abends, The Jets aus England, sprühte vor Energie. Das ist deshalb bemerkenswert, weil diese drei Jungs tatsächlich richtige Oldtimer sind: Sie traten schon in den 1970er-Jahren in englischen Fernsehshows auf, und sie gaben am Samstag im alten Schützenhaus immer noch freudig Vollgas – mit der musikalischen Dichte einer Band, deren Musiker bis ins letzte Detail blind aufeinander eingespielt sind. Das war eine helle Freude.

Entsprechend glücklich war denn auch das Publikum. Nach Mitternacht gingen deshalb noch lange nicht alle Leute nach Hause. Viele tanzten im grossen Saal noch zu Rockabilly aus der Konserve oder in der Bar zur Livemusik von Rusty Waves. Und alle freuten sich schon auf nächstes Jahr, wenn die Rockabilly-Night ins vierte Jahrzehnt gehen wird.

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