Lukas Nussbaumer
Die Nationalratswahlen vom 20. Oktober versprechen im Kanton Luzern Hochspannung. Aus drei Gründen: Erstens stehen Luzern in der nächsten Legislatur nur noch neun statt wie bisher zehn Sitze zu – mindestens eine Partei wird am Abend des Wahlsonntags ihre Niederlage erklären müssen. Aktuell sieht die Sitzverteilung so aus: CVP und SVP je 3, FDP 2, SP 1, Grüne 1.
Zweitens haben SP, Grüne und Grünliberale bei den Kantonsratswahlen massiv zugelegt, was ihnen gute Chancen auf einen Sitzgewinn gibt – die Frage ist nur, welche bürgerlichen Parteien wie viel verlieren. Und drittens sind die Nationalratslisten von CVP, SVP, FDP, SP, Grünen und GLP derart unterschiedlich zusammengesetzt, dass es Überraschungen geben könnte – Bisherigen droht die Abwahl.
Alle sechs Neuen der CVP sind bekannt
Das ist insbesondere auf jenen Listen möglich, die mit besonders prominenten Namen besetzt sind. Und da sticht die CVP mit ihrem Kandidatenfeld neben den Bisherigen Leo Müller, Ida Glanzmann und Andrea Gmür heraus (siehe Box am Ende des Textes). Die sechs neuen Kandidaten sind durchwegs Schwergewichte oder haben sich in jüngster Zeit einen Namen gemacht. Das fängt bei Christian Ineichen an und hört bei Karin Stadelmann auf. Ineichen ist nicht nur Parteipräsident, sondern hat vor vier Jahren den fünften Platz auf einer schon damals starken Liste belegt, Stadelmann hat sich als Stellvertreterin von Ineichen profiliert und präsidiert inzwischen die Stadtsektion der CVP.
Auch die beiden anderen Frauen sind Zugpferde. Kantonsrätin Priska Wismer verpasste die Wahl 2015 nur knapp, Inge Lichtsteiner ist als ebenfalls langjährige Kantonsparlamentarierin gleich populär: Sie hat bei den Kantonsratswahlen im Wahlkreis Willisau das beste Ergebnis geholt. Auch Josef Wyss – aktuell Kantonsratspräsident und 2011 schon Nationalratskandidat – sowie SC-Kriens-Präsident Werner Baumgartner gelten als Topkandidaten.
Wenig Politprominenz bei Rechtsbürgerlichen
Von einer derart stark besetzten und regional ausgewogenen Liste können SVP und FDP nur träumen. Insbesondere die Freisinnigen präsentieren Namen, die sich die Wähler erst noch merken müssen. Neben den Amtsträgern Peter Schilliger und Albert Vitali sind nur die Kantonsräte Damian Hunkeler und Helen Schurtenberger sowie Parteivizepräsidentin Anne-Sophie Morand halbwegs bekannt.
Bei der SVP sind von den Neuen Parteipräsidentin Angela Lüthold sowie die letztjährige Kantonsratspräsidentin Vroni Thalmann Wahllokomotiven. Willi Knecht und Dieter Haller gehören zwar ebenfalls dem Kantonsrat an, fallen aber nicht auf.
Das gilt auch für einzelne SP-Kantonsräte, die für den Nationalrat kandidieren. Dennoch: Die Liste der Sozialdemokraten ist mit Parteiprominenz wie Präsident David Roth oder der früheren Fraktionschefin Ylfete Fanaj gespickt. Fast alles, was parteiintern Rang und Namen hat, findet sich auch auf den Listen der Grünen und Grünliberalen.
Politologe ist «erstaunt» über die FDP
Für Politologe Olivier Dolder von Interface Politikstudien Luzern präsentiert die CVP «ganz klar die stärkste Liste». Die Frage sei jedoch, ob das für die Verteidigung des dritten Sitzes reiche. Dolder sagt:
«Bei Nationalratswahlen zählt in erster Linie die Partei und nicht der Name.»
«Erstaunt» zeigt sich Dolder, wie viel Mühe die FDP als grosse Partei bei der Suche nach Kandidaten gehabt hat. Bei der SVP zählt Dolder – neben den drei Bisherigen – Vroni Thalmann und Angela Lüthold zu den Schwergewichten. Oliver Imfeld sei zwar bekannt, sein Image nach der Nichtwahl in den Gemeinderat von Horw aber angekratzt.
Die links-grünen Parteien haben bei der Kandidatenauswahl laut Dolder ein gutes Händchen bewiesen. «Die städtisch geprägte Liste der SP scheint auf den ersten Blick unausgewogen. Doch sie macht Sinn, weil die Partei in der Stadt und Agglo am meisten Stimmen holt.» Grüne und Grünliberale hätten ihre Möglichkeiten ausgeschöpft, indem sie ihre Prominenz zu Kandidaturen bewegen konnten.
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