Matthias Piazza
An einem Vormittag Anfang Dezember nimmt sich Patrick Csomor eine Stunde für das Gespräch mit unserer Zeitung Zeit. Das ist nicht selbstverständlich an einem solchen Freitag, an dem am Nachmittag eine weitere Medienkonferenz des Bundesrates zur Coronasituation ansteht. «An solchen Tagen sind mein Team und ich besonders angespannt», erklärt der Leiter des Gesundheitsamtes Obwalden. «Je nachdem, was der Bundesrat entscheidet, müssen wir im Kanton schnell nachziehen und Weisungen anpassen oder neue erlassen und umsetzen.» Seit Anfang Jahr ist seine Abteilung in diesem Coronavirus-Modus – zusammen mit dem Kantonsarzt und dem Chefarzt des Kantonsspitals Obwalden. Er spricht von einer intensiven, aussergewöhnlichen Phase, die im Februar mit dem Abbruch seiner Skiferien begann.
Zu Beginn standen Materialfragen im Vordergrund. «Wir mussten abklären, ob wir genug und das richtige Schutzmaterial für das medizinische Personal hatten.» Vor allem die Maskenfrage habe das Team auf Trab gehalten.
«Wir wussten lange nicht, welche Masken die richtigen sind.»
Dazu kam der Versorgungsengpass. Schliesslich kamen Verbindungen nach China zu Stande, auch dank Mithilfe von Karin Hess. Die Tochter des Obwaldner Baudirektors hat Beziehungen zu China. «Es kostete einige Telefonate, wegen der Zeitverschiebung auch nachts, bis die begehrte Ware in Sarnen ankam», erinnert sich Patrick Csomor an diese Episode des vergangenen Aprils zurück.
Amtsleiter half zu Beginn selber beim Contact-Tracing
Auch das Contact-Tracing bedeutete eine grosse Arbeitslast. Zu Beginn rief auch Patrick Csomor Personen an, die sich infiziert hatten oder mit Infizierten in Kontakt waren, um bei ihnen eine Isolation oder Quarantäne anzuordnen, was sich bald einmal als nicht ausreichend herausstellte, angesichts der grossen Zahl Infizierter. Eine amtseigene Covid-19-Fachstelle wurde ins Leben gerufen, die sich nebst dem Contact-Tracing auch um die Kontrolle der Schutzkonzepte, den Betrieb der Corona-Hotline sowie die Bewilligung von Grossanlässen und die Medienarbeit kümmerte.
Nach einer kurzen Verschnaufpause im Sommer, als es kaum Neuansteckungen gab, wurde der Arbeitsdruck wieder grösser. Die Fachstelle wurde im November von 100 auf 550 Stellenprozente aufgestockt und die Arbeitszeiten ausgedehnt. Auch abends und an den Wochenenden sind nun Mitarbeiter im Einsatz.
«Wir mussten einen Siebentagebetrieb fast wie im Spital aufziehen, den müssen wir wohl auch über die Festtage durchziehen.»
Positive wie negative Reaktionen
Wegen seiner knapp bemessenen Freizeit im vergangenen Jahr sei seine Familie schon etwas kurzgekommen, erzählt der Vater einer 16-jährigen Tochter und eines 13-jährigen Sohnes. Als «Mister Corona» habe ihn die Bevölkerung nicht wahrgenommen. Das wäre ihm auch nicht recht gewesen. «Meine Person soll nicht im Vordergrund stehen, auch wenn mich die Leute mit dem Coronavirus in Verbindung brachten. Es gab auch die eine oder andere Reaktion auf eine Massnahme – positive wie negative.»
Auf die Frage, wie Obwalden die Pandemie bisher gemeistert hat, meint er: «Ich denke, wir versuchten stets, die Verhältnismässigkeit zu wahren, den Balanceakt zwischen dem Schutz der Gesundheit und den wirtschaftlichen Interessen zu meistern. Das ist uns bisher gelungen.» Diesen Weg versuche man weiterzugehen, auch unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklung.
«Im schlechteren Fall steigen die Fallzahlen wieder»
Er rechnet damit, dass ihn die Coronapandemie noch bis Ende Februar, wenn er den Kanton verlässt, beschäftigen wird.
«Im schlechteren Fall steigen die Fallzahlen nach den Feiertagen und bis nach den Fasnachtsferien Mitte Februar wieder an.»
Corona sei aber nicht schuld, dass er in gut zwei Monaten seinen Job als Leiter des Gesundheitsamtes Obwalden nach gut sechseinhalb Jahren an den Nagel hänge. «Mir gefällt der Job immer noch, doch will ich noch einmal die Gelegenheit ergreifen, etwas Neues anzupacken», sagt der 56-jährige Sachsler, der ursprünglich aus Buchrain kommt. Für mehr Details sei es noch zu früh. Als grosse Projekte seiner Amtszeit erwähnt er etwa die Schaffung des Psychiatrienetzwerkes Luzern/Ob-/Nidwalden, die Totalrevision des Gesundheitsgesetzes oder das Erarbeiten einer Demenzstrategie.
Und wie verbringen die Csomors die Festtage in diesen speziellen Zeiten? «Mit der Verwandtschaft, wenn auch in kleinerem Rahmen als sonst.» Ganz coronakonform.

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