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Mein Thema

«Religiös unmusikalisch…»

Gedanken zum Spannungsfeld Religion und Glaube.
Hansruedi Kleiberm Präfekt der Jesuitenkirche
Bild: Remo Naegeli

Einer der bedeutendsten Denker der Gegenwart, der Philosoph Jürgen Habermas, bezeichnet sich selber als «religiös unmusikalisch». Das hindert ihn nicht daran, in seinem zweibändigen Alterswerk «Auch eine Geschichte der Philosophie» über Glauben und Wissen nachzudenken. Habermas geht dabei der Bedeutung von Religion und Kirche während der letzten 2000 Jahre nach und unterstreicht ihre Rolle für die menschliche Gesellschaft und ihre Entwicklung. Trotz seinem stupenden Wissen bleibt der Autor aber für sich persönlich in der Haltung des Vorbehalts gegenüber dem Glauben.

Die Auseinandersetzung mit Habermas lässt mich fragen. Bin ich denn religiös musikalisch? Was könnte das heissen? Etwa, dass ich ein besonderes Gespür für Religiöses entwickelt habe und für solches empfänglich bin? Der protestantische Basler Theologe Karl Barth wies darauf hin, dass Religion und Glaube. nicht dasselbe sind. Und der katholische Denker Romano Guardini sprach vom «Schwinden der religiösen Erfahrung» in unserer Zeit und davon, dass es darum gehe, dem «nackten Glauben» treu zu bleiben. «Religiöse Erfahrung» sei schwer zu definieren und immer zwiespältig. Es müsste also möglich sein, «religiös unmusikalisch» und dennoch gläubig zu sein.

Hansruedi Kleiber
Präfekt der Jesuitenkirche
hansruedi.kleiber@kathluzern.ch

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