Sandro Renggli
«Fasnacht ohni Umzug – das gaht ned!», haben sich das Ortsmarketing 5-Sterne-Region und der Anzeiger Michelsamt aus Beromünster gedacht und einen virtuellen Fasnachtsumzug organisiert. Trotz Corona fällt die Fasnacht in Beromünster also nicht ganz aus. Ganz nach dem Motto von Zunftmeister Bär Josef I. Küng von der Fleckenzunft: «Fasnacht findet nur statt, wenn man Fasnacht macht.»
So konnten sich Gruppen, Familien oder Einzelmasken für den virtuellen Fasnachtsumzug «Möischter» anmelden und via Foto oder Video ein «rüüdig verrecktes» Umzugssujet präsentieren. Das Ergebnis feierte am Sonntag um 14 Uhr Premiere und lässt sich sehen: Ganze 60 Nummern wurden zu einem über einstündigen Umzug zusammengeschnitten:
Coronavirus als Hauptthema
Die Sujets sind dabei so vielseitig und chaotisch wie man es von der «analogen» Fasnacht kennt. Während sich die einen eher traditionell in Szene setzen und sich etwa als Guggenmusig oder Kabarett präsentieren, könnten so manche Aufführungen fast schon einen virtuellen Hit landen. So tanzen jene Fasnächtler aus dem Team «Bohler» beispielsweise als Frösche verkleidet herum, als wären sie in einem Musikvideo:
Das Coronavirus ist das am häufigsten verarbeitete Thema des Umzugs. Schutzmasken und WC-Papier-Berge dienen den Fasnächtlern als Sinnbild für die Krise. «Statt de Wintergeischter, zeigemer em Corona de Meischter!», verkündet Familie Paffrath. In ihrem Beitrag machen sie dem Virus dann auf kreativste Art und Weise den Gar aus. Bei den «Frey Frauen» kann man sich gegen das «Fasnachtsfieber» impfen lassen – im Wartezimmer gibt's ein «Kaffi-Zwätschge». Die Gruppe «Amrein» bietet in ihrem Video eine Lösung für die Päckli-Flut bei der Post; sie schiessen die Päckli mit einem Kapatult vor die Haustüren – Lieferung via «Luftpost».
Auch die Kleinen beweisen ihr fasnächtliches Gespür: Die Klassen der Schule Beromünster zeigen ihre selbstgemachten Masken oder nehmen TV-Sendungen wie «Switzerland's Next Topmodel» auf die Schippe.
Blick auf 2022
Die «Suure Möcke» üben sich im trocknen Synchronschwimmen – da macht es nichts, wenn das Schwimmbecken zugefroren ist. Die «Superamigos» zeigen derweil einen kleinen Vorgeschmack, was man an der Fasnacht 2022 von ihnen erwarten darf. Tipp: Ganz nüchtern bleiben sie wohl nicht. Auch viele andere Gruppen zeigen bereits jetzt schon ihre Vorfreude auf die nächstjährige Fasnacht, an welcher man die Sujets dann hoffentlich wieder live bestaunen kann.
Der zur Schau gestellte Aufwand ist beachtlich: Viele Gruppen warten mit professionell anmutenden Videos auf und lassen ihrer Fantasie freien Lauf. Die besten Nummern können auch noch Preise gewinnen. Eine unabhängige Jury soll die Sujets beurteilen und die kreativsten Teilnehmer auszeichnen.
In Zeiten, in denen es nicht immer viel zu lachen gibt, beweist der virtuelle Umzug Möischter, warum die Fasnacht wichtiger ist denn je. Sie stellt den Alltag auf den Kopf, selbst wenn dieser gar trist erscheint. Sie hält uns einen Spiegel vor und zeigt die Komik in der Ernsthaftigkeit. Und auch dieses Jahr fehlt sie nicht ganz. Und wie die «Menopause-Influencer» zum Schluss resümieren: Nach diesem Umzug muss die Strasse zumindest nicht gewischt werden.«Bliibid gsond, ond bis im 2022!»