Pro Natura will es dem Biber an der Paffnern gemütlich machen. Im zirka 700 Meter langen Abschnitt Schäfmoos des rund 15 Kilometern langen Bachs, der auf Luzerner und Aargauer Boden fliesst, ist eine umfassende Renaturierung geplant. Laut einer Mitteilung des Pfaffnauer Gemeinderates wird dem Bach dank des Projekts «Freiheit für die eigendynamische Entwicklung» gegeben. Und da soll auch der Biber Gestaltungsfreiheiten erhalten.
Das Projekt in Pfaffnau hat gemäss Miriam Peretti von Pro Natura Pilotcharakter. Dies, weil Revitalisierungen üblicherweise von Menschenhand fertig ausgestaltet werden und danach keine grösseren dynamischen Prozesse mehr möglich seien. «Das Gewässer darf sich nach Abschluss der Bauarbeiten dynamisch weiterentwickeln – mit erhoffter Mithilfe des Bibers.»
«Sehr seltene Möglichkeit»
Das Wasser und vor allem der Biber als Landschaftsgestalter solle das Gewässer auf natürliche Weise revitalisieren und auch künftig laufend verändern. «Die Möglichkeit, dies zuzulassen, gibt es sehr selten, weil häufig Infrastruktur oder Kulturland geschützt werden müssen», erklärt sie. Für die Lebensgemeinschaft in und an den Gewässern sei genau diese Dynamik aber sehr wertvoll.
Der Biber soll also nicht nur ab und zu vorbeischauen, sondern es sich in diesem Abschnitt der Pfaffnern einrichten. Der Nager ist bereits heute dort heimisch. «Er macht das, was wir bei Revitalisierungen mit viel Mühe nachzuahmen versuchen, viel effektiver und zudem noch gratis», sagt Peretti. Die Uferbereiche würden bereits heute als Extensivwiesen bewirtschaftet. Nur dort, wo Infrastruktur oder intensiv genutztes Kulturland bis nahe an die Ufer reichen, komme es teilweise zu Nutzungskonflikten. Tatsächlich seien es nur 28 Prozent aller Biberreviere in der Schweiz, die Konflikte verursachen. «Ist der Biber in einem Gewässer aktiv, kann sich die Artenvielfalt dort um ein Vielfaches erhöhen», erklärt Peretti.
Konkret geplant ist, dass alle Ufer- und Sohlenverbauungen im betroffenen Abschnitt entfernt werden, damit sich der Biber und das Wasser an die natürliche Gestaltung des Gewässers machen können. Dieses Konzept gilt laut Peretti für einen Abschnitt der Pfaffnern auf einer Länge von zirka 500 Metern. Der Gewässerabschnitt unter der Liegenschaft Schäfmoos wird von Menschenhand revitalisiert. «Das heisst, dort soll sich das Gewässer nach Abschluss der Arbeiten nicht mehr gross verändern.»
Die Renaturierung wird möglich gemacht, weil die Eigentümerin als Initiantin des Projekts dem Bach auf dem betroffenen Grundstück grosszügig Platz zur Verfügung stellt. Das Projekt liegt derzeit zur Einsichtnahme auf. Wenn alles nach Plan verläuft, sollen die Massnahmen im Frühsommer 2025 starten und im darauffolgenden Herbst abgeschlossen sein. Die Kosten von zirka 850'000 Franken werden über Kanton und Bund finanziert.
Uferbereich erfüllt Schwammfunktion
Die Renaturierung der Pfaffnern im Abschnitt Schäfmoos soll sich auch positiv auf die Hochwassersituation des Bachs auswirken. Im Rahmen der Revitalisierung werden zwei eingedolte Bachzuläufe geöffnet, wie Joana Büchler, Sprecherin beim Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement, sagt. «Durch das Entfernen der Ufer- und Sohlenverbauungen in der Pfaffnern kommt das natürliche Ufer wieder mit dem Wasser in Kontakt und kann so wieder eine gewisse Schwammfunktion erfüllen», erklärt Büchler. Dadurch können bei Starkregen die Oberflächenabflüsse etwas reduziert werden, und in niederschlagsarmen Phasen kann der Trockenheit etwas entgegengewirkt werden.
Auch die Öffentlichkeit soll vom Projekt etwas haben. So wird ein öffentlicher Zugang zum Bach von der Weidstrasse her mit einer Sitzmöglichkeit geplant. Um den Revitalisierungsansatz an der Pfaffnern später mit klassischen Revitalisierungen vergleichen zu können, wird laut Miriam Peretti eine standardisierte Wirkungskontrolle durchgeführt.

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