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Obwalden

Obwaldner Volkswirtschaftsdirektor: «Budget des Kantons wird auf den Kopf gestellt»

Weniger Steuereinnahmen und mehr Ausgaben kommen auf den Kanton Obwalden zu. Daniel Wyler ortet in der Corona-Krise aber auch Chancen für Um- und Nachdenken.
Daniel Wyler
(Bild: Urs Flüeler/Keystone)

Martin Uebelhart

Die Einschränkungen zur Bekämpfung der Corona Pandemie haben die Wirtschaft hart getroffen, auch im Kanton Obwalden. Gespürt hat dies speziell die Volkswirtschaftsdirektion. Nach den Erleichterungen des Bundes für die Kurzarbeitsanträge hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Flut von Gesuchen zu bearbeiten. Über 860 sind es mittlerweile. Dass die Gesuche unbürokratisch behandelt würden, klinge gut, löse jedoch viel Arbeit aus, sagt der Obwaldner Volkswirtschaftsdirektor Daniel Wyler im Gespräch mit unserer Zeitung. «Wir haben zum Beispiel unvollständig ausgefüllte Formulare nach Möglichkeit ergänzt», sagt er. Was sich allerdings wegen der reduzierten Erreichbarkeit vieler Unternehmen zuweilen etwas schwierig gestaltet habe, da dies nur nach Rücksprache erfolgen dürfe.

Als der Bund die erste Milliarden-Tranche zur Unterstützung insbesondere auch von kleinen Firmen bekannt gegeben habe, seien beim Kanton die Türen eingerannt worden. Etwas entspannt habe sich die Situation, nachdem vielen klar geworden sei, dass es sich um Kredite und nicht Geschenke handle, so Wyler. Die Banken würden die Anträge überprüfen. Das Ziel der Kredite des Bundes, aber auch jener, die die Obwaldner Kantonalbank zusätzlich in Aussicht gestellt habe, sei nicht, Konkurse zu verschieben. «Viele haben es nicht verstanden, wenn sie sowohl bei der Hausbank und auch bei der OKB abgewiesen worden sind», sagt Daniel Wyler. Es mache keinen Sinn, einer Firma mit einem schlechten Geschäftsverlauf vor Corona noch einen Überbrückungskredit zu geben, denn dies verstärke die Finanzprobleme noch zusätzlich. «Das sind sehr emotionale Gespräche und Situationen», sagt er.

Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seiner Direktion und weiteren, die unkompliziert ausgeholfen hätten, windet er ein Kränzchen: «Sie haben Grossartiges geleistet zugunsten der Unternehmen», hält er fest und teilweise auch an Wochenenden gearbeitet.

Wyler geht davon aus, dass die Arbeitslosenzahlen in Obwalden noch höher werden. «Sie haben sich von Februar bis April auf 1,4 Prozent verdoppelt», hält er fest. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) weise die Zahl der Arbeitslosen mit 153'000 für die ganze Schweiz aus. In den nächsten Monaten werde mit einer weiteren Zunahme von 100'000 gerechnet.

Arbeitslosenzahlen dürften steigen

In Obwalden seien derzeit 8645 Arbeitnehmer für Kurzarbeit angemeldet, so Wyler. Das seien 39 Prozent, der schweizerische Durchschnitt liege bei 25 Prozent. Er rechne damit, dass Leute, die heute in Kurzarbeit seien, arbeitslos werden könnten. «Ich gehe aber davon aus, dass das nicht so gravierend wird, wie gesamtschweizerisch.» Das Seco rechne mit einer Arbeitslosenquote von fünf, sechs Prozent oder noch mehr. Wyler schätzt, dass sie in Obwalden auf 2 vielleicht 2,5 Prozent steigen könnte.

«Die Unternehmen und auch die Arbeitnehmenden in Obwalden habe ich immer als agil wahrgenommen», sagt Wyler. Etwa ein Schreiner der jetzt anstatt Holz zu verarbeiten, Plexiglastrennwände für Läden und andere Einrichtungen baue. Dennoch bereiteten ihm die Aussichten als Volkswirtschaftsdirektor «ein wenig Bauchweh». Unternehmen, die nicht realisiert hätten, dass es ohne gewisse Reserven nicht geht, würden wahrscheinlich die Geschäftstätigkeit aufgeben müssen. Und in Bezug auf die Arbeitslosigkeit würden die zusätzlichen Bundesmilliarden für die Arbeitslosenkasse bei weitem nicht reichen.

«Budget des Kantons wird dieses Jahr auf den Kopf gestellt»

Am meisten Sorgen bereitet Daniel Wyler das kommende Jahr. Es sei damit zu rechnen, dass die Steuereinnahmen zurückgingen. Zudem sei mit Mehrausgaben zu rechnen. Der regionale öffentliche Verkehr komme den Kanton wohl massiv teurer zu stehen, erwähnt er als Beispiel. Bereits gesprochen sei ja auch die zusätzliche Unterstützung für das Kantonsspital. Ein Abbau der zahlreichen aufgelaufenen Überstunden in der kantonalen Verwaltung sei wohl eher auch nicht denkbar, so dass man diese auszahlen müsse. «Das ordentliche Budget des Kantons wird dieses Jahr auf den Kopf gestellt», hält er fest.

Daniel Wyler ist aber auch davon überzeugt, dass die Corona-Krise in vielen Bereichen ein Um- oder Nachdenken bewirken werde. «Das sehe ich als Chance», betont er. «Es wird künftig einfacher zu sagen: ‹Wenn du krank bist, dann bleib zuhause›.» Das sei mitunter belastend für die Wirtschaft , wenn jemand auch nur mit einer normalen Erkältung zur Arbeit erscheine und dann eine ganze Reihe von Kolleginnen und Kollegen anstecke. Oder man frage sich vertieft, in wie weit man von anderen Ländern oder Kontinenten abhängig sein wolle. Oder man entwickelt einen anderen Blickwinkel auf das Reiseverhalten. Neuen Schwung dürften seiner Ansicht nach auch andere Diskussionen wie etwa zum Spitalstandort erhalten.

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