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Obwalden

Mit Vater und Sohn Reinhard auf Motorsport-Zeitreise

Der Sachsler Fotograf Daniel Reinhard hat von 1979 bis 2016 über 500 Formel-1-Rennen fotografiert.
Mit seinem Vater Josef Reinhard präsentiert Daniel Reinhard (rechts) das neue Buch «Inside Formel 1» der beiden leidenschaftlichen Sachsler Fotografen. (Bild: PD/Foto Studio Fischlin (Sachseln, 4. Februar 2022))
Josef Reinhard (links) neben seinem Goggomobil der deutschen Firma Hans Glas und Fredi Baumann im Cooper-Rennauto. (Bild: Daniel Reinhard)
Beim Grand Prix von Italien 2010 in Monza entstand dieses Bild mit Michael Schumacher und Fotograf Dani Reinhard. (Bild: Wolfgang Wilhelm)

Robert Hess

Robert Hess

Robert Hess

Jim Clark, Clay Regazzoni, Seppi Siffert, Niki Lauda, Graham Hill, Jackie Stewart, Bernie Ecclestone, Ayton Senna, Alain Prost, Michael Schumacher oder Sebastian Vettel sind Namen, die weit über die Fangemeinde im Auto-Rennsport hinaus bekannt sind. Sie alle und viele andere Fahrer und Funktionäre mehr sind während rund 70 Jahren von den Sachsler Fotografen, Vater und Sohn Josef und Daniel Reinhard, auf und neben den Rennstrecken fotografisch begleitet worden. Das soeben im Verlag GeraMond erschienene rund 300-seitige Buch «Inside Formel 1, Eine Motorsport-Zeitreise von 1950 bis heute» dokumentiert mit eindrücklichen Bildern und Texten Menschen, Technik, Ereignisse, Enttäuschung oder Siegesfreude.

Bis Mitte der 1970er-Jahre hatte sich der heute 90-jährige Josef Reinhard - in der Region auch als «Katastrophen-Sepp» bekannt – mit der Kamera auf den Rennstrecken bewegt. 1979 trat der heute gut 61-jährige Sohn Daniel in die fotografischen Fussstapfen seines Vaters im Autorennsport in aller Welt. «Von 1979 bis und mit 2016 habe ich für Motorsportmagazine oder grosse Tageszeitungen insgesamt 553 Formel-1-Rennen fotografiert», zieht Daniel Reinhard heute Bilanz. Und er ergänzt:

«Mein allerletztes Rennen war der GP von Italien in Monza 2016.»

Ecclestone, Schumacher, Vettel ... Er kannte sie alle

Bereits seine 500. fotografische Rennbegleitung hatte Dani Reinhard 2010 in Monza feiern können. «Damals erhielt ich ein grosses Lob von Bernie Ecclestone», berichtet er, «und Michael Schumacher liess es sich nicht nehmen, mir zu diesem Ereignis auf einem gemeinsamen Bild zu gratulieren.» Besonders freundschaftlich verbunden war Dani Reinhard auch mit Sebastian Vettel. Der viermalige Formel-1-Weltmeister ziert denn auch das Vorwort des neuen Buches mit einer handschriftlichen Botschaft. «Ich habe unsere gemeinsame Zeit im Rennsport schätzen gelernt», schreibt Vettel, «und habe dich als einen unglaublich offenen Menschen und leidenschaftlichen Fotografen erlebt.»

Keine Frage, dass die zum Teil bisher noch unveröffentlichten Bilder im Mittelpunkt des Buches stehen. Von ihnen aus spannt der Autor mit gut geschriebenen und persönlichen Texten den Bogen zu den Menschen im Autorennsport. Er lässt die Leserinnen und Leser an seinen unzähligen Erlebnissen und Begegnungen teilhaben. Selbstverständlich hat auch die gewaltige Entwicklung in der Fotografie in diesen Jahren ihren angemessenen Raum im vorliegenden Buch, dem laut Reinhard ein zweites folgen soll.

Auch schwere Unfälle miterlebt

«Der letzte Scheck» hat Daniel Reinhard das Kapitel über Unfälle im Motorsport getitelt. «Wir haben einige der gravierendsten Unfälle in unmittelbarer Nähe miterlebt», berichtet er. Als Profi-Fotografen konnten die Reinhards nicht einfach darüber hinwegsehen. So erwähnt der Autor den tödlichen Unfall des Schotten Jim Clark vom 7. April 1968 beim Formel-2-Rennen in Hockenheim. Sein Vater sei damals vor Ort Fotograf für das Motorsportmagazin «Powerslide» gewesen. Im Zielraum habe er etwas von einem Unfall gehört, worauf er sofort die zwei Kilometer lange Strecke durch den Wald in Richtung Ostkurve gerannt sei. Ein anderer Fotograf sei allerdings noch schneller gewesen, «doch diese ersten Filme sind von den Untersuchungsorganen an Ort und Stelle beschlagnahmt und nicht mehr zurückgegeben worden. Mein Vater hatte mehr Fotografen-Glück. Er konnte die Aufnahmen vom zerstörten Lotus nach Hause bringen, von wo sie um die Welt gingen.»

Für die Reinhards war aber stets klar: «Ein Rennsportfotograf muss die Bilder rasch entschlossen schiessen, diese aber im Nachhinein prüfen. Ein zerstörtes Auto zu zeigen, geht in Ordnung, aber der schwer verletzte oder gar tote Fahrer darf nicht in der Öffentlichkeit zur Schau gestellt werden.»

Fotografen leben gefährlich

Rennsportfotografen sind trotz Teleobjektiv nahe beim Geschehen und laufen dabei Gefahr, bei einem Unfall von herumfliegenden Teilen getroffen zu werden. Dani Reinhard erlitt 2000 beim GP von Grossbritannien in Silverstone beim Fotografieren im Startbereich eine Fussverletzung. Diese machte sich aber erst zu Hause mit starken Schmerzen richtig bemerkbar. Sein Hausarzt sei damals nicht erreichbar gewesen. Sonntagsdienst habe der Alpnacher Arzt Dr. Joseph Jeker gehabt. Dieser wollte wissen, was denn passiert sei. «Als ich ihm sagte, Michael Schumacher ist mir gestern mit dem Ferrari über den Fuss gefahren», habe Jeker gelacht und gesagt, das sei das Beste, was er je zu Ohren bekommen habe, ich solle ihm die Wahrheit sagen. «Genau das habe ich ja getan», erzählt Reinhard im Buch, «und so kam der Name Michael Schumacher in meine Krankenakte. «Aber alles Schöne und Positive, das ich im Autorennsport erleben durfte, stellt solche Verletzungen weit in den Hintergrund», sagt Daniel Reinhard heute.

Hinweis: Erhältlich ist das Buch bei www.amazon.de, bei www.zwischengas.com oder bei daniel.reinhard@bluewin.ch.

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