Nach der überraschenden Schliessung des Emmer Ärztezentrums Docstation im vergangenen Jahr, das unter anderem aufgrund finanzieller Altlasten und interner Schwierigkeiten seinen Betrieb einstellen musste, stand das Schicksal der grosszügig ausgebauten Räumlichkeiten in Emmen auf der Kippe. Jetzt haucht Dr. Cornel Raess dem Standort neues Leben ein.
Raess ist Leiter von fünf Gruppenpraxen im Kanton Luzern – mit dem MedZentrum Emmen kommt nun ein sechster Standort hinzu. Die Eröffnung ist auf den 4. August geplant. «Emmen war für uns immer ein Thema, weil die ärztliche Versorgung hier unterdurchschnittlich ist», sagt Raess. Schon früher habe er die Räumlichkeiten begutachtet, jetzt sei der Moment ideal. Die Übernahme der gut 800 Quadratmeter grossen Räumlichkeiten sei unkompliziert verlaufen: «Die Infrastruktur ist sehr hochwertig. Es braucht nur minimale Anpassungen – eine Wand muss entfernt und die alten Zahnarztbereiche rückgebaut werden.»
Breites Angebot ist geplant
Das neue Zentrum startet mit vier Hausärzten. Zusätzlich stehen verschiedene Spezialärzte bereit, darunter Fachpersonen für Kardiologie, Pneumologie, Gynäkologie und Augenmedizin. Auch ein Operationssaal ist vorhanden; momentan wird geprüft, ob er für kleinere Eingriffe genutzt oder umgewandelt werden soll. Derzeit laufen Gespräche mit weiteren Fachärzten. «Eine gute Zusammenarbeit wird mit allen Spitälern und Playern des Gesundheitswesens gesucht.»
Ein grosser Vorteil: Zwei Hausärztinnen aus Emmen konnten für das neue Zentrum bereits gewonnen werden. «Weitere interessierte Ärztinnen und Ärzte dürfen sich gerne anschliessen», so Raess. Gerade in einer Zeit, in der der Hausärztemangel in vielen Regionen akut ist, setzt er auf ein Netzwerkmodell: Das MedZentrum Emmen wird Teil des Praxisverbands rund um die vier Seetalpraxen und das Hausarztzentrum Altstadt in Luzern, bleibt aber organisatorisch eigenständig. «Jeder Standort arbeitet für sich», betont Raess. «Medhelp übernimmt nur die Koordination, Geschäftsleitung und Managementaufgaben.»
Ein Konkurrenzdenken gegenüber anderen Praxen lehne er bewusst ab: «Wir möchten ein integrativer Teil der medizinischen Versorgung in Emmen werden.» Gross anwerben musste Raess die künftigen Mitarbeitenden des Zentrums nicht. «Vieles läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda», sagt er. Dank seiner langjährigen Tätigkeit als Hausarzt und seinen guten Verbindungen zu Spitälern und Spezialisten sei das Netzwerk stetig gewachsen.
Raess ist weiterhin als Leiter und in einem 60-Prozent-Pensum als Hausarzt in der Lindenbergpraxis in Hitzkirch tätig. Dazu kommt seine Aufgabe als Geschäftsleiter der Gruppenpraxen, und gemeinsam mit seinem Medhelp-Team will er weitere Zentren im Kanton Luzern aufbauen. Politisch ist der ehemalige SVP-Kantonsrat deswegen kürzer getreten – 2024 trat er aus dem Kantonsparlament zurück, nachdem er erst im Vorjahr gewählt wurde. «Aufgrund meiner ärztlichen und unternehmerischen Tätigkeit bleibt schlicht keine Zeit mehr für ein aktives politisches Mandat», erklärt Raess.
Zentrum als Neuanfang
Die Docstation, die im Sommer 2024 ihren Betrieb einstellte, war ursprünglich mit grossen Ambitionen gestartet. Doch interne Probleme, unter anderem eine mutmassliche Veruntreuung von Geldern und Verzögerungen bei Bewilligungsverfahren, führten schliesslich zum Konkurs. Patientinnen und Patienten erfuhren damals teils kurzfristig von der Schliessung, was für Unmut sorgte.
Mit dem MedZentrum soll ein neues Kapitel aufgeschlagen werden. «Wir bauen auf Qualität, Kontinuität und persönliche Betreuung», so Raess. Neue Patienten seien herzlich willkommen. «Unser Ziel ist es, den Patientinnen und Patienten in Emmen eine nachhaltige ärztliche Versorgung zu bieten.»


Kommentare
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien, die Kommentare werden von uns moderiert.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.