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Luzern

Nach «König Drosselbart» ist Schluss mit dem Märchentheater Fidibus

Das Märchentheater Fidibus zieht seit 34 Jahren durch die Schweiz. Die Abschiedstour gastiert derzeit in der Zentralschweiz.
Im Märchentheater «König Drosselbart» wird der kecke «Fidibus» von der verwöhnten Prinzessin zum Arbeiten eingespannt. (Bild: PD)

Yvonne Imbach

Das beliebte Märchentheater Fidibus wurde 1986 in Basel gegründet und geht seither jedes Jahr mit einer neuen Märchenproduktion sieben Monate lang durch die Schweiz auf Tournee. Nach dieser Produktion ist nun Schluss. Gründer und Produzent Roland Münzel zieht sich nach 34 Jahren altershalber zurück. «Leider war es nicht möglich, eine Nachfolge zu finden», bedauert er.

Doch seit gestern und noch bis am 22. Dezember laden Fidibus und seine Märchenfiguren an diversen Zentralschweizer Orten ein, die Geschichte von der verwöhnten Prinzessin, die bei einem Bettler leben muss, bis sie doch zu «König Drosselbart» findet, live zu erleben. Die Tourdaten finden Sie hier.

Poetisch und sehr unterhaltsam

Die schweizerdeutsche Bühnenfassung dauert ungefähr anderthalb Stunden und ist für Kinder ab vier Jahren leicht verständlich. Dem Produzenten Roland Münzel gelang es, König Drosselbart frei nach den Gebrüdern Grimm in einer Dialektfassung auf der Bühne zu realisieren – poetisch und sehr unterhaltsam.

Die Kulissen sind bei der Wanderbühne etwas weniger üppig, stimmungsvolle Fotowände bieten den Rollen den passenden Hintergrund. Dafür wirken die Figuren umso mehr. Jeder Charakter ist liebevoll ausgeschmückt, überzeugt durch Mimik, Gestik, Kostüm und Maske. Die Sprache ist kindgerecht, die Illusion der Märchenwelt funktioniert auf Anhieb. Auch Fidibus, der witzig durch das Stück führt, ist wieder mit dabei.

Wenn Roland Münzel auf 34 Märchenproduktionen zurückblickt, sind ihm viele Höhepunkte in Erinnerung, zwei greift er heraus: «Gerne erinnere ich mich an das Kind, welches die Bühne stürmte, als die Stiefmutter von Aschenbrödel den Schlüssel verstecken wollte. Das Mädchen wollte der Stiefmutter den Schlüssel entreissen, dermassen erbost war sie, weil das arme Aschenbrödel im Keller eingesperrt war.»

Und als bei einer der ersten Produktionen das ganze Bühnenbild zusammenkrachte, sei Münzel berichtet worden, dass die Kinder sehr angetan von diesem Eiskönig waren. Dieser habe doch seine ganze riesige Eisburg einfach wegzaubern können. «Nachher verbrachten wir zwei Tage mit Reparaturarbeiten», weiss er noch.

Dem Sohn las er täglich vor

Märchen prägten das Leben von Roland Münzel. Was bedeuten sie ihm? «Märchen entführen uns in die unendlichen Weiten der Fantasie und spiegeln uns die gesamte Palette menschlicher Schwächen und Stärken», sagt er. Seinem Sohn habe er schon im Alter von drei Monaten täglich Märchen vorgelesen. «Dies hielt ich durch, bis er 13 Jahre alt war, täglich eine Stunde. Weil wir keinen Fernseher hatten, und weil ich sehr gerne vorlese.» Sein Sohn danke es ihm noch heute.

Wenn nun im Frühling 2020 der letzte Schlussapplaus verklingt, wie geht es weiter? «Nach der Dernière werde ich mich auf längere Reisen vorbereiten. In den letzten 34 Jahren konnte ich jeweils nur kurz verreisen, da ich von den Schauspielern über die Tournee bis zum Sponsoring immer sehr viel zu organisieren hatte.» Die letzte Chance, sich märchenhaft verzaubern zu lassen, sollte man also nutzen.

Hinweis: Tourdaten und Tickets finden Sie hier. Mit Abopass 4 Franken günstiger bei den LZ Corner-Vorverkaufsstellen in Luzern, Stans und Altdorf.

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