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Kanton Zug

Neue Massnahme im Ringen um Fachkräfte: Ein Job-Taxi soll das Eis brechen

Das Job-Taxi soll dem Fachkräftemangel in der Zuger Verwaltung entgegenwirken. Kann das funktionieren? 

Im Amt für Informatik und Organisation des Kantons Zug fehlen Fachkräfte. Dem will der Kanton nun mit einem Job-Taxi entgegenwirken, das die Bewerbenden für ein Erstgespräch an ihrem Standort abholt. Doch wie funktioniert das genau? Und ist eine Abholung mit dem Auto angesichts der Dauerdiskussion rund um den CO 2 -Ausstoss zeitgemäss? Reto Joller liefert Antworten. Er ist Leiter von Digital Zug , der Anlaufstelle für Digitalisierungsprojekte des Kantons.

Die kantonale Verwaltung greift zu neuen und unkonventionellen Mitteln, um an Fachkräfte zu kommen. 
Bild: Bild: Stefan Kaiser (Zug, 8. 5. 2020)

Laut Joller dient das unkonventionelle Angebot in erster Linie als Eisbrecher. Denn oft seien Stellen bei einer Verwaltung mit gewissen Vorbehalten verbunden: zu anstrengend, zu schwierig. Mit dem Job-Taxi wolle man die Leute dazu bringen, sich überhaupt zu melden. Man erhoffe sich so «einen Vorteil im umkämpften Arbeitsmarkt».

Nach der ersten Kontaktaufnahme via E-Mail, Threema oder Linkedin wird indes nicht sofort ein Taxi gerufen. Zunächst findet telefonisch ein gegenseitiges «Beschnuppern» statt und die brennendsten Fragen beider Parteien werden geklärt. Mit dieser Taktik solle die «förmliche Distanz» zwischen den Bewerbenden und dem Arbeitgeber verringert werden. Bewerbungsunterlagen braucht es zu diesem Zeitpunkt noch keine.

Nach dem «Beschnuppern» könne sich dann der Wunsch eines gegenseitigen Kennenlernens ergeben – oder auch nicht. Joller: «Auch das ist ein Erfolg. Man spart sich beidseitig Aufwand und im schlechtesten Fall Enttäuschungen.» Sind beide Seiten interessiert, kann das Job-Taxi gebucht werden, das die potenzielle Bewerberin oder den Bewerber abholt und fürs Erstgespräch ins Verwaltungsgebäude oder zu einem anderen vereinbarten Treffpunkt bringt.

Lebenslauf, Zeugnisse und Referenzauskünfte sowie allfällige weitere Prüfungen bleiben auch mit dem Job-Taxi wichtig. «Diese können nach dem Erstgespräch zugesendet werden», so Joller. Auf das Motivationsschreiben verzichte man aber, denn die Motivation werde im persönlichen Gespräch beleuchtet.

Es kann auch ein Job-Zug sein

Ein vom Kanton zur Verfügung gestelltes Job-Taxi zu Zeiten, in denen sich die Bevölkerung für ein neues Klimagesetz ausspricht und durch den Anstieg des Meeresspiegels ganze Inseln verschwinden? Wie ist das vertretbar?

Reto Joller, Leiter von Digital Zug. 
Bild: Bild: PD

Diese Frage habe man sich auch intern gestellt und Mitarbeitende nach ihrer Meinung gefragt. «Dabei ist die Idee entstanden, dass wir Elektroautos anbieten sollten und das machen wir nun so», schreibt Joller.

Zudem sei das Job-Taxi nicht per se als Auto zu verstehen, denn nach Rücksprache mit den Interessenten fördere man auch die Möglichkeit der öffentlichen Verkehrsmittel. So könne es auch ein Job-Zug sein, «was ja auch perfekt zu unserem Kantonsnamen passt», so Joller.

Erste Rückmeldungen würden nun zeigen, dass die neue Massnahme bei den Interessenten gut ankomme. So seien Bewerbungen bei unterschiedlichen Stellen eingegangen, in denen darauf hingewiesen wurde, dass diese Art der Rekrutierung den Entscheid beeinflusst habe, sich zu bewerben.

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